Der Käppelehof liegt auf 900 Metern Höhe im Südschwarzwald in Höchenschwand (Kreis Waldshut). Kein Ort für Hühnerzucht könnte man meinen, doch Robin Vogelbacher macht genau das. Er züchtet Weidehühner. Die lässt er auf den Weiden um seinen Hof herum grasen und von Alpakas bewachen.
Zuerst der Schock, dann der Neustart
Robin Vogelbacher hatte einen schweren Start als Landwirt. Mit 25 Jahren hat er sich entschieden, den Hof des Onkels zu übernehmen. Der Käppelehof ist ein Familienbetrieb, schon seit vielen Generationen. Ein Jahr nach der Übernahme der Schock: Nach einem Blitzschlag brannten Teile des Hofs ab und viele Tiere starben. Aufgeben? Darüber hat er nachgedacht, sagt er. Aber er wollte sich auch nicht von den Tieren trennen, die überlebt hatten.
Also baute er den Käppelehof wieder auf, nahm Kredite auf und investierte viel Geld in den Umbau des Hofs. Seine Rinder haben jetzt einen neuen Stall, wo sie raus dürfen und er hat sich Legehennen angeschafft, die ebenfalls draußen in mobilen Ställen untergebracht sind.
Aus Fremden werden Freunde
Die größte Veränderung war jedoch vor einem Jahr die Anschaffung der Masthähnchen: Auf diese Idee hat ihn Martin Schmidt gebracht. Schmidt ist Geschäftsführer einer örtlichen Supermarkt-Kette und er war auf der Suche nach einem Landwirt, der ihm Hühnerfleisch liefert. Aber nicht irgendein Hühnerfleisch, sondern Hühnerfleisch von guter Qualität und aus der Region sollte es sein.
In Robin Vogelbacher fand er einen Landwirt, dem das Tierwohl am Herzen liegt. "Wir kannten uns vorher nicht. Aber es hat funktioniert. Ich hatte ein Bauchgefühl, und das hat gestimmt", so Schmidt. Landwirt und Händler haben im Sommer einen Vertrag miteinander geschlossen, mit einer Laufzeit von zwölf Jahren.
Vor einem Jahr haben sie das gemeinsame Projekt "Weidehähnchen" gestartet. Inzwischen nennen sie sich beim Vornamen und sind Freunde geworden. Immer dienstags kommen die Mitarbeiter der Schmidts Märkte auf den Käppelehof und schlachten dort. In einem bundesweit einmaligen und von der Europäischen Union (EU) zugelassenen Schlachtmobil, sagt Martin Schmidt. Das hat er eigens für die Weidehähnchen bauen lassen. Es besteht aus zwei große Anhängern mit Aufbau.
Auf Tiertransporte wird am Käppelehof verzichet
Robin Vogelbacher fängt die Tiere morgens auf der Weide ein. 400 Meter weiter werden sie vor Ort geschlachtet. 700 Tiere pro Tag. Zum Vergleich: In einer Großschlachterei sind es bis zu 10.000 Tiere am Tag, sagt Martin Schmidt. Beim Schlachten gehe es weitgehend geräuschlos zu und Zeitdruck gebe es nicht, versichert er.
6.000 Hühner wachsen draußen auf den Weiden auf
Die mobilen Hühnerställe auf dem Käppelehof stehen draußen auf den Weiden. In einem Zelt sind die Legehennen. Die beiden anderen Zelte sind für die Mast-Tiere. Robin Vogelbacher hat sich für eine langsam wachsende Rasse entschieden, die sich auch für die Höhenlage gut eignet. Ein Tag sind die Küken alt, wenn sie in den Stall kommen. Weil die Küken noch Wärme brauchen, wird dieser zunächst beheizt. Mit 28 Tagen dürfen sie dann zum ersten Mal raus.
Bob und Gerd sind die Chefs auf der Hühnerweide
Draußen auf der weitläufigen Weide werden die Hühner von Alpakas beschützt. Die Tiere sind groß, aufmerksam und keine Fluchttiere. Wenn ein Fuchs sich den Zäunen nähert, würden die Alpakas auf diesen zu gehen und sie verjagen, schildert Robin Vogelbacher. Auch Raubvögel würden davon fliegen, wenn sie von den Alpakas anvisiert und beobachtet werden. Die Alpakas Bob und Gerd sind von Anfang an mit auf der Weide, ihren neugierigen Augen entgeht nichts.
Der Versuch soll sich irgendwann lohnen
Ihr Hühnerfleisch, ihre Eier und das Fleisch der Tiere im wiederaufgebauten Rinderstall: Robin Vogelbacher und seine Freundin Sarah Hilz wollen ihre Direktvermarktung Schritt für Schritt weiter ausbauen. Ideen haben sich noch viele. Die Entscheidung den typischen Schwarzwaldhof in einen Hühnerhof umzubauen, haben sie bislang nicht bereut. Mit Blick auf die Tiere sagt Robin Vogelbacher: "Ich könnte denen stundenlang zuschauen, wie sie rumspringen, wie sie rumhüpfen, wie sie rumspielen oder nur faul rumliegen." Und seine Freundin Sarah streckt einem Huhn über die Federn und nickt zustimmend.