In Reutlingen wachsen zwei Bäume waagerecht aus einer Hauswand. Die Bäumchen drehen sich in ihrem Topf, so dass sie nicht nach oben zur Sonne wachsen. Die Idee stammt aus einem Projekt der Uni Hohenheim.

Teures Experiment zum Klimaschutz in Städten

Bäume wachsen waagerecht aus einer Reutlinger Hauswand

Stand
Autor/in
Diana Deutschle

Es ist kurios und es ist ein Experiment: Für viel Geld lässt ein Reutlinger Ehepaar zwei kleine Bäume aus ihrer Hauswand wachsen, und zwar quer zu ihrer Fassade.

Klimaschutz durch begrünte Fassaden - ein Ehepaar aus Reutlingen will dazu einen Beitrag leisten und hat kurzerhand zwei Bäume in die Wand der eigenen Hauswand pflanzen lassen. Immer wieder halten Passanten an und betrachten das außergewöhnliche Baumwachsen. 

Bäume wachsen waagerecht an Hauswand: Ein Kirschenbaum und ein Zierapfel

Denn ein Hingucker sind sie allemal. Die Zierkirsche und der Zierapfelbaum ragen waagerecht aus der sonnengelben Hauswand des Reutlinger Familienhauses von Angela Patka und Florian Klebs.

Sie sind etwa zwei Meter lang und stecken in Metalltrommeln, die sich langsam drehen. Eingebaut haben sie Handwerkerfirmen aus der Region, die sofort begeistert gewesen seien, so die beiden Hausbesitzer.

Forschungsprojekt der Uni Hohenheim

Die Idee dazu stammt aus einem Forschungsprojekt der Universität Hohenheim, dem Arbeitsplatz von Florian Klebs. Eine Gravitations-Biologin untersuchte Gärten in der Schwerelosigkeit, etwa für Raumstationen im Weltall. Dabei entdeckte sie, dass Bäume auch waagerecht wachsen können, wenn man sie immer wieder dreht.

In Zeiten, in denen viel Fläche asphaltiert und versiegelt ist, müsse man Ideen entwickeln, wie man trotzdem Grün in Städte bringt, betonte Angela Patka gegenüber dem SWR.

Viel Hightech im Hintergrund

Ob die Installation tatsächlich zur Kühlung, Dämmung und Luftverbesserung in größeren Städten beitragen kann, wird an dem Reutlinger Haus getestet - und das mit einigem technischen Aufwand. Hinter der Fassade verlaufen Strom-, Daten- und Magnetkabel bis hinunter in den Keller, außerdem Wasserleitungen, die die Bäume automatisch versorgen. Dreht sich ein Baum, bekommt er gerade ein Update.

Was heißt das für die Bäume? Sind die durch das ständige Drehen nicht gestresst? Das fragen sich einige Nachbarn und auch Passanten, die gerne mal stoppen und sich die Bäume kurz anschauen. Die Reaktionen sind gemischt: Einige bewundern den Versuch und halten ihn auch für wichtig. Andere können sich nicht so richtig mit der ungewohnten Wachstumsrichtung anfreunden.

"Der Baum liest gewissermaßen die Wettermeldungen: Fallen die Temperaturen in den Frostbereich, melden das die Magnetsensoren und das Gießen wird dann sofort beendet."

Tausende Euro Kosten pro Baum

Angela Patka und Florian Klebs, die in dem altehrwürdigen Reutlinger Kaufmannshaus mit ihren fünf Kindern wohnen, sind von ihrem Vorhaben überzeugt: Die Bäume würden keinen Schaden nehmen und seien schon bei der Zucht immer wieder gedreht worden.

Für das Pilotprojekt haben die beiden tief in die Haushaltskasse gegriffen: Rund 10.000 Euro hat es gekostet. Das Paar hofft, dass dennoch viele ihrem Beispiel folgen werden.

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Diana Deutschle

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