Die Reutlinger Konditorin Hélène Kegler liefert bei der Olympiade der Köche ihr Dessert-Schaustück für das deutsche Team ab. Der Weg dorthin war laut Kegler alles andere als ein Zuckerschlecken. Spontan ist sie als offizielle Patissierin der deutschen Köche-Nationalmannschaft eingesprungen. Ihr Schaustück wurde wegen der knappen Zeit damit zur Mammutaufgabe.
Anfrage der Nationalmannschaft über Instagram
Als Hélène Kegler eines Morgens ihre Nachrichten auf Instagram liest, denkt sie, sie wird veräppelt. Als oberste Nachricht die Anfrage eines Kochs der deutschen Köche-Nationalmannschaft: "Hättest du zufällig Zeit und Lust uns zu helfen und Erfolg zu haben?", heißt es. Ein Teammitglied sei spontan abgesprungen, sie bräuchten ein großes Schaustück für die Olympiade der Köche. Sie sei ihm über den Freund eines Freundes empfohlen worden, schreibt der Koch.
Zuerst sei sie skeptisch gewesen, sagte dann aber zu, erzählt Kegler dem SWR. Dann ging alles ganz schnell: Die Details bekam sie noch über Instagram. Kurz darauf: Ein Telefonat mit dem Nationaltrainer Mike Wieser. Ihr Chef im Café Sommer war begeistert, die Reutlingerin aufgeregt und gespannt. Aber auch erste Zweifel machten sich breit.
Stress wegen Kreativblockade
Das vorgeschriebene Thema für das Schaustück: "Die Welt bei uns zu Hause". Die Konditorin ist erst einmal ratlos. Wie soll man das bildlich darstellen? Dafür hätte es vor allem Zeit und Inspiration gebraucht, erzählt sie rückblickend. Zu dem Zeitpunkt hatte Hélène Kegler aber weder das eine noch das andere. Stunden, Tage, Wochen vergehen, ohne eine Idee.
Sie kann weder essen, noch schlafen, ist kurz vor dem Nervenzusammenbruch, wie sie selbst sagt. Sie habe gedacht: "Ich brauche ja noch eine Idee. Jetzt habe ich zugesagt und weiß gar nicht was ich machen soll." In ihrer Hilflosigkeit wendet sie sich an eine Freundin. Mehrere Stunden verbringen die beiden miteinander, trinken Tee, zeichnen Skizzen. Und dann kommt ihr endlich die zündende Idee. Das Motiv will sie noch nicht verraten - immerhin sollen sich andere Teams vor der Olympiade nichts von ihrem Schauwerk abschauen.
Harte Arbeit neben der Arbeit
Trotz Idee lässt der Stress für Hélène erstmal noch nicht nach. Immerhin muss sie ihr Kunstwerk jetzt noch gestalten und mit Fingerspitzengefühl verzieren. Bei der leicht zerbrechlichen Schokolade ist das aber einfacher gesagt als getan. Vor allem unter Zeitdruck. Zum Vergleich: Die meisten Teams planen ihre Schaustücke knappe zwei Jahre vor der Olympiade. Die Reutlingerin muss ihr Werk innerhalb von wenigen Monaten herbeizaubern.
Vor allem muss Hélène Kegler ihr Kunstwerk neben der Arbeit gestalten. Teils bis spät in die Nacht. Immer wieder brechen ihr Teile auseinander. Aber sie gibt nicht auf. Auch ihr Chef, Carl Sommer, unterstützt sie, baut sie immer wieder auf. Er stellt ihr die professionellen Maschinen der Konditorei zur Verfügung und schaufelt sie frei von Diensten, wo es geht. "Wir sind natürlich stolz drauf. Sie ist schon immer bei uns, wir haben mit ihr zusammen ihren Meister gemacht", erzählt Sommer. "Irgendwo haben wir auch was richtig gemacht und haben ihr natürlich auch was mit auf den Weg gegeben, dass sie immer noch dabei und das weiter macht", lacht der Chef.
Der Trainer ist zufrieden
Wenige Tage vor der Olympiade der Köche ist das Werk so gut wie fertig. Etwa ein Meter hoch, geballt mit elegant verzierter Schokolade steht das Schaustück im Kühlraum der Konditorei. "Tisch nicht bewegen", steht auf der Ablage - das Stück könnte bei jeder Erschütterung auseinander brechen.
Zeit auch für den Trainer Mike Wieser das Stück noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Er ist mit Teammanager Ronny Pietzner extra aus dem Trainingslager angereist, um die Konditorin und ihr Schaustück in Person zu sehen. Der Trainer zeigt sich begeistert.
Endgegner: Transport
Eine kleine Erleichterung für Hélène Kegler. Entspannen kann sie aber noch nicht. Genau wie Trainer und Teammanager steht sie noch unter Strom. Einiges gibt es noch zur organisieren. Die größte Sorge im Moment für die Reutlingerin: Wie kommt das Schaustück heil nach Stuttgart zur Olympiade der Köche?
Ihr Chef Carl Sommer wird sie dabei unterstützen und gemeinsam mit ihr das zerbrechliche Werk vorsichtig mit dem Auto transportieren. Wenn das geschafft ist, dann ist alles gut, sagt die Reutlingerin dem SWR. Essen möchte sie ihr Schaustück nach der Olympiade aber nicht, sagt sie. Stattdessen möchte sie es öffentlich ausstellen.