Nach mehrtägigen, teilweise noch laufenden Warnstreiks in Tübingen, Ulm und Heidelberg haben auch Beschäftigte der Uniklinik Freiburg am Donnerstag nachgezogen. Um fünf Uhr morgens befanden sich schon über 100 Reinigungskräfte im Streik. "Es wurden stündlich mehr", sagte Ingo Busch, Gewerkschaftssekretär von ver.di Südbaden Schwarzwald, "wir haben nicht mit so vielen Leuten gerechnet."
Auch Irene Gölz, Landesfachbereichsleiterin und Verhandlungsführerin, war völlig überrascht von der großen Zahl der Streikenden: "Ihr toppt hier heute alles!"
Zum Streik aufgerufen waren unter anderem das Pflegepersonal und die Beschäftigten in der Verwaltung, nicht aber das ärztliche und wissenschaftliche Personal. In der laufenden Tarifrunde fordert die Gewerkschaft ver.di 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 375 Euro mehr im Monat bei einer Laufzeit von 12 Monaten. An einer ersten Kundgebung am Vormittag nahmen auch Beschäftigte aus den Bereichen Reinigung, Wäscherei und Technik teil. Neben der Forderung nach mehr Geld wollen sie auch bessere Arbeitsbedingungen.
An einer Demonstration durch die Freiburger Innenstadt und einer anschließenden Kundgebung auf dem Platz der ehemaligen Synagoge beteiligten sich laut Polizei 700 Menschen. Mit Sprechchören wie "Heute ist kein Arbeitstag - heute ist Streiktag" und "Ohne Streik wird sich nichts verändern" machten sie ihrem Ärger Luft.
Zweite Tarifverhandlungsrunde am Mittwoch
Anlass für den Warnstreik und die Demonstration ist die kommende zweite Tarifverhandlungsrunde am 2. November 2022. Nach dem bisherigen Angebot des Arbeitgeberverbandes der baden-württembergischen Uniklinika (AGU) würden die Uniklinikbeschäftigten bis Ende kommenden Jahres 15 Prozent weniger verdienen. Ziel sei es, diese Entwertung des Einkommens zu verhindern. Nur so könne man Fachkräfte halten und neue gewinnen, heißt es von Seiten der Gewerkschaft ver.di.
An beiden Streiktagen werde der Betrieb der Freiburger Uniklinik auf Wochenendniveau heruntergedrosselt, Operationen wurden verschoben und damit um 80 Prozent reduziert. Vier Stationen mit insgesamt 80 Betten wurden geschlossen. Weitere knapp 150 Betten auf anderen Stationen konnten ebenfalls nicht belegt werden. Der Notdienst bleibe aber gesichert, so ver.di Südbaden-Schwarzwald.
Workshops zu Klimaschutz und Patienteninfo in den Ambulanzen
Am Streiktag selbst beschäftigten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ausstand am Vormittag mit Workshops. Dabei ging es um Themen wie Klimaschutz. Die DGB-Hochschulgruppe bot eine Veranstaltung zum Thema "Streik - eine Erfolgsgeschichte" an. Auszubildende trafen sich zu Kreativ-Workshops. Außerdem fanden sich Gruppen von Streikenden, die die Patienten in den Ambulanzen über die Gründe für den Warnstreik informierten. Andere waren aufgerufen, ihre Kolleginnen und Kollegen in den Notdiensten aufzusuchen.
Warnstreiks an Unikliniken auch in Ulm, Tübingen und Heidelberg
Die Gewerkschaft ver.di hat in dieser Woche an allen vier Universitätskliniken in Baden-Württemberg zum Warnstreik aufgerufen. Den Auftakt machten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Montag an der Universitätsklinik in Ulm und in Tübingen. Am Mittwoch folgten Warnstreiks an der Uniklinik Heidelberg. Insgesamt sind 26.000 Beschäftigte an den Unikliniken in Baden-Württemberg zum Warnstreik aufgerufen.