Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die baden-württembergische Metall- und Elektroindustrie ist am Dienstag in Ludwigsburg ohne Ergebnis zu Ende gegangenen. Das von Südwestmetall vorgelegte Angebot hat die Gewerkschaft IG Metall als enttäuschend zurückgewiesen. Die Arbeitgeberseite hatte bundesweit eine Lohnerhöhung von insgesamt 3,6 Prozent bei einer Laufzeit von 27 Monaten vorgeschlagen.
Wer so ein Angebot vorlege, provoziere den Konflikt, sagte die baden-württembergische IG-Metall-Chefin Barbara Resch. Sie kündigte an, Warnstreiks in den Betrieben vorzubereiten. Vertreter der Gewerkschaft in anderen Regionen in Deutschland hatten das Angebot bereits zuvor zurückgewiesen.
Großer Demozug durch Ludwigsburg
In Baden-Württemberg wurden die Verhandlungen am Nachmittag in Ludwigsburg geführt. Zuvor hatte die Gewerkschaft IG Metall zu einem Demozug durch die Stadt aufgerufen. Laut IG Metall waren mehr als 6.000 Menschen bei der Protestaktion dabei. Das sei Rückenwind für die Forderung der IG Metall, sagte BW-Chefin Barbara Resch vor Ort.
Die Gewerkschaft fordert weiterhin für die rund eine Million Beschäftigten im Land sieben Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten ab 1. Oktober. Azubis und dual Studierende sollen zudem mit 170 Euro mehr im Monat überproportional profitieren.
Arbeitgeber hoffen auf schnelle Einigung
Die Arbeitgeber hatten gehofft, mit ihrem Angebot eine schnelle Lösung des Tarifkonflikts möglich zu machen. Konkret sieht die Offerte eine Tariferhöhung von 3,6 Prozent in zwei Stufen vor: 1,7 Prozent zum Juli 2025 und weitere 1,9 Prozent zum Juli 2026. Außerdem sei eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütung vorstellbar, so die Unternehmer.
Das Angebot ist bundesweit unter den Metall-Arbeitgeberverbänden abgestimmt und wurde am Dienstag sowohl bei den regionalen Tarifrunden in Baden-Württemberg, im Bezirk Küste, in Bayern und Nordrhein-Westfalen vorgelegt. Südwestmetall-Chef Harald Marquardt sagte in Ludwigsburg, man liege mit den 1,7 Prozent knapp über der derzeitigen Inflationsrate. Es sei angesichts der schlechten Lage vieler Betriebe ein sehr gutes Angebot.
Ende Oktober gehen die Metall-Tarifverhandlungen in Baden-Württemberg weiter. Dann voraussichtlich bereits begleitet von Warnstreiks.
Arbeitgeberverband fordert "Agenda 2040"
Darüber hinaus warnt der Arbeitgeber-Verband Gesamtmetall, in der deutschen Metall- und Elektroindustrie drohe ein massiver Verlust an Arbeitsplätzen. Verbandspräsident Stefan Wolf sagte im Interview mit der Funke-Mediengruppe, die Energiepreise, Unternehmenssteuern und Sozialabgaben sowie bürokratische Lasten seien zu hoch. Als Folge erwartet der Verbandschef, dass in der wichtigen Metall- und Elektroindustrie in den nächsten fünf Jahren 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Erst kürzlich sagte Wolf an anderer Stelle, viele Firmen könnten die schlechten Standortbedingungen nicht mehr kompensieren, die Deindustrialisierung habe begonnen.
Angesichts der Lage fordert der Gesamtmetallpräsident die Politik zum Handeln auf. Die Politik müsse jetzt reagieren und beispielsweise helfen, die Sozialabgaben zu senken. Wolf sagte, die letzte gut gemachte Strukturreform sei die Agenda 2010 gewesen. Jetzt brauche Deutschland dringend eine "Agenda 2040".
Stefan Wolf wurde in Oberndorf am Neckar (Kreis Rottweil) geboren. Der frühere Vorstandschef des Automobilzulieferers ElringKlinger mit Sitz in Dettingen an der Erms (Kreis Reutlingen) kritisiert, es mangele vielen jungen Leuten an Leistungsbereitschaft. Für Menschen mit Schreibtischjobs hält Wolf zudem auch eine Rente mit 70 für zumutbar, wie er vor kurzem in einem SWR-Interview sagte.