Weidehühner im Südschwarzwald

Gegen Massentierhaltung: Wie ein Landwirt tierfreundlich Hühner züchtet

Stand
Autor/in
Petra Jehle
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Tausende Hühner, die auf der Weide grasen, bewacht von Alpakas: Der Käppelehof in Höchenschwand setzt auf nachhaltige Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung.

Der Käppelehof liegt auf 900 Metern Höhe im Südschwarzwald in Höchenschwand (Kreis Waldshut). Kein Ort für Hühnerzucht könnte man meinen, doch Robin Vogelbacher macht genau das. Er züchtet Weidehühner. Die lässt er auf den Weiden um seinen Hof herum grasen und von Alpakas bewachen.

Weidehähnchen - regionales und artgerechtes Hühnerfleisch aus dem Südschwarzwald
Junglandwirt Robin Vogelbacher hat fünf mobile Hühnerställe rund um seinen Hof aufgestellt.

Zuerst der Schock, dann der Neustart

Robin Vogelbacher hatte einen schweren Start als Landwirt. Mit 25 Jahren hat er sich entschieden, den Hof des Onkels zu übernehmen. Der Käppelehof ist ein Familienbetrieb, schon seit vielen Generationen. Ein Jahr nach der Übernahme der Schock: Nach einem Blitzschlag brannten Teile des Hofs ab und viele Tiere starben. Aufgeben? Darüber hat er nachgedacht, sagt er. Aber er wollte sich auch nicht von den Tieren trennen, die überlebt hatten.

Es ist viel Verantwortung und es sind manchmal auch frustrierend lange Tage, aber ich bin trotzdem froh und stolz.

Also baute er den Käppelehof wieder auf, nahm Kredite auf und investierte viel Geld in den Umbau des Hofs. Seine Rinder haben jetzt einen neuen Stall, wo sie raus dürfen und er hat sich Legehennen angeschafft, die ebenfalls draußen in mobilen Ställen untergebracht sind.

Die +Weidehühner vom Käppelehof in Höchenschwand
Das war im August 2019. Die Vogelbachers mussten zusehen wie der Stall abbrannte und mehr als 30 ihrer Tiere starben.

Aus Fremden werden Freunde

Die größte Veränderung war jedoch vor einem Jahr die Anschaffung der Masthähnchen: Auf diese Idee hat ihn Martin Schmidt gebracht. Schmidt ist Geschäftsführer einer örtlichen Supermarkt-Kette und er war auf der Suche nach einem Landwirt, der ihm Hühnerfleisch liefert. Aber nicht irgendein Hühnerfleisch, sondern Hühnerfleisch von guter Qualität und aus der Region sollte es sein.

Weidehähnchen - regionales und artgerechtes Hühnerfleisch aus dem Südschwarzwald
Vom Hühnerstall bis zum Schlachtmobil sind es nur 400 Meter. Geschlachtet wird langsam und mit Zeit.

In Robin Vogelbacher fand er einen Landwirt, dem das Tierwohl am Herzen liegt. "Wir kannten uns vorher nicht. Aber es hat funktioniert. Ich hatte ein Bauchgefühl, und das hat gestimmt", so Schmidt. Landwirt und Händler haben im Sommer einen Vertrag miteinander geschlossen, mit einer Laufzeit von zwölf Jahren.

Vor einem Jahr haben sie das gemeinsame Projekt "Weidehähnchen" gestartet. Inzwischen nennen sie sich beim Vornamen und sind Freunde geworden. Immer dienstags kommen die Mitarbeiter der Schmidts Märkte auf den Käppelehof und schlachten dort. In einem bundesweit einmaligen und von der Europäischen Union (EU) zugelassenen Schlachtmobil, sagt Martin Schmidt. Das hat er eigens für die Weidehähnchen bauen lassen. Es besteht aus zwei große Anhängern mit Aufbau.

Die +Weidehühner vom Käppelehof in Höchenschwand
Diese Küken sind erst wenige Tage alt und brauchen noch die Wärme im Stall. Doch in wenigen Wochen dürfen auch sie raus.

