ein Wolf liegt im Wald, erwachsene Wölfe können um andere Wölfe trauern

Experte gibt Einschätzung

Tod des ersten Wolfswelpen: Wie es jetzt weitergehen könnte

Stand
Autor/in
Christine Veenstra
Alexander Böttner
Sophie Hochhauser

Der erste Wolfswelpe im Land ist vor wenigen Tagen tot aufgefunden worden - aber schon im Frühjahr könnte es neuen Nachwuchs geben, so ein Experte. Dass die Elterntiere um den Welpen trauern, sei unwahrscheinlich.

Nach dem Tod des ersten Wolfswelpen in Baden-Württemberg könnte es bei den Elterntieren am Schluchsee (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) schon im Frühjahr neuen Nachwuchs geben. "Unabhängig davon, wie viele Jungtiere leben, beginnt im frühen Jahr 2024 wieder die Paarungszeit bei den Wölfen und dann werden im Frühjahr auch wieder Jungtiere zur Welt kommen", sagt Micha Herdtfelder, Experte von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA).

Welpe war wahrscheinlich allein

Für die Elterntiere sei der Tod des Jungtieres keine dramatische Situation, so Herdtfelder. Sie seien ohnehin nicht die ganze Zeit mit dem Jungtier im Revier unterwegs. Es sei sehr wahrscheinlich, dass der Welpe allein war, als er überfahren wurde. "Die Elterntiere wissen wahrscheinlich gar nicht, ob der Wolf jetzt gestorben ist, oder ob er vielleicht auch schon abgewandert ist", vermutet der Wolfsexperte.

Ob die Tiere andernfalls trauern würden? Eine Frage, die der Wolfsexperte nicht beantworten kann. Klar ist aber: "Wölfe sind sehr hoch entwickelte Säugetiere und wenn der Tod von einem 'Familienmitglied' mitbekommen wird, dann ist das ein Ereignis, das die Tiere beschäftigt."

der tote 20 Kilo schwere Welpe auf einem Untersuchungstisch
Der tote Welpe war etwa acht Monate alt und wog 20 Kilogramm.

Welpe litt unter Räude

Der Wolfswelpe war am ersten Weihnachtsfeiertag bei einem Unfall an der B500 bei Schluchsee getötet worden. Laut dem Wildtierinstitut der FVA war der Welpe acht Monate alt und wog 20 Kilogramm. Bei den äußerlichen Untersuchungen in Freiburg stellten die Experten fest, dass der junge Wolf stärker als gedacht unter der Wildtierkrankheit Räude, einer Art Milben, litt. Dass der Welpe die Krankheit hatte, war aber bereits durch Fotofallen-Bilder bekannt. Ob der Wolf im Extremfall daran gestorben wäre, ist unklar.

Durch den Tod des Jungtiers hat Baden-Württemberg sein erstes Wolfsrudel verloren. Traurig macht das Micha Herdtfelder von der FVA aber nicht. "Wir sehen das rational. Es ist immer schade, wenn Wildtiere durch Verkehr ums Leben kommen. Aber das ist bei anderen Tierarten, wie Rehen in Baden-Württemberg, auch ein Riesenthema."

Elterntiere sind weiter "angezählt"

Der Welpe war erst am 27. Juli 2023 per Fotofalle der FVA nachgewiesen worden. Es war der erste bekannte Wolfsnachwuchs seit rund 150 Jahren. Allerdings war die Zukunft des sogenannten Schluchsee-Rudels ungewiss.

Das Rudel gilt als "angezählt", denn es hat mehrfach Nutztiere gerissen und dabei zuletzt auch den zumutbaren Herdenschutz überwunden. Sollte es zeitnah weitere Risse geben, könnte eines der Elterntiere womöglich abgeschossen werden. Daran ändere auch der Tod des Welpen nichts, so Experte Herdtfelder. Das habe gar nichts mit den Jungtieren zu tun. Das sei völlig unabhängig davon, so Herdtfelder gegenüber dem SWR.

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