Der Altar und die Kirchenwände in der katholischen Stephanuskirche in Renquishausen sind prachtvoll geschmückt. Erntedank steht vor der Tür und das heißt in der kleinen Gemeinde im Kreis Tuttlingen, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner das Werk von neun ehrenamtlichen Frauen bewundern können. Dieses Jahr steht der kunstvoll gelegte Erntedank-Teppich im Zeichen der Universalgelehrten aus dem Mittelalter Hildegard von Bingen.
Seit fast 40 Jahren wird in Renquishausen zum Erntedankfest die gesamte Kirche aufwändig dekoriert. Aus Ähren, Früchten und Blüten ist in diesem Jahr in monatelanger Arbeit der Teppich und die übrige Dekoration auf dem Altar und an den Kirchenwänden entstanden. Die Ehrenamtlichen um Theresia Volk haben dafür bereits im Frühjahr und Sommer Blumen und Halme gesammelt, getrocknet und anschließend teilweise gemahlen. Volk hat den Aufbau des Erntedank-Teppichs von Beginn an mitorganisiert. "Wir haben uns schon Anfang des Jahres getroffen und die Erntedank-Dekoration geplant. Das macht uns einfach Freude."
Erntedank: Hildegard von Bingen aus Naturmaterialien
Der eineinhalb auf knapp zwei Meter große Erntedank-Teppich besteht ausschließlich aus Naturmaterialien. Für jede Farbe in dem Bild wurden unterschiedliche Kräuter, Blüten, Blätter oder Samen genommen. So wurde zum Beispiel rot aus roten Linsen gewonnen, gelb aus Sonnenblumen und blau aus Rittersporn. Auch Reiskörner wurden verarbeitet. Die Frauen haben sich für Hildegard von Bingen als Motiv entschieden. Die vielseitige Kräuterkundlerin aus dem Mittelalter hat auch Musik gemacht und Gedichte geschrieben. Der Teppich soll symbolisieren, "wie bunt unsere Welt ist", sagt Volk.
Viele Besucher kommen in die Kirche
Täglich kommen Interessierte in die Stephanuskirche nach Renquishausen. Immer sonntags gibt es außerdem im Oktober von 13:30 bis 17 Uhr im St. Stephanusraum an der Burgerstrasse Kaffee und Kuchen. "Der Teppich, das Engagement und die vielen Besucher sind etwas ganz besonderes. Das gibt es sonst nirgendwo", erklärt Josef Schilling vom Kirchengemeinderat im SWR-Interview stolz.