Museum der Kulturen zeigt musikalische Krippen

Weihnachtsausstellung in Basel: Wie still ist die "Stille Nacht"?

Stand
Autor/in
Laura Könsler

"Stille Nacht, heilige Nacht": Einkehr und himmlische Ruh'? Von wegen! Das Museum der Kulturen in Basel zeigt Krippen aus aller Welt mit Musikanten und Sängern in Feierlaune.

Weihnachten gilt als Zeit der Stille. Das mehr als 200 Jahre alte Lied "Stille Nacht, heilige Nacht" steht wie kein anderes dafür. Doch wie still ist die Heilige Nacht wirklich? Eine Ausstellung im Museum der Kulturen in Basel präsentiert Weihnachtskrippen aus Europa und Südamerika. Es wird trompetet, gesungen und getanzt. Still war die Nacht also keineswegs.

SWR-Reporterin Laura Könsler hat die Ausstellung "Stille Nacht" in Basel besucht:

Bühne, Sternsinger und Plattenspieler - bei polnischer Krippe geht es musikalisch zu

Aus dem Fundus des Museums hat Kuratorin Florence Roth Krippen aus Italien, Österreich, Polen und Peru zusammengestellt. Besonders beeindruckend ist eine fast halben Meter hohe, schillernde Krippe aus Krakau. Sie sieht aus wie ein Palast aus Silber und Gold, mit hohen Türmen und hat mit Stall und Ochs und Esel nur noch wenig zu tun. Im Eingangsbereich der Krippe befindet sich eine kleine Bühne. Dort stehen Sternsinger. Auf der Rückseite ist ein eingebauter Plattenspieler. "Und auch ganz viel Elektronik, denn die Krippe war ursprünglich einmal beleuchtet", sagt Roth und zeigt auf das Innenleben der besonderen Krakauer Krippe.

Insgesamt zwölf Krippen sind in der Ausstellung zu sehen. Jede ist einzigartig: Mal sind es grazile, naturbelassene Holzfiguren aus Österreich, mal glänzend bunt lackierte Figuren aus Peru mit Lamas statt Ochs und Esel.

große Krippe in Silber
Eine Krakauer Krippe besticht durch Prunk: Auf der Rückseite ist ein Plattenspieler installiert, dazu viel Elektronik, denn die Krippe kann erleuchtet werden.

Krippe aus Neapel sieht aus wie ein Wimmelbild

Bunt und lebhaft geht es bei einer Krippe aus Italien zu. Mehr als 150 Figuren tummeln sich da auf einem Marktplatz, nach Ruhe und Stille sieht das irgendwie nicht aus. "Bei dieser Krippe aus Neapel muss man einen Moment suchen, bis man die Heilige Familie gefunden hat", erzählt Florence Roth. Sie zeigt auf Marktverkäuferinnen, auf einen Maronistand, einen Metzgerstand, an einem langen Tisch wird sogar Pizza serviert. "Alle diese Figuren machen natürlich viel Lärm", sagt Roth. "Ich stelle mir vor, wie sie ihre Waren anpreisen und singen, vielleicht auch ein Weihnachtslied?", so Roth weiter.

viele kleine bunte Figuren in einer Krippe
Eine Krippe aus Neapel mit 150 Figuren sieht aus wie ein lebhaftes Wimmelbild, bei dem die Heilige Familie erst gesucht werden muss.

Mitsingen in der Ausstellung "Stille Nacht" ausdrücklich erwünscht

Zwei junge Besucherinnen haben sich auf die Bühne in der Ausstellung gewagt - in ihren Händen halten sie eine Gitarre und eine Posaune aus Karton, ganz so, als ob sie die Attrappen spielen könnten. Damit sehen sie fast so aus, wie die musizierenden Engel, die hinter ihnen an die Wand projiziert sind. Der Rest des Raumes ist in hellem Blau gehalten, eine angestrahlte Kugel an der Decke erweckt den Eindruck, als würde hier leise der Schnee rieseln.

"Das Lied "Stille Nacht, heilige Nacht" besingt Weihnachten als Zeit der Hoffnung und Stille. Aber spätestens dann, wenn die Engel ihr Hallelujah rufen und die Hirten mit ihren Schafen aufbrechen, um das Jesuskind zu besuchen, ist es natürlich aus mit der Ruhe", sagt Florence Roth, die die Ausstellung zusammengestellt hat.

Spätestens, wenn die Engel ihr Hallelujah anstimmen, ist es mit der Ruhe vorbei.

Eine Frau vor einer Vitrine
Kuratorin Florence Roth in der Ausstellung "Stille Nacht". Die Weihnachtsausstellung ist eine Fortführung der Ausstellung "Nacht", die sie ebenfalls konzipiert hat.

In der Ausstellung werden Kindheitserinnerungen wach

Besucherin Teresa Schkade schaut sich die einzelnen Vitrinen genau an. Ihr Fazit: "Die Ausstellung ist zwar einerseits überschaubar und klein, aber bietet ganz viele spannende Impulse und auch Entdeckungen, für kleine wie auch große Besucher." Und ihre Freundin Stefanie Faber, die aus Stuttgart zu Besuch ist, fühlt sich nicht nur beim gemeinsamen Singen, sondern auch angesichts der Krippen an ihre Kindheit erinnert: "In der Kindheit hatten wir auch eine Krippe. Das waren Holzfiguren aus Zirbenholz. Das war ein schöner Moment, wenn man die ausgepackt hat und das Holz dann auch noch so schön duftete." Das sei eine besondere Erinnerung für sie, erzählt die Museumsbesucherin.

Holzfiguren mit Instrumenten
Figuren einer Stallkrippe aus dem österreichischen Graz: Hier gehören die Musikanten zum Ensemble fest dazu.

Die Geburt eines Kindes war früher mit viel Turbulenzen verbunden.

Besucherin Katharina Pfirter findet die Atmosphäre insgesamt beruhigend, wenn auch die Heilige Nacht nicht immer so still war, wie uns das Lied suggeriert: "Dieses Lied: "Stille Nacht, heilige Nacht" ist ja ein sehr berührendes Lied. Die Geburt eines Kindes sollte eigentlich auch mit viel Turbulenz verbunden sein. Früher da kamen alle und begrüßten das Kind auf dieser Erde." Und so können auch die Besucher der Ausstellung, die Adventszeit still oder auch weniger still genießen. Die Weihnachtsausstellung "Stille Nacht" und wie still sie wirklich in den Krippendarstellungen ist, ist im Basler Museum der Kulturen noch bis zum 7. Januar zu sehen.

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