Die Pläne der städtischen Tochtergesellschaft Wohnbau Lörrach haben bundesweit für Aufsehen gesorgt: 40 Mieterinnen und Mieter sollen aus ihren jetzigen Wohnungen in Lörrach aus- und Geflüchtete dort einziehen. Den Mieterinnen und Mietern werden im Gegenzug modernere Wohnungen angeboten. Wegen des schlechten Zustands der Häuser sei ohnehin geplant gewesen, sie in den kommenden Jahren abzureißen und neu zu bauen, so die Stadt.
Wohnbau entschuldigt sich für Kommunikation
Ursprünglich sollte dazu Anfang der Woche eine Versammlung für die Bewohnerinnen und Bewohner stattfinden. Darauf habe man verzichtet, weil die Stimmung rund um das Thema aufgeheizt sei, so die Stadt. Stattdessen bietet die Wohnbau den Mieterinnen und Mietern in einem Schreiben persönliche Einzelgespräche an. In dem Schreiben bekräftigt die Wohnbau Lörrach auch, dass sie niemanden aus der Wohnung rausklagen werde. Außerdem entschuldigt sie sich für die entstandene Verunsicherung.
Ersten Mietern wurden schon Angebote gemacht
Sieben Mietern konnte die Wohnbau nach eigenen Angaben bereits Wohnungen anbieten. Auch der 80-jährige Manfred Asal ist darunter. Er hat inzwischen den Schock überwunden, dass er nach 58 Jahren aus seiner Wohnung ausziehen soll. "Jetzt geht es wesentlich besser. Jetzt bin ich richtig beruhigt", sagt er. Die Wohnung, die ihm die Wohnbau angeboten hat, ist neu renoviert und genauso groß wie seine jetzige - und kostet in der Warmmiete sogar weniger.
Laut Wohnbau-Geschäftsführer Thomas Nostadt soll sich für alle Mieter, die jetzt umziehen sollen, die Wohnsituation verbessern. Einige von ihnen könnten in neu gebauten Wohnungen unterkommen, etwa in einem neuen Quartier im Lörracher Stadtteil Brombach. Dort werden gerade 57 neue Wohnungen gebaut und 54 alte saniert. Ab April sollen laut Nostadt die Neubauten bezogen werden.
Lage in Lörrach hat sich beruhigt
Schon mehrfach hat die Wohnbau Lörrach in der Vergangenheit Mieterinnen und Mieter umgesiedelt - auch schon, um für Geflüchtete Wohnraum zu schaffen. Damals gab es keinen Protest. "Der Wohnungsmarkt ist extrem angespannt. Lörrach gehört zu den Regionen, wo er besonders angespannt ist", sagt Nostadt. Allein für den Standort Lörrach habe die Wohnbau 2.500 interessierte Haushalte auf der Liste.
Zahllose Hassmails und Anrufe
Die heftigen Reaktionen auf das aktuelle Projekt habe die Wohnbau überrollt. Hunderte Hassmails und tausende Anrufe habe die Wohnbau vergangene Woche bekommen. Für mehrere Tage wurden Anrufer zu einem externen Dienstleister weitergeleitet, der die Anrufe erstmal sortieren sollte. Inzwischen hat sich die Situation wieder beruhigt.
Wohnbau Lörrach zieht Konsequenzen aus dem Shitstorm
Dennoch ist der Aufruhr an der Wohnbau Lörrach nicht spurlos vorbei gegangen. Aus der Sicht von Geschäftsführer Nostadt war die Wohnungsgesellschaft chancenlos - auch eine andere Art der Kommunikation hätte an der Situation nichts geändert, glaubt er.
Die Wohnbau in Lörrach will nun Konsequenzen ziehen. Ein Projekt, in dem Mieter umgesiedelt werden, um Wohnraum für Geflüchtete zu schaffen, wird es laut Nostadt nicht mehr geben. Er ergänzt: "Das würden wir uns aktuell nicht mehr trauen."