Bärenmutter Jurka lebt schon in Bad Rippoldsau-Schapbach

Interview: Kommt "Problembärin" Gaia in den Schwarzwald?

Stand
Autor/in
Peter Binder
Onlinefassung
Miriam Plappert

Sie hat in Italien einen Jogger getötet. Jetzt ist unklar, was mit Bärin Gaia passieren soll. Ihre Mutter lebt in einem Bärenpark im Schwarzwald. Könnte Gaia dort unterkommen? Ein Interview.

In der vergangenen Nacht ist sie gefangen worden, meldet die Norditalienische Provinz Trentino: Die Bärin, die dort Anfang April einen Jogger attackiert und getötet hat. Ihr Name ist Gaia, sie ist die Schwester des 2006 erschossenen Problembären Bruno. Die Mutter der beiden heißt Jurka und lebt in Bad Rippoldsau-Schapbach (Kreis Freudenstadt), im Alternativen Wolf- und Bärenpark. Was mit Gaia jetzt passieren soll – erst war sie zum Abschuss freigegeben, das haben Tierschützer fürs erste verhindert – ist noch offen. Eine Variante könnte sein, sie zu ihrer Mutter in den Nordschwarzwald, nach Bad Rippoldsau-Schapbach zu bringen. Wir haben Christopher Schmidt, Sprecher der Stiftung, die den Bärenpark betreut, im Interview gefragt: Wäre das eine gute Idee?

Könnte Gaia in den Alternativen Wolf- und Bärenpark im Schwarzwald kommen? Das ganze Interview zwischen SWR-Moderator Peter Binder und Pressesprecher Christopher Schmidt zum Nachhören:

SWR aktuell: Herr Schmidt, wäre es eine gute Idee, die Bärin Gaia zu ihrer Mutter in den Alternativen Wolf und Bärenpark in Bad Rippoldsau-Schapbach zu bringen?

Christopher Schmidt: Wir kennen den Bären nicht. Also wir kennen nicht den Charakter des Bären und wir wissen auch nicht, in welchem Zustand er ist. Das wissen einzig und allein die Kolleginnen und Kollegen aus der italienischen Provinz Trentino, die vor Ort sind. Denn Hintergrund ist: Bären haben genauso einen Charakter wie wir Menschen auch.

"Bären haben genauso einen Charakter wie wir Menschen auch."

Und pauschal jetzt zu sagen, 'Bär A kommt zu Bär B', das ist eine Aussage, die man nicht treffen kann, ohne das Tier zu kennen. Wir haben Erfahrungen mit der Jurka, das ist die Mutter von Bruno und auch Gaia. Und wir haben Erfahrung auch mit der Isa, die es die Halbschwester von Bruno - also mit dem selben Vater, aber einer anderen Mutter. Und auch die beiden haben ganz unterschiedliche Charaktere. Die sind auch bis jetzt noch nicht zusammen gekommen. Und da ist das Temperament abzuwarten. Wir haben gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Trentino gemacht. Das hat bis jetzt immer super geklappt. Und dahingehend habe ich auch jetzt wieder volles Vertrauen in die Experten aus dem Trentino.

Die Braunbärin Jurka im Wolf- und Bärenpark in Bad-Rippoldsau-Schapbach im Schwarzwald. Sie ist Mutter von "Problembär" Bruno und Gaia, die im Trentino einen Jogger angegriffen hat.
Braunbärin Jurka ist die Mutter der "Problembären" Bruno und Gaia. Sie lebt im Alternativen Wolf- und Bärenpark in Bad Rippoldsau-Schapbach im Schwarzwald.

Was für einen Charakter müsste Gaia denn haben, dass es sinnvoll wäre, sie nach Bad-Rippoldsau-Schapbach zu holen? Oder anders gefragt: Wäre es für sie nicht ein Gang in die Gefangenschaft, wenn sie bislang weite Wälder gewohnt ist und dann zwar ein großes, aber eben Gehege hätte?

Das ist richtig. Grundlegend ist es auch bei uns eine Gefangenschaft. Für einen Zirkusbären oder für einen Zoobären, der aus wirklich schlechter Haltung kommt, ist es natürlich ein absolutes Geschenk. Inwiefern es das für eine Bärin aus der Wildnis ist, ist schwierig zu sagen. Das kann man gar nicht so pauschal beantworten, sondern da gilt es dann wirklich individuell zu gucken: Wie ist das Tier drauf?

Braunbär "JJ1", auch bekannt als "Problembär Bruno", aufgenommen vom Hüttenwirt der Gehrenalpe bei Reutte in Tirol in Österreich. Er war der Bruder von Gaia, die im Trentino einen Jogger angegriffen hat.
"Problembär" Bruno, Bruder von Gaia, wurde 2006 erschossen.

"Bärin Jurka und ihre Welpen wurden damals in den Wäldern angefüttert."

Wie kommt es denn, dass Gaia Menschen angreift und einen Jogger getötet hat?

In der Geschichte der Familie von Mutterbärin Jurka ist es so: Jurka und ihre Welpen wurden damals in den Wäldern angefüttert, um den Touristen wilde Bären zu zeigen. Und das Problem ist natürlich: Wenn sie einmal diese Scheu vor den Menschen abgelegt haben, weil sie von Menschen explizit deswegen angefüttert wurden, um in die Nähe von Menschen zu kommen, dann kriegen Sie das aus dem Bären ganz schwer wieder raus. Der kann nicht unterscheiden: 'Das ist ein Tourist, der will ein Foto machen. Und das ist jetzt aber ein Jogger, der will in Ruhe gelassen werden.' Das sind alles Sachen, die so ein Wildbär natürlich nicht weiß. Spannend ist allerdings, dass Gaia viele Jahre unauffällig war. Was im Endeffekt zu dem Vorfall mit dem Jogger geführt hat, das bleibt zumindest zu diesem Zeitpunkt Spekulation.

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