Baumretterin Christa Bruder wirft Bürgerentscheid in einen Briefkasten Hausen im Tann

Etwa 370 Menschen zur Wahl aufgerufen

Erster Bürgerentscheid in Hausen am Tann: Was passiert mit drei alten Bäumen?

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AUTOR/IN
Tobias Faißt

Aus Sicherheitsgründen sollen drei Bäume mitten in Hausen am Tann verschwinden. Dagegen setzt sich Baumretterin Christa Bruder zu Wehr. Am Sonntag gibt es einen Bürgerentscheid.

Die Bürger in Hausen am Tann (Zollernalbkreis) entscheiden am Sonntag über drei Bäume in der Ortsmitte. Die Gemeindeverwaltung will sie aus Gründen der Sicherheit fällen lassen. Doch dagegen regt sich Widerstand im Dorf. Knapp 500 Menschen leben im Ort, der zwischen Schaf- und Plettenberg an der Schlichem liegt. In Reiseführern wird Hausen am Tann als Kleinod bezeichnet. Seit einigen Wochen steht die Gemeinde jedoch in allen möglichen Tageszeitungen im Fokus.

Das liegt an Christa Bruders Einsatz für drei alte Bäume im Dorfzentrum. Am Sonntag dürfen etwa 370 Menschen über die Zukunft einer Kastanie und zweier Linden bestimmen - beim ersten Bürgerentscheid in der Geschichte von Hausen am Tann.

"Ich habe schon immer Bäume geliebt. Wenn ich an einem Baum stehe und hochgucke, stelle ich mir immer vor, er erzählt mir eine Geschichte", sagt die 49-jährige Erzieherin zwischen den Stämmen der gut 150 Jahre alten Pflanzen. Neben der Liebe zu Bäumen treibt Bruder vor allem der Kampf gegen den fortschreitenden Klimawandel an:

"Jeder Baum zählt. Die Bäume setzen ja auch wieder CO2 frei, wenn sie entfernt werden.

Weg in Hausen am Tann aus Sicherheitsgründen gesperrt

Die Rosskastanie und die beiden Sommerlinden haben noch ein langes Leben vor sich, ist sich die Baumretterin sicher. Die Gemeinde ist da anderer Meinung. Der Fußweg hoch zur Kirche St. Petrus und Paulus mit umliegendem Friedhof ist derzeit gesperrt.

Denn eine der Linden wirft Totholz ab. Zu groß sei die Gefahr für die Bevölkerung, so Stefan Weiskopf. Der ehrenamtliche Bürgermeister ist sogar ein wenig über das große Engagement für die Bäume überrascht.

Hausen am Tann

Kastanie und zwei Linden sollen bleiben Hausen am Tann: Bürger wollen alte Bäume mit Bürgerentscheid retten

Seit einigen Wochen schlagen in Hausen am Tann (Zollernalbkreis) die Wogen hoch: Drei sehr alte Bäume sollen gefällt werden. Dagegen regt sich Widerstand bei den Bürgern.

Mehrere Gutachter hätten der Gemeinde bestätigt, dass die Bäume weit zurückgeschnitten werden müssten, um zu überleben, so Weiskopf. "Das Geld für den Bürgerentscheid hätte ich gerne in die Ersatzbepflanzung gesteckt", sagt Weiskopf, der hauptberuflich Polizist ist, dem SWR.

Bürgerentscheid kostet bis zu 5.000 Euro

Der Bürgerentscheid kostet Hausen am Tann bis zu 5.000 Euro. Aus Sicht der Gruppe um Baumretterin Christa Bruder ist er jeden Cent wert. 60 Unterschriften haben gereicht, um den Bürgerentscheid zu erwirken. Einige im Dorf sind Bruder für ihren Einsatz sehr dankbar.

Eine davon ist Sofie Murr. Die 77-Jährige hat ihr ganzes Leben in Hausen am Tann verbracht. Sie erinnert sich gut daran, wie sie selbst und später ihre Kinder unter der Rosskastanie oder den Linden herumgetollt seien. "Die Christa hat uns wirklich richtig aufgeweckt", sagt Murr.

Zu früh zur Baumretterin ernannt?

Der erste Bürgerentscheid in Hausen am Tann steht nun kurz bevor. "Bis Sonntag 18 Uhr bin ich fest davon überzeugt, dass die Bäume stehenbleiben", sagt Baumretterin Christa Bruder. Ob ihr dieser Titel vielleicht doch zu früh verliehen wurde, steht erst mit dem Ergebnis des Bürgerentscheids fest.

Wo noch Bäume gerettet werden

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