In Tübingen hat am Montag, 15. Mai, die PEN-Jahrestagung begonnen. Die Schriftstellervereinigung PEN Deutschland will der Öffentlichkeit ihre Arbeit und ihren Einsatz für die Freiheit des Wortes näherbringen. Die Abkürzung PEN steht für "poets, essayists, novelists".
Diskussion über Verfolgungssituation
Motto der PEN-Tagung: "Verteidigung von Kunst, Traum und Phantasie", ein Zitat des 2013 verstorbenen Tübinger Rhetorikers und Schriftstellers Walter Jens. Jens war Präsident des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland von 1976 bis 1982. 120 PEN-Mitglieder sowie Stipendiatinnen und Stipendiaten aus vielen Ländern der Welt wollen nun in Tübingen eine Woche lang unter anderem über weltweite Verfolgungssituationen im Mittleren Osten, Israel und Palästina diskutieren. Unter dem Motto "Freiheit des Wortes" gibt es Lesungen, Werkstattgespräche und Vorträge.
PEN-Mitgliederversammlung am Wochenende
Zum Abschluss der Tagung findet am 19. und 20. Mai die PEN-Mitgliederversammlung statt. Auf ihr wollen die Mitglieder über Anträge und Resolutionen debattieren und über die Schwerpunkte der künftigen Arbeit sprechen.
Spaltung der PEN im vergangenen Jahr
Im letzten Jahr war es innerhalb des Verbandes zu einem Streit gekommen: Weil es Kontroversen um seinen Führungsstil gab, trat der damalige Präsident Deniz Yücel im Mai 2022 von seinem Amt zurück. Gemeinsam mit seinen Befürwortern gründete er eine neue Vereinigung, die so genannte PEN Berlin. Man wolle einen neuen, zeitgemäßen und diversen PEN, so die Begründung. Die neugegründete PEN Berlin ist von der internationalen PEN-Vereinigung nicht anerkannt.
"Tübinger Modell" soll den PEN präsent machen
Etwa ein Jahr nach der Spaltung geht der offizielle PEN nun an die Öffentlichkeit. Anders, als in den letzten Jahren, soll es zusätzlich zur geschlossenen Mitgliederversammlung auch ein Rahmenprogramm geben. Gemeinsam mit der Stadt Tübingen veranstaltet der Verband in dieser Woche Lesungen, Filmvorführungen und Ausstellungen, die für die alle Interessierten zugänglich sind. Veranstaltungsorte sind unter anderem Schulen, die Universität und das Weltethos-Institut Tübingen. Der PEN soll für die Öffentlichkeit greifbarer werden, so der jetzige Präsident José F. A. Oliver in einer Pressekonferenz. Deshalb hat er sich für ein Rahmenprogramm eingesetzt.
Das "Tübinger Modell", wie Oliver es nennt, soll ein Beispiel für zukünftige PEN-Veranstaltungen sein. Die öffentliche Präsenz sei ein neuer Weg, den man nach dem Streit im letzten Jahr gehen will. Auch intern soll es Veränderungen geben. So strebe man Reformen an, die einzelne Verantwortungsbereiche stärken. Es solle nicht die ganze Handlungsmacht beim Präsidenten liegen.