15 Meter hoch ist die Holz- und Reisigpyramide, die hoch über Hirrlingen steht, auf einer Fläche, die "Gurgel" genannt wird. Die Achtklässlerinnen und Achtklässler der Gemeinde haben seit Ende der Sommerferien an dieser Pyramide gearbeitet. Am Abend vor Nikolaus wird diese monatelange Arbeit angezündet, und zwar von den 13- bis 14-Jährigen selbst. So beginnt die traditionelle Veranstaltung, die inzwischen Menschen aus der gesamten Neckar-Alb-Region anlockt.
Innerhalb weniger Minuten tobt ein beeindruckendes Feuer
Die Schülerinnen und Schüler stehen um die gigantische Holzpyramide. Auf Kommando stecken sie ihre Fackeln in das Stroh, das die Basis der Pyramide bildet. Sofort breitet sich das Feuer aus und wird schnell größer, wandert nach oben zu den "Büschele". Das sind Bündel aus Reisig und dürren Zweigen, die von den Jugendlichen vorbereitet wurden. Der Wind, der hier ordentlich bläst, facht das Feuer zusätzlich an.
Dann kommt der große Auftritt des Nikolaus und seinem Gehilfen Knecht Ruprecht. Die Jugendlichen begleiten ihn vom nahegelegenen Waldrand zu den Menschen am Feuer.
"Lasst uns froh und munter sein" singen die Jungen in der original schwäbischen Variante: "Luschdig, luschdig trallalalala". Der ein oder die andere der inzwischen über 500 Menschen, die sich rund um das Nikolausfeuer versammelt haben, stimmen mit ein.
Der Nikolaus verteilt Hutzele und gute Wünsche
Das Feuer hat inzwischen seinen Höhepunkt erreicht und strahlt eine wohlige Wärme in diesen kalten Abend. So wohlig, dass der Nikolaus doch glatt ins Schwitzen kommt bei seinem Gang durch die Menge. Ehrfürchtig wird er von den Kindern angeschaut, denen er die Hand schüttelt. Nikolaus und Knecht Ruprecht verteilen dazu noch eine Hirrlinger Spezialität: Die "Hutzeln". Das sind gedörrte Apfelscheiben, die ebenfalls von den Schülerinnen und Schülern vorbereitet wurden. Dazu gibt es noch ein paar gute Wünsche für die Advents- und Weihnachtszeit. Nach einer halben Stunde ziehen Nikolaus, Knecht Ruprecht und die Schüler weiter ins Dorfzentrum und verteilen dort Schokolade und die restlichen Hutzeln.
Hirrlinger Tradition seit genau 100 Jahren
Das Nikolausfeuer entstand zu Zeiten der Weimarer Republik. Schon länger wurde der Nikolaus von den Buben des Dorfes am Waldrand abgeholt - mit provisorischen Fackeln. Im bitterkalten Dezember 1923 haben sich die Jugendlichen mit den noch brennenden Fackeln ein Feuer gemacht, um sich aufzuwärmen. Mit ein paar Reisigwedeln wurde das Feuer dann immer größer. Das erste Hirrlinger Nikolausfeuer war entstanden. Und dieser Brauch wird bis heute gepflegt.
Nikolaus am Seil und in der Kutsche
Auch in anderen Orten werden Nikolausbräuche gepflegt. In Tübingen zum Beispiel seilt sich der Nikolaus an der Kinderklinik ab, in Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb fährt er mit einer Kutsche nach Undingen: