Künstliche Intelligenz rettet den Weihnachtsbraten

Wie ein Tübinger Entenzüchter seine Tiere mit KI vor Angreifern schützt

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Harry Röhrle
Harry Röhrle

Der 21-Jährige Matthis Pusch hegt und pflegt in Tübingen knapp 400 Enten. Da er nicht rund um die Uhr bei den Tieren sein kann, hat er ein Enten-Feinde-Abwehrsystem installiert.

Auf einem Hof in der Nähe des Neckars bei Tübingen züchtet Matthis Pusch seine Enten. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) will er seine Entenschar vor Angriffen schützen. Damit sie bis zum Schlachttag überleben und zu Weihnachten verkauft werden können. Er will sie so vor Krähen schützen.

Der 21-Jährige Student der Agrarwissenschaft hegt und pflegt sie seit Oktober. Die Enten sind meist draußen auf der Wiese, die genügend Platz bietet. Sogar häufiger als es das Bioland-Zertifikat vorschreibt, unter dessen Richtlinien Matthis seine Enten züchtet.

Die Enten haben auf einer Wiese genügend Platz, um sich wohl zu fühlen. Aber draußen lauern Feinde, wie etwa Krähen
Die Enten haben auf einer Wiese genügend Platz, um sich wohl zu fühlen. Aber draußen lauern Feinde, wie etwa Krähen.

Aber auf der Wiese lauert der größte Feind der Watschel-Herde: Krähen, die auf den Bäumen sitzen. Mit diesen Vögeln hat der 21-Jährige Entenzüchter schlechte Erfahrungen gemacht. Die greifen im Rudel an, verfolgen die Enten, bis diese erschöpft sind und dann picken sie zu.

Im Oktober, als ich die kleinen Enten zum ersten Mal raus gelassen habe, hatte ich direkt am Abend drei verletzte Tiere.

Tübinger Züchter schützt mit KI Enten

Matthis kann wegen seines Studiums nicht rund um die Uhr bei den Enten sein. Deshalb hat er ein Gerät besorgt, das mit künstlicher Intelligenz gesteuert ist. Das Gerät heißt "Bird Alert", also Vogelalarm. Es erkennt, wenn Krähen in der Nähe sind. Der Computer in einem wasserdichten Koffer errechnet blitzschnell eine Bekämpfungsstrategie und gibt dann über Lautsprecher Töne aus. Die klingen nach verängstigten Krähen.

An einem Baumstamm sind mehrere Lautsprecher montiert. Die KI generiert Angstlaute, durch die Krähen verjagt werden sollen.
Mit Angstlauten über Lautsprecher werden werden Krähen verjagt. Sie sind die Feinde der Enten.

Die Krähen meiden seither die Entenwiese und in der Tat gab es, so Matthis, bislang keine weiteren verletzten Tiere. Die Methode scheint also zu klappen.

Schicksal der Enten noch vor Weihnachtsfest besiegelt

Zweimal am Tag schaut Matthis bei seinen Enten vorbei. Das Essen für die Tiere bereitet der 21-Jährige in einer Mischmaschine vor. Biofutter aus der Region für die Bioland-Enten. Nass angerichtet. Das können die Tiere besser fressen und verdauen. Das Futter hat viel Protein und Mineralien. Damit der Weihnachtsbraten nicht nur "Haut und Knochen ist", so der junge Entenzüchter.

Den Enten geht es bestens, sie haben sogar zwei Swimming-Pools. Auch wenn ihr Schicksal bestimmt ist.
Den Enten geht es bestens, sie haben sogar zwei Swimming-Pools. Auch wenn ihr Schicksal bestimmt ist.

In der Woche vor Weihnachten wird Matthis Pusch die Enten dann zum Schlachter bringen. "Es gibt ganze Tiere und dann gibt es Brüste und Keulen. Der allergrößte Teil wird Weihnachtsbraten", sagt Matthis. Nach Weihnachten ist es zunächst also ruhig rund um den Hof im Neckartal. Aber der 21-Jährige Entenzüchter will natürlich weiter machen: "Nächstes Jahr im Oktober bekomme ich wieder Küken und dann geht das Ganze wieder von vorne los“.

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