Auf Tiertransporte wird am Käppelehof verzichet

Robin Vogelbacher fängt die Tiere morgens auf der Weide ein. 400 Meter weiter werden sie vor Ort geschlachtet. 700 Tiere pro Tag. Zum Vergleich: In einer Großschlachterei sind es bis zu 10.000 Tiere am Tag, sagt Martin Schmidt. Beim Schlachten gehe es weitgehend geräuschlos zu und Zeitdruck gebe es nicht, versichert er.

6.000 Hühner wachsen draußen auf den Weiden auf

Die mobilen Hühnerställe auf dem Käppelehof stehen draußen auf den Weiden. In einem Zelt sind die Legehennen. Die beiden anderen Zelte sind für die Mast-Tiere. Robin Vogelbacher hat sich für eine langsam wachsende Rasse entschieden, die sich auch für die Höhenlage gut eignet. Ein Tag sind die Küken alt, wenn sie in den Stall kommen. Weil die Küken noch Wärme brauchen, wird dieser zunächst beheizt. Mit 28 Tagen dürfen sie dann zum ersten Mal raus.

Die +Weidehühner vom Käppelehof in Höchenschwand
Neugierig und aufmerksam: Die Alpakas beschützen die Hühner auf den Weiden.

Bob und Gerd sind die Chefs auf der Hühnerweide

Draußen auf der weitläufigen Weide werden die Hühner von Alpakas beschützt. Die Tiere sind groß, aufmerksam und keine Fluchttiere. Wenn ein Fuchs sich den Zäunen nähert, würden die Alpakas auf diesen zu gehen und sie verjagen, schildert Robin Vogelbacher. Auch Raubvögel würden davon fliegen, wenn sie von den Alpakas anvisiert und beobachtet werden. Die Alpakas Bob und Gerd sind von Anfang an mit auf der Weide, ihren neugierigen Augen entgeht nichts.

Weidehähnchen - regionales und artgerechtes Hühnerfleisch aus dem Südschwarzwald
Neugierig schauen die Legehennen, die in einem von fünf mobilen Hühnerställen draußen leben. Bild in Detailansicht öffnen
Weidehähnchen - regionales und artgerechtes Hühnerfleisch aus dem Südschwarzwald
Schon von weitem ist sichtbar, dass der Käppelehof "aufs Huhn gekommen" ist. Bild in Detailansicht öffnen
Weidehähnchen - regionales und artgerechtes Hühnerfleisch aus dem Südschwarzwald
Noch sind sie zu klein für die Weide. Nach 21 Tagen dürfen sie langsam ihre ersten Schritte draußen machen. Bild in Detailansicht öffnen
Weidehähnchen - regionales und artgerechtes Hühnerfleisch aus dem Südschwarzwald
Gleich geht das automatische Schiebetor auf und dann dürfen die Masthühner nach draußen. Bild in Detailansicht öffnen
Weidehähnchen - regionales und artgerechtes Hühnerfleisch aus dem Südschwarzwald
Hühner mögen es warm, sie gehen erst raus, wenn es genügend Plusgrade hat. Bild in Detailansicht öffnen
Weidehähnchen - regionales und artgerechtes Hühnerfleisch aus dem Südschwarzwald
Wo früher die Rinder grasten, weiden heute Masthühner. Bild in Detailansicht öffnen
Die +Weidehühner vom Käppelehof in Höchenschwand
Alpaka Gerd ist neugierig, aufmerksam und ohne Scheu. Damit ist er der ideale Bewacher für die Hühnerherde auf der Weide. Bild in Detailansicht öffnen

Der Versuch soll sich irgendwann lohnen

Ihr Hühnerfleisch, ihre Eier und das Fleisch der Tiere im wiederaufgebauten Rinderstall: Robin Vogelbacher und seine Freundin Sarah Hilz wollen ihre Direktvermarktung Schritt für Schritt weiter ausbauen. Ideen haben sich noch viele. Die Entscheidung den typischen Schwarzwaldhof in einen Hühnerhof umzubauen, haben sie bislang nicht bereut. Mit Blick auf die Tiere sagt Robin Vogelbacher: "Ich könnte denen stundenlang zuschauen, wie sie rumspringen, wie sie rumhüpfen, wie sie rumspielen oder nur faul rumliegen." Und seine Freundin Sarah streckt einem Huhn über die Federn und nickt zustimmend.

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