Es ist ein Anblick, der jeden dahinschmelzen lässt. Sieben kleinen Lämmchen dösen im Schafgehege genüsslich in der warmen Frühlingssonne. Ohne Blöcken, ohne Meckern: Das Einzige was man hört ist das Seufzen der Besucher, die sich am Weidezaun herumdrücken. Drei Wochen alt sind die Kleinsten der Lämmer, eng kuscheln sie sich noch aneinander.
Auch die Mutterschafe liegen im Schatten und genießen die Ruhe. Campus Galli Geschäftsführer Hannes Napierala lehnt am Weidezaun. Seit dem Winter lebt die Herde samt dunkelbrauner Böcke auf der Klosterbaustelle. Es sind sogenannte Waldschafe, eine alte Schafrasse, die es so auch schon im frühen Mittelalter gegeben hat.
Schafe im Mittelalter mussten robust sein
Heute gibt es verschiedene Schafrassen, die unterschiedliche Anforderungen wie etwa einen hohen Woll- und Milchertrag garantieren müssen. Im frühen Mittelalter konnten sich die Menschen das nicht leisten. Das Schaf im 9. Jahrhundert musste ein Alleskönner sein: Es musste robust genug sein, um Wind und Wetter zu trotzen. Gleichzeitig musste es genügend Milch geben und viel Wolle haben.
Die Suche nach den richtigen Schafen für die mittelalterliche Klosterbaustelle war langwierig, so Geschäftsführer Hannes Napierala. Es sollten authentische Tiere sein, die so auch schon im frühen Mittelalter als Nutztiere gelebt haben. Bei einem Züchter in Rottweil wurden sie schließlich fündig.
Selbst die Bienen auf dem Campus sind fleißig bei der Arbeit
Überall auf dem Gelände wird fleißig gearbeitet. Steinmetz Jens klopft aus dem roten Sandstein die Türschwellen. Schmid Thilo formt aus rotglühendem Eisen neue Nägel. Und die Zimmerleute Aurel und Michael schlagen aus langen Tannenstämmen die ersten Wandbohlen für das erste Steingebäude auf dem Campus Galli, dem Nebengebäude des Abtshofes. Die Bienen schwirren schon eifrig übers Gelände auf der Suche nach Pollen und Blütenstaub. Auch diese Honigbienen leben auf dem Campus Galli. Sie gehören zu einer besonders freundlichen Bienenart, der Carnica Biene.
Eremitage braucht ein neues Schindeldach
Bei der Eremitage sitzt Campus Mitarbeiterin Uschi im Leinenkleid auf einem Holzstamm. Weil das alte Dach der Eremitage über die Jahre durchgefault ist, muss das Dach der kleinen Hütte neu gedeckt werden. Mit frischen Schindeln aus Fichteholz.
Die Schindeln werden mit kleinen Haselnussnägeln an den Dachlatten fixiert. Damit sie an den Dachlatten gut halten, muss jeder Haselnussnagel in die genau richtige Form geschnitzt werden. Am Ende werden es etwa 1.400 Schindeln und genauso viele Nägel werden.
Geschäftsführer hofft auf "langweilige" Saison
Campus Galli Geschäftsführer Hannes Napierala freut sich, dass seit der Eröffnung am 1. April schon viele Besucher ins mittelalterliche Freilichtmuseum gekommen sind. Allein am Ostermontag waren es etwa 800. "Ohne Besucher", meint Hannes Napierala und schmunzelt, "macht das Projekt ja gar keinen Sinn."
Er und alle Mitarbeiter freuen sich immer wieder über das Lächeln der Menschen, die auf die Baustelle kommen. Nach zwei anstrengenden Jahren wegen Corona hofft Napierala nun auf eine gute Saison. Und die soll, so meint er mit einem Augenzwinkern, möglichst normal werden.