Beim weiteren Ausbau der Gäubahn sehen die Industrie- und Handelskammern entlang der Strecke Stuttgart über Horb bis Zürich fünf schwerwiegende Konfliktfelder. Nach der jüngsten Runde des "Faktenchecks" haben sie fünf Themenbereiche benannt, die den Personen- und Güterverkehr auf der wichtigen Bahnstrecken spürbar beeinträchtigen könnten.
IHK fordert: Auch Güterverkehr im Blick haben
Für Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der IHK Nordschwarzwald, wird beim "Faktencheck" zum Gäubahn-Ausbau die Erreichbarkeit des Stuttgarter Hauptbahnhofs für Pendler und Geschäftsreisende in den Mittelpunkt gestellt. Er fordert, den Güterverkehr ebenso zu berücksichtigen. Beim "Faktencheck" sei auch die ganze Abhängigkeit des südlichen Baden-Württembergs vom Stuttgarter Hauptbahnhof offenbar geworden, heißt es in einer Mitteilung.
Dem schließt sich Birgit Hakenjos, Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, an. Die Gäubahn dürfe nicht weiter zu einer untertourig genutzten Strecke mit wenig Güterzügen degradiert werden, schreibt sie als Reaktion auf den "Faktencheck".
Gäubahn Stuttgart-Zürich muss zweigleisig werden
Trotz aller Finanzierungsprobleme halten die Industrie- und Handelskammern an ihrer Forderung fest, die Gäubahn zweigleisig auszubauen. Sie kritisieren, dass der "Faktencheck" diesen Ausbau teils als nachrangig eingestuft hat. Sie fordern eine verlässliche Planung und eine endgültige Klärung der Finanzierung.
Anbindung von Freudenstadt und Nagold
Ebenso einer Meinung sind die beiden Industrie- und Handelskammern beim Thema Querverbindungen in den ländlichen Raum. Die IHK Nordschwarzwald fordert eine dauerhafte Steigerung der Attraktivität des Bahnverkehrs. Gerade weitere Verbindungen, etwa zwischen Horb, Nagold und Freudenstadt, seien wichtig für die regionale Wirtschaft.
Birgit Hakenjos hat an ihrem IHK-Sitz in Villingen-Schwenningen vor allem die Anbindung an die Schwarzwaldbahn und die Höllentalbahn im Blick. Es dürfe keinesfalls zu einer Verschlechterung für die Querverbindungen kommen.
Zwischenlösung über viele Jahre schmerzt
Dass im Zusammenhang mit dem Projekt Stuttgart21 statt einer durchgängigen Verbindung nach Stuttgart nun eine Zwischenlösung über sieben bis 15 Jahre angedacht werde, schmerze, schreibt Hakenjos in einer Stellungnahme. Darum sei es wichtig, dass für die Gäubahn zeitnah geplant, Finanzmittel zugesagt und geschlossener Verträge eingehalten werden. Der Süden Baden-Württembergs habe nun die klare Erwartung, dass die Gleisinfrastruktur leistungsfähig und zukunftsfest gebaut wird.
Insgesamt aber sei der "Faktencheck" ein wichtiger Schritt gewesen, und die Industrie- und Handelskammern blicken jetzt "konstruktiv auf einen zeitnahen Folgetermin", ist in den Stellungsnahmen zu lesen.