Naturschützer befürchten bei Starkregen Flutwelle wie im Ahrtal

Aufgeheizte Stimmung bei Erörterung zu Plänen von Holcim

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Anwohner fühlen sich gefährdet - Holcim sieht keinen Grund zur Beunruhigung. Beim Erörterungstermin in Dotternhausen diskutierten beide Seiten über einen Antrag der Zementfirma.

Die Zuschauerplätze in der Festhalle Dotternhausen (Zollernalbkreis) waren gut gefüllt. Zum Erörterungstermin am Donnerstag sind auch einige Menschen aus den umliegenden Gemeinden gekommen. Es ging um einen Antrag der Firma Holcim. Der Zementhersteller will zwei Entwässerungsbecken am Plettenberg weiter nutzen. Naturschützer und Anlieger haben aber massive Bedenken.

Dialog zwischen Holcim und Betroffenen

Die umstrittenen Entwässerungsbecken betreibt Holcim schon seit 16 Jahren beim Steinbruch am Plettenberg. Bevor das Landratsamt eine neue Genehmigung erteilen kann, muss es sich die Bedenken der Anwohner anhören. Dazu gibt es per Gesetz die Erörterung - also einen Dialog zwischen dem Antragssteller Holcim und den Anliegern.

Es sei wichtig, dass auch die Bürgerinnen und Bürger bei solchen Vorhaben mitreden dürfen, sagte eine Zuschauerin dem SWR. Sie wohne selbst unterhalb des Plettenbergs und habe sich schon öfters übergangen gefühlt, wenn es um Anträge wie diesen hier ging, sagte sie. Im Vorfeld der Eröterung haben 16 Privatpersonen Einwendungen an das Landratsamt geschickt. Auch Behörden und Naturschutzverbände haben vorab Stellungnahmen abgegeben.

Bedenken bei Hochwasserschutz rund um den Plettenberg

Manchen Nachbarn macht vor allem der Hochwasserschutz Sorgen. Beim Eröterungstermin sagte der Verein für Natur- und Umweltschutz Zollernalb e.V. (NUZ): So, wie die Entwässerungsbecken im Moment angelegt sind, seien sie eine Gefahr für die umliegenden Gemeinden im Oberen Schlichemtal.

Die beiden Becken seien zu klein und könnten im Ernstfall keinen Starkregen aufhalten. Beim Unwetter im vergangenen Frühjahr seien die Becken auf dem Plettenberg schon nach einer Stunde Regen übergelaufen, so der Vereinsvorsitzende Norbert Majer. Ein Dammbruch könnten sie nicht aufhalten.

"Im Ernstfall droht bei Starkregen eine Flutwelle mit einer Wucht, wie wir sie im Ahrtal gesehen haben."

Gutachter von Holcim widerlegt Bedenken der Anwohner

Ein Gutachen von Holcim sagt etwas Anderes. Die Wasserspeicher der Becken würden ausreichen, um Starkregen aufzufangen, hieß es beim Erörterungstermin. Außerdem würde das Wasser, sollte das Becken einmal überlaufen, im Gestein des Plettenbergs versickern. Eine Hochwassergefahr bestehe also nicht. Grundlage für die Berechnungen des Gutachtens waren unter anderem Messwerte aus dem vergangenen Jahr.

Erörterungstermin mit Holcim in Dotternhausen
Matthias Frankenberg vom Zollernalbkreis begrüßt die Anwesenden. Beim Erörterungstermin in Dotternhausen treffen Vertreter der Zementfirma Holcim und Anwohner, Naturschützer sowie die betroffene Kommunen aufeinander.

Viele der Anwohner glauben das aber nicht. Am Steinbruch würde regelmäßig Wasser stehen. Versickern würde da wenig, sagte Hans Edelmann von der NABU-Ortsgruppe Oberes Schlichemtal und belegte das mit Fotos. "Irgendwas kann hier nicht stimmen und das können Sie so nicht aussitzen", so Edelmann zu den Holcim-Vertretern in der Festhalle Dotternhausen. Eine Forderung, das Landratsamt solle ein Gegengutachten in Auftrag geben, wurde von den Anliegern begrüßt.

Holcim hingegen sieht das Misstrauen gegen seine Gutachten unbegründet. "Unsere Gutachter arbeiten nach bestem Wissen und Gewissen nach fachlichem Standard."

Landratsamt prüft Einwendungen gegen Holcim

Das Landratsamt wird die Positionen von Holcim und den Anliegern nun prüfen. Neben dem Hochwasserschutz spielt bei der Entscheidung auch eine Rolle, ob und inwiefern die Arbeiten am Steinbruch das örtliche Trinkwasser verschmutzen. Die Anliegergemeinden befürchten, dass die Entwässerungsbecken des Zementherstellers auch das Wasser verschmutzen könnte.

Mehrfach Konflikte mit Holcim

Seit Jahren gibt es in den Gemeinden rund um das Zementwerk der Firma Holcim Beschwerden. Im vergangenen Jahr hat Dotternhausen gegen das Unternehmen geklagt, weil die Gemeinde eine Seilbahn, die zum Steinbruch führt, für zu laut hält. Auch die Abgaswerte des Unternehmens hatten bereits für einen Gerichtsprozess gesorgt.

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