Die Uniklinik in Tübingen bekommt derzeit vermehrt Anfragen wegen Corona-Tests, die schon sehr lange zurückliegen. Die Firma "CSZ Corona Schnelltest Zentrum UG" aus Bonn verschickt nach Angaben der Klinik gerade Rechnungen für Tests im Jahr 2022. Die Empfängerinnen und Empfänger wollen von der Klinik wissen, ob sie die Rechnungen überhaupt bezahlen müssen. Eine Antwort kann die Klinik aber nicht geben. Die Firma hat auf SWR-Anfrage mitgeteilt, dass die Rechnungen rechtmäßig sind.
Betroffener: zwei Rechnungen für einen Corona-Test
Er sei überrascht gewesen über die Rechnungen, hat ein Betroffener im Gespräch mit dem SWR beklagt. Im Herbst 2022 hatte er seine Frau in der Uniklinik Tübingen besucht. Um rein zukommen war ein negativer Corona-Schnelltest nötig. Und geschickter Weise hatte auf dem Klinikgelände ein Container mit einer Teststation gestanden.
Wie genau das damals abgelaufen war, wisse er nicht mehr. Er habe sich mit seinem Handy registriert. Dann wurde ihm mit dem Teststäbchen in der Nase gebohrt und er habe 15 Minuten später seine Bescheinigung bekommen. Ob er da was unterschrieben habe, was ihn zur Zahlung verpflichte, daran könne er sich nicht erinnern. Er wundere sich aber darüber, dass er zwei Rechnungen über je drei Euro bekommen habe, obwohl er nur einen Test gemacht habe.
Mann von Tübinger Patientin zahlt, um Ärger zu vermeiden
Trotz aller Überraschung und Verwunderung hat sich der Mann aus dem Kreis Konstanz entschlossen, die sechs Euro zu überweisen. Das sei ihm lieber, als viel Zeit für Nachfragen oder Beschwerden zu investieren. Er habe auch befürchtet, dass wenn er nicht zahlt er noch mehr Ärger oder höhere Kosten auf ihn zukommen, etwa durch Mahngebühren oder ein Inkasso-Verfahren.
Uniklinik Tübingen rät: im Zweifel nachfragen
Die Tübinger Uniklinik hat in einer Mitteilung am Montag bestätigt, dass sie der Firma "CSZ Corona Schnelltest Zentrum UG" damals erlaubt hatte, Testcontainer vor der Frauenklinik und vor den Crona-Kliniken aufzustellen. Aus rechtlichen Gründe war der Zutritt zu den Kliniken nur gestattet, wenn man einen negativen Test vorlegen konnte. Die Uniklinik habe aber nicht die Ressourcen gehabt, um die große Anzahl an Tests zu machen. Deshalb hatte man der Fremdfirma erlaubt, diese Tests anzubieten.
Deren Testzentrum sei keine Einrichtung des Klinikums gewesen. Und die Klinik wisse auch nicht, welche Vereinbarungen die Test-Kundschaft mit der Firma getroffen hätten. Deshalb empfiehlt die Klinik "rückwirkend bei der Firma die schriftliche Vereinbarung anzufordern, die bei der Testung unterschrieben worden sein muss." So könne die Rechnung besser nachvollzogen werden.
Firma hält Rechnungen für rechtmäßig - Verbraucherzentrale prüft
Der Geschäftsführer der Bonner Firma, Sandro Heinemann, hat auf SWR-Anfrage erklärt, weshalb die Rechnungen so spät gekommen sind. Bei einer Wirtschaftsprüfung seien mehrere hundert offene Rechnungen entdeckt worden. Insgesamt gehe es um 70.000 Euro. Aus seiner Sicht sind die erbrachten Leistungen nachweisbar und die Rechnungen demnach korrekt.
Sollte sich herausstellen, dass Schnelltests gebucht, aber nicht gemacht wurden, sei man bereit, die Rechnungen aus Kulanz auszubuchen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat auf SWR-Anfrage mitgeteilt, dass der Fall bekannt sei. Man werde die Rechtmäßigkeit prüfen.