Wirkstoff S-Metolachlor

Verbot von Mais-Pestizid: Frankreich macht den Anfang, EU könnte nachziehen

Stand
Autor/in
Christine Veenstra

Im Elsass sollen Bauern bald auf das wichtigste Pestizid im Mais-Anbau verzichten. Frankreich will es verbieten und nach SWR-Informationen steht auch die EU-Zulassung auf der Kippe.

Laut Umweltbundesamt ist es im Mais-Anbau das meist verwendete Pestizid: S-Metolachlor. Im Elsass, wo Mais die Äcker dominiert, wird es stark eingesetzt und sorgt inzwischen für Probleme. Frankreich will das Mittel nach einigem Hin und Her nun verbieten - und auch die EU befasst sich aktuell mit dem Pestizid.

Das Problem bei S-Metolachlor: Wenn der Wirkstoff in den Boden gelangt, zerfällt er in Abbauprodukte. Diese Stoffe sind umweltschädlich, gelten als möglicherweise krebserregend und haben sich im Elsass im Grundwasser angereichert.

Ausnahmegenehmigungen für belastetes Trinkwasser

Im vergangenen Jahr war ihre Konzentration in einigen Gebieten so hoch, dass das Wasser eigentlich nicht mehr als Trinkwasser benutzt werden durfte. Die Präfektur in Straßburg erteilte aber mehrere Ausnahmegenehmigungen, die betroffenen Kommunen ließen es weiter durch die Leitungen laufen.

Schließlich stufte die französische Behörde für Lebensmittelsicherheit, die Anses, die festgestellten Abbaustoffe neu ein - als weniger riskant. Auf dem Papier waren die Probleme für die Wasserversorgung im Elsass damit gelöst. Nun macht die Anses allerdings eine Kehrtwende.

Französische Behörde will Zulassungen entziehen

Vor wenigen Tagen hat die Behörde angekündigt, sie leite ein Verfahren ein, um die Zulassungen für Pflanzenschutzmittel mit S-Metolachlor zu entziehen - zum Schutz des Grundwassers.

Ein Traktor versprüht Pflanzenschutzmittel auf einem Feld
Ein Traktor versprüht Pflanzenschutzmittel auf einem Feld (Archivbild).

Im deutschen Umweltbundesamt ist man von dem Vorstoß überrascht. Auch hier würde man den Stoff gern von den Äckern verbannen und hatte sich einst gegen die Zulassung eines Pflanzenschutzmittels mit S-Metolachlor ausgesprochen - allerdings ohne Erfolg. Ein nationaler Alleingang sei in der EU rechtlich schwierig, wenn es um die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln gehe, so heißt es.

Neue Risikobewertung auf EU-Ebene

Frankreich prescht trotzdem vor. Und wie der SWR erfahren hat, könnte auf den französischen Alleingang bald eine EU-weite Entscheidung folgen. Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, die Efsa, befasst sich nämlich aktuell mit S-Metolachlor und seinen Abbauprodukten.

Die Behörde soll in Kürze einen neuen Risikobericht zu diesen Stoffen veröffentlichen, die sogenannte Conclusion. In ihrem Entwurf, der den zuständigen Stellen der EU-Staaten zur Stellungnahme übermittelt wurde, kommt die Efsa nach SWR-Informationen zu einer anderen Einschätzung als bisher. Zwei der Abbauprodukte von S-Metolachlor bewertet sie darin als "relevant". Das bedeutet, die Stoffe haben die gleiche Wirkart wie S-Metolachlor selbst. Bisher galten sie als "nicht relevant".

"Wenn in der Efsa-Conclusion steht, dass die relevant sind, dann kann der Wirkstoff wohl nicht mehr zugelassen werden."

Die Efsa-Conclusion soll kurz vor der Veröffentlichung stehen. Gibt es keine wesentlichen Änderungen am Entwurf, steht die Zulassung von S-Metolachlor wohl stark in Frage. Zudem würden für die "relevanten" Stoffe automatisch neue Grenzwerte für das Grund- und Trinkwasser gelten - auch in Deutschland.

Striktere Grenzwerte auch für Südbaden

Im Grundwasser dürfen von einem "relevanten" Abbauprodukt maximal 0,1 Mikrogramm je Liter enthalten sein. Für "nicht-relevante" Abbauprodukte gibt es beim Grundwasser keinen Grenzwert. Beim Trinkwasser liegt der Grenzwerte für "nicht-relevanten" Abbauprodukte bei 1 oder 3 Mikrogramm je Liter. Hier wären nach einer Neueinstufung nur 0,1 Mikrogramm je Liter Wasser erlaubt.

Auch in Südbaden könnten diese Grenzen lokal überschritten werden - zum Beispiel im Ortenaukreis. Dort wurden laut dem Landratsamt im Grundwasser stellenweise Gehalte von bis zu 3 Mikrogramm gemessen. Wie hoch die Gehalte im Trinkwasser sind, ist nicht bekannt.

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