Albstadt bekommt einen neuen Oberbürgermeister von der CDU: Roland Tralmer. Der und viele mehr haben sich nach der Wahl im Rathaus enttäuscht gezeigt, weil nur 35 Prozent der Wahlberechtigten gewählt haben. Unter den Enttäuschten war auch SWR Reporterin Magdalena Knöller - deshalb ihr Brief an die rund 47.000 Albstädterinnen und Albstädter.
Liebe Albstädterinnen und Albstädter,
was ist los bei euch, dass gestern – und auch vor zwei Wochen – nur jede und jeder Dritte wählen gegangen ist!? Ich verstehe es nicht und möchte es gern verstehen. Deshalb frage ich. Aber bevor ich frage und den 35 Prozent nicht gerecht werde, die gewählt haben:
Ein großes Lob an die Bewohner des kleinsten Ortsteils von Albstadt: Burgfelden! Die haben eine Wahlbeteiligung von 50 Prozent hingelegt. Also von denen hat jeder Zweite sein Wahlrecht genutzt. Vielleicht können die den ‚Städtern‘ in Ebingen und Tailfingen mal sagen, warum sie mehr gewählt und was sie sich von der OB-Wahl erhofft haben. Vielleicht würden ja mit Burgfelder Hilfe die nächsten Wahlen besser laufen. Damit es nicht noch mal , wie es euer derzeitiger OB Konzelmann formuliert hat, beschämend wird.
Und: Ich stell es mir schwer vor für den künftigen Oberbürgermeister Roland Tralmer mit so wenig Rückendeckung zu arbeiten. Man muss sich mal klarmachen: Er wurde gerade mal von jedem siebten Wahlberechtigten gewählt! Das heißt in Wirklichkeit gerade mit knapp 15 Prozent der möglichen Stimmen – wenn jeder gewählt hätte.
Da kann und muss man schonmal fragen dürfen: Was ist los in Albstadt?
Waren es für viele die falschen Kandidaten, obwohl oder weil sie schon lange kommunalpolitisch aktiv sind? Oder meint man, dass sich für Albstadt eh nichts ändert, wer auch immer auf dem Chefsessel sitzt? Oder ist 65 Prozent der Wahlberechtigten vielleicht sogar die Zukunft von Albstadt völlig egal? Das glaube ich persönlich nicht! Das kann nicht der Grund sein … oder? Ist übrigens risikoreich: Nur wenige hundert Wählerstimmen mehr hätten möglicherweise einen anderen Kandidaten zum künftigen OB von Albstadt gemacht. So viel zum Thema: Wählen gehen hätte ja eh nichts geändert!
Deshalb frage ich mich schon: Was ist in den letzten Jahren passiert. 2015 sind noch knapp 44 Prozent zur OB-Wahl gegangen. Dieses Jahr nur noch 35! Ich kann ja zur Not noch verstehen, wenn man den ersten Wahlsonntag auslässt, weil es sehr wahrscheinlich war, dass keiner der Kandidaten die nötige absolute Mehrheit bekommt. Aber dann doch wenigstens in der zweiten Runde mitmischen! Mit der Stimme, um die wir anderswo auf der Welt beneidet werden.
Nun, drum gibts jetzt lästige Schlagzeilen wegen der niedrigen miserablen schlechten dünnen Wahlbeteiligung und bei euch Albstädtern, die ihr über neun Ortsteile verstreut seid, ordentlich was aufzuarbeiten. Ein Zusatzjob für euren neuen Oberbürgermeister Roland Tralmer und auch alle anderen, die zum Beispiel zur Stadtverwaltung und zum Gemeinderat gehören.
Herzliche und erwartungsvolle Grüße
Magdalena Knöller