Fast 100-mal steht in diesem Jahr der Zollernalbkreis auf der Liste der Erdbeben des Landeserdbebendienstes in Freiburg. Darunter sind allerdings auch viele kleine, nur messbare Erdbewegungen. Ein Erdbeben ragt aus den exakt 97 gemessenen heraus: das vom 9. Juli mit dem Epizentrum in Hechingen. Mit der Stärke 4,1 war es das stärkste Erdbeben in Deutschland seit Jahren, sagt Stefan Stange vom Landeserdbebendienst dem SWR. Rund 5.000 Meldungen waren damals telefonisch oder über das Internet eingegangen. Noch fünfzig Kilometer um Hechingen herum habe man das Beben gespürt. Bei einer Stärke von 4,1 wackeln, je nach Nähe zum Epizentrum, Regale. Es kann etwas herunterfallen. Mauern können Risse bekommen.
Erdbeben mit Stärke 2,6 an Heiligabend
Ab der Stärke 1,8 könne ein Erdbeben durchaus spürbar sein, so Stange, aber erst ab der Stärke 2,5 macht es sich sicher bemerkbar. Diese Marke wurde ausgerechnet an Heiligabend mit 2,6 in und um Jungingen erreicht. Es gab 185 Wahrnehmungen - so nennt der Erdbebenexperte die Meldungen meist erschrockener Leute. Eine ähnliche oder etwas höhere Stärke erreichten die Erdbeben in Jungingen am 27. April, am 29. Mai und nochmal deutlich stärker mit 3,9 am 16. Oktober. In Burladingen und Albstadt blieben die Beben meist im nur messbaren, aber nicht spürbaren Bereich. Außer am 19. Februar. Da zeigten die seismografischen Geräte die Stärke 3,3 in Albstadt an.
Auffällig viele Erdbeben im Zollernalbkreis
Seit zwei Jahren gibt es laut Landeserdbebendienst auffällig viele Beben nicht nur im Zollernalbkreis, sondern auch im Südlichen Oberrheingraben. Die beiden Gebiete sind deutschlandweit die am meisten von Erdbeben bedrohten. Doch Erdbebenforscher Stefan Stange gibt gleich Entwarnung. Man beobachte über die Jahrzehnte hinweg eine natürliche Schwankungsbreite. Vereinfacht gesagt: Mal bebt es eben öfter, mal nicht so oft.
Albstadt liegt in einer "Scherzone"
Viele meinen, der Zollerngraben verursache die Erdbeben. Doch der nur für geübte Augen erkennbare Graben von der Burg Hohenzollern Richtung Südost sei es nicht, so Stefan Stange. Auslöser sei eine sogenannte Scherzone unter Albstadt, ein geologisches Gebiet, in 5 bis 13 Kilometer Tiefe. Dort wollen zwei tektonische Einheiten, die europäische und die afrikanische Erdplatte aneinander vorbei. Da sie unterschiedliche Geschwindigkeiten haben, verhaken sich die Gesteine und lösen sich unter Spannung auf einen Schlag wieder – zum nächsten Erdbeben im Zollernalbkreis.