Mal schneit es, mal schneit es nicht. Eigentlich ist das auf der Schwäbischen Alb und im Nordschwarzwald nicht ungewöhnlich - doch die Auswirkungen des Klimawandels fordert Skiliftbetreiber in beiden Regionen zunehmend heraus.
Die Fasnetzeit nach den Weihnachtsferien gehört für viele Skipisten-Betreiber zu den Höhepunkten der Wintersaison. Vor allem Familien nutzen die freien Tage, um nochmal Skifahren zu gehen. Laut Prognose des Deutschen Wetterdienstes sind derzeit allerdings Regen und milde Temperaturen zu erwarten. Deutlich zu warm für die Skiliftbetreiber, die vor allem im Winter auf schneereiches Wetter angewiesen sind.
Mittlerweile ein Glücksspiel
Finanziell sei es deshalb schwierig, sich an Ferienzeiten zu orientieren, sagt Jochen Gekeler von der Wintersport Arena Holzelfingen. Das Skigebiet im Landkreis Reutlingen ist eines der größten Skigebiete auf der Schwäbischen Alb. "Wir können unseren Umsatz mit dem Betrieb der Skilifte nicht an bestimmten Tagen festmachen, weil wir nicht gleich viel Kundschaft haben.
Es gibt Tage mit 3000 Skifahrern, dann wieder Tage mit nur 100 Gästen." Seit Jahrzehnten habe man sich auch daran gewöhnt, dass es Winter ohne Skitage gäbe und welche mit 50 Skitagen. "Jeder Winter ist anders. Es ist eigentlich ein Glücksspiel geworden und im Grunde gibt es keine Regel", sagt Gekeler.
Skiparadies Zainingen musste schließen
Immer weniger Schneetage sind für Karin Hoffmann vom Skiparadies Zainingen (Kreis Reutlingen) schließlich zum Verhängnis geworden. Im vergangenen Dezember verkündeten die Hoffmanns auf ihrer Homepage das Ende ihres Skiparadies im Salzwinkel. Drei Lifts hatte die Familie hier betrieben. 1964 ging der erste von drei mit 400 Metern Länge in Betrieb.
Ihr Vater hatte den ersten Skilift in den 1960er Jahren gebaut und ein Händchen für Technik. Er verbesserte in den Jahren danach immer wieder die Anlage. Bis auf 840 Metern Höhe konnten sich die Skifahrer nach oben ziehen lassen.
"Rund 2000 Leute kamen durchschnittlich an einem guten Tag, also bei Sonnenschein und Schnee", erinnert sich Karin Hoffmann. Nach 60 Jahren den Schritt zu gehen, den Betrieb für immer einzustellen, sei für die Skiliftbetreiberin daher keine leichte Entscheidung gewesen:
"Viele Jahre haben wir uns immer wieder gesagt: Komm, wir probieren es nochmal, schließlich sind ich und meine Geschwister mit dem Skilift aufgewachsen. Selbst unsere Kinder und Neffen haben hier Skifahren gelernt", erzählt Hoffmann. Am Ende habe der Aufwand für die Instandhaltung und den Betrieb der Skilift-Anlage aber in keinem Verhältnis mehr zum Umsatz gestanden.
Mountainbiker nutzen Skilift im Sommer
Jürgen Estler, vom WSV Tailfingen, möchte den Fortbetrieb seines Skilifts am Schlossberg in Albstadt-Tailfingen (Zollernalbkreis) nicht dem Zufall überlassen. Der Wintersportverein setzt deshalb auf weitere finanzielle Standbeine. Neben einer Skibörse im November hat sich der Verein mit dem Bikepark Albstadt zusammengetan.
Jetzt nutzen Mountainbiker von März bis Oktober seinen Lift, um samt Fahrrad auf die Bergspitze zu gelangen. Dann geht es für sie auf präparierten Downhillstrecken neben der Piste hinunter zur Talstation. Durch die Kooperation könne er die Einbußen aufgrund des Schneemangels wieder ausgleichen, so der 69-Jährige.
Tage ohne Schnee im Nordschwarzwald nehmen zu
Mit rund 12 Schneetagen hatte der Nordschwarzwald in diesem Winter etwas mehr Glück. Seit Ende November gab es hier ausreichend Schnee für Skifahrer, so Daniel Karcher. Gemeinsam mit seiner Schwester betreibt er den Bühlertallift Hundseck (Landkreis Rastatt) an der Schwarzwaldhochstraße.
Die angekündigten Regentage zur Faschingszeit stimmen ihn dennoch traurig: "Es wäre sicherlich schön, wenn es in der Fasnetzeit Schnee gebe, denn Februar ist oftmals ein verlässlicher Monat für uns. Doch so wie es aussieht, kommt die Kälte später." Karcher stellt fest, dass die Anzahl der Betriebstage im Mittel immer weiter nach unten geht.
Immer noch Hoffnung auf Schnee
Im rund 15 Kilometer entfernten Baiersbronn-Ruhestein (Landkreis Freudenstadt) hofft auch Nina Trayer vom Ausflugszentrum Ruhestein auf Schnee in den Faschingsferien. Gemeinsam mit ihrem Bruder kümmert sie sich um den Familienbetrieb im Nordschwarzwald. 1970 baute der Vater den ersten Lift. Inzwischen sind es zwei.
Trayer sorgt sich um die Zukunft angesichts des Klimawandels. "Ich war in der Familie immer die, die optimistisch gestimmt war, aber mittlerweile bin ich weniger optimistisch und hoffe nochmal auf Schneefall Ende Februar", so Trayer. Doch die Frage, den Skiliftbetrieb einzustellen wegen des unbeständigen Wetters, stelle sich für sie derzeit nicht.
"Der Klimawandel ist real"
Die Skiliftbetreiber sowohl auf der Schwäbischen Alb als auch im Nordschwarzwald sehen den Fortbetrieb ihrer Anlagen durch den Klimawandel vor immer größere Herausforderungen gestellt. "Klar ist: Der Klimawandel ist real und man muss ihn mit einbeziehen", so Estler. "Was die Zukunft bei der Wetterlage bringt, wissen wir alle nicht. Das ist Spekulation."