Dort, wo heute auf beiden Seiten der Dreisam die B31 verläuft und täglich mehr als 60.000 Autos und Lastwagen rollen, soll einmal eine "offene Wiese für alle" entstehen. So planen es die beiden Büros, die die städtebaulich-freiraumplanerische Studie im Auftrag der Stadt Freiburg durchgeführt haben. Zusammenfassend sieht die Studie zwei Optionen für die oberirdische Verkehrsführung. Diese soll es zusätzlich zur geplanten unterirdischen Bundesautobahn A860 geben, die durch den Stadttunnel verlaufen soll.
Option 1: Verkehr nur auf einer Seite der Dreisam - mit viel Grün, Läden und Gastronomie
Eine Möglichkeit wäre, so die Konzeptstudie, Fahrstreifen in beide Fahrtrichtungen auf die Südseite der Dreisam zu legen. Nach dem Bau des Stadttunnels verliefe der restliche Verkehr dann durch die Lessingstraße. Damit könnte auf der Nordseite zwischen Kronenbrücke und Greifeneggbrücke eine reine Fußgängerzone entstehen. Nur Rettungsfahrzeuge, Liefer- und Anwohnerverkehr wären dort dann noch zulässig. In den Gebäuden entlang der Promenade könnten Geschäfte und Gastronomie eröffnen. Auf dem Grünstreifen soll es neben einer Nebeldusche einen Eiskiosk und Spielelemente geben.
Option 2: Verkehr auf beiden Seiten des Flusses - mit breiteren Gehwegen
Die zweite vorgestellte Variante sieht vor, dass es wie aktuell nördlich und südlich der Dreisam Fahrbahnen gibt. Diese würden allerdings deutlich reduziert werden. Wie bisher würde der Verkehr dann im Einbahnsystem geleitet werden. Seitlich der Fahrbahnen sollen dann breite Gehwege entstehen, die von neu gepflanzten Bäumen beschattet werden sollen.
Tunnel soll vom Bund gebaut werden
Für den Bau des Stadttunnels ist die Autobahn GmbH des Bundes verantwortlich. Die Kosten für den Tunnel wird der Bund vollständig tragen. Wie teuer der Stadttunnel wird, ist noch unklar. Im Jahr 2016 wurden die Kosten auf 325 Millionen Euro geschätzt, doch diese Summe sei nicht mehr realistisch, ist sich der Freiburger Baubürgermeister Martin Haag sicher. Die Kosten für die Gestaltung der Oberfläche, also eines möglichen Dreisamparks, wird hingegen komplett von der Stadt Freiburg getragen. Der geplante Stadttunnel ist in den vordringlichen Bedarf des aktuellen Bundesverkehrswegeplans 2030 aufgenommen worden. Damit ist das Tunnelbauprojekt seit 2016 in der obersten Kategorie dieses Plans. Laut Verkehrsgutachten der Autobahn GmbH von Dezember 2022 würden sich 60 bis 80 Prozent des Verkehrs, der heute auf der B31 durch Freiburg fährt, in den Stadttunnel verlagert werden.
Wie geht es mit dem Tunnel weiter?
Die Vorplanung für den Stadttunnel hat bereits im Jahr 2010 begonnen. Aktuell hofft man auf eine Vorentwurfsplanung bis 2026. Im Anschluss daran gibt es ein Planfeststellungsverfahren, eine besonders aufwändige, gerichtliche Form der Genehmigung. Die Umgestaltung des oberirdischen Areals kann erst beginnen, wenn die Tunnelbauarbeiten vollständig abgeschlossen sind. Jochen Tuschter ist Projektleiter für die oberirdische Umgestaltung. Er schätzt, dass die Tunnelbauarbeiten frühestens Anfang bis Mitte der 2030er Jahre beginnen könnten.
Tunnel ist seit Jahren umstritten
Der geplante Stadttunnel steht seit Jahren in der Kritik. Gegnerinnen und Gegner des Projekts sehen in dem Projekt einen massiven Rückschritt in Sachen Verkehrswende. Nicht nur der zusätzlich entstehende Verkehr verursache CO2-Emissionen, auch der Bau des Tunnels sei äußerst klimaschädlich. Sie befürchten außerdem negative Auswirkungen für die umliegenden Schwarzwaldgemeinden.