Natur auf der Leinwand

Künstlerin aus dem Kreis Reutlingen gewinnt aus Steinen und Erde Farbe

Stand
Autor/in
Tim Richter
Tim Richter ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Seit knapp einem Jahr sammelt Eva Doelker-Heim Steine und Erde aus der Region Neckar-Alb. Das Besondere: Sie verarbeitet sie zu Farbe für ihre Kunstwerke.

Eva Doelker-Heim aus Gomaringen (Kreis Reutlingen) sammelt Steine und Erde von der Schwäbischen Alb und der Region für ihre Kunstwerke. Sie gewinnt aus natürlichen Elementen Farbe. Doelker-Heim ist Künstlerin seit sie einen Stift halten kann, sagt sie selbst. Ihre Begeisterung für die Kunst hat auch im Erwachsenenalter nicht nachgelassen. Sie malt leidenschaftlich gerne, manchmal auch etwas abstrakter.

Giftunfall hat Umdenken bewirkt

Bis vor einem Jahr hat sie auch gerne mit Ölfarben gearbeitet. Vor allem mit Kadiumgelb, einem sehr grellen, wenn auch giftigen Farbstoff. Wie es sich gehört, hat sie ihren Öllappen nach der Arbeit verbrannt, weil der sich sonst selbst entzünden könnte. Dabei hat sie sich allerdings beinahe vergiftet. Denn: Der Rauch des Farbstoffs ist noch giftiger als der Stoff ohnehin schon. Zum Glück geschah das aber draußen. Nach einem Anruf bei der Giftnotrufzentrale war klar: Eva Doelker-Heim ist mit einem blauen Auge davon gekommen. Trotzdem hat der Vorfall etwas bei ihr ausgelöst.

Stein und Erde: hin zu den natürlichen Farben

Die Künstlerin wollte weg von den künstlichen und hin zu den natürlichen Farbstoffen. Eine Internet-Recherche führte sie zu einem Farbhersteller im Allgäu. Dort entdeckte sie das erste Mal Farben aus Gesteinen, Erden und aus Pflanzen. Zuerst kaufte Eva Doelker-Heim die natürlichen Farbpigmente noch ein. Dann gaben die Eltern den Anstoß: Warum nicht Papas Steinesammlung nutzen und selbst Farbe herstellen? Anfangs sträubte sich die Tochter noch aus Angst vor zu hohem Aufwand. Als Doelker-Heim es dann doch wagte, öffnete sich ihr eine neue Tür.

Für die Herstellung ihrer Farbe mörsert Eva Doelker-Heim ihre Steine und Erde.
Für die Herstellung ihrer Farbe mörsert Eva Doelker-Heim ihre Steine und Erde.

Farbproduktion: Steine und Erde werden gekocht und gesiebt

Als sie sich das erste Mal selbst an die Farbproduktion wagte, fiel ihr auf: Der Prozess ist viel schneller und einfacher als gedacht. Man muss sich nur die bröckeligen Steine suchen, die sich einfach zerkleinern lassen. Steine und Erde kann man dann einfach in Wasser kochen, sieben und trocknen lassen. Dann nur noch mit dem Mörser zermahlen und mit Leim-Öl mischen und voilà: Fertig ist die Farbe.

Ich war fasziniert, was für Farben ich selber herstellen kann aus Erden und aus Steinen und wie schnell das alles ging.

Aus Albsteinen und Erde mixt Eva Doelker-Heim leidenschaftlich gerne Farbe.
Aus Albsteinen und Erde mixt Eva Doelker-Heim leidenschaftlich gerne Farbe.

Künstlerin hat mittlerweile viele verschiedene Farben

Die natürlichen Farben ließen Eva Doelker-Heim nicht mehr los. Mittlerweile hat sich die Gomaringerin eine beachtliche Menge an verschiedensten Farbspektren zusammengestellt. Egal wo sie ist, hat sie nun die Augen auf den Boden gerichtet und hält immer Ausschau nach neuen interessanten Farben. Ihr Mann muss anhalten, wenn sie aus dem Auto in der Landschaft ansprechende Steine und Erde sieht.

Die angesammelten Farbspektren von Eva Doelker-Heims Albsteinen und Erden.
Die angesammelten Farbspektren von Eva Doelker-Heims Albsteinen und Erden.

Regionale Farbunterschiede

Besonders interessant sind die farblichen Unterschiede innerhalb der Region. Das Dunkelbraun des Rossbergs in Reutlingen wandelt sich in Tübingen zu roséfarbener Erde.

Ein Tübinger Stein aus Eva Doelker-Heims Sammlung mit roter und türkiser Farbe.
Ein Tübinger Stein aus Eva Doelker-Heims Sammlung mit roter und türkiser Farbe.

Besucher durften sich aus Sammlung eigene Farbe mischen

Mit ihrer Leidenschaft zur Farbe aus dem Boden ist Eva Doelker-Heim nicht alleine. Viele Besucher haben sie bei ihrer letzten Kunstausstellung auf Steine und Erde angesprochen. Und sie durften sich aus der Sammlung der Künstlerin ihre eigene Farbe mischen. Auf einem Gemeinschaftsgemälde haben sich einige faszinierte Besucher verewigt.

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