Auf dem Schlösslesberg beim Rottenburger Stadtteil Bad Niedernau (Kreis Tübingen) ist eine archäologische Grabung an den Resten einer Burg aus dem Mittelalter zuende gegangen. Für dieses Jahr - denn viele Fragen sind noch offen.
Die Lehrgrabung mit Studierenden hat die Uni Tübingen gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Sülchgauer Altertumsverein organsiert. Dabei haben sie nicht nur die hochmittelalterliche Burg untersucht, die einst auf dem Bergsporn stand, sondern auch einen Wall aus vorgeschichtlicher Zeit.
Scherben und Knochen sagen die Zeit
Wenn sie Scherben finden oder Knochen, dann können die Forschenden genauer feststellen, in welcher Zeit genau die Burg dort stand, ob eher im zehnten, elften oder zwölften Jahrhundert. Bei dieser Grabung haben sie nicht sehr viel gefunden. Im vergangenen Jahr war die Ausbeute viel besser, bedauerte Michael Kienzle von der Uni Tübingen.
Burg mit zwei stattlichen Türmen
Allerdings konnten Teile der Fundamente eines Turmes am Bergsporn freigelegt werden. Sie lassen darauf schließen, dass der Innenraum des Turmes eine Seitenlänge von über sechs Metern hatte. Die andere Seitenlänge ist nicht bekannt, und naturgemäß ist auch ungewiss, wie hoch der Turm war. Zwei Türme, nimmt man an, hatte die Burg. Und sie müssen jedenfalls stattlich gewesen sein.
Die Archäologinnen und Archäologen gehen dabei so vor, dass sie immer nur an Stellen graben, von denen sie sich besonders viel Erkenntnis versprechen. Indem sie nicht alles freilegen, sondern aus Details Rückschlüsse auf den gesamten Grundriss ziehen, schonen sie die Überbleibsel aus der Vergangenheit.
Ohnehin wird jetzt, da die Grabung fürs Erste beendet ist, alles wieder zugeschüttet. So sind die Funde erfasst, aber geschützt. Außerdem liegt der Ort der Grabung in einem Naturschutzgebiet.
Geheimnisvolle Burg: Grabung soll fortgesetzt werden
Alle Beteiligten hoffen, im nächsten Jahr wieder graben zu können, denn es sind viele Fragen offen geblieben. Fest steht laut der Archäologin Dorothee Ade vom Sülchgauer Altertumsverein, dass es Menschen von sehr hohem Adel gewesen sein müssen, die dort gelebt haben.
Denn damals konnte nur der höchste Hochadel Burgen bauen, mit der Erlaubnis von König oder Kaiser, erklärt Ade. Ansonsten, sagt sie, wissen wir fast nichts. Wer dort gelebt hat, und warum dort - ein Rätsel.
Tierknochen und Muscheln als Indizien für die Forschung
Vielleicht bringen die Gegenstände, die bei der Grabung aufgetaucht sind, ein bisschen Licht ins Dunkel. Ein paar Scherben haben die Studierenden immerhin gefunden. Vielleicht bringen auch die Funde der Grabung im vergangenen Jahr noch neue Erkenntnisse. Da haben die Studierenden unter anderem Tierknochen und Muscheln ausgegraben. Um deren Alter zu bestimmen, brauchen die Archäologen noch Hilfe von Spezialisten.
Hoffnung auf schriftliche Hinweise
Und wenn man genauer weiß, wann die Burg dort stand, dann findet man vielleicht auch irgendwo in schriftlichen Quellen einen Namen oder weitere Hinweise darauf, wer die Herren der Burg waren, und über wen sie dort geherrscht haben.