"Bier auf Wein, das lass sein. Wein auf Bier, das gönn' ich mir." So oder so ähnlich lautet eine Redewendung, die sich nun offenbar auch das Staatsweingut Freiburg zu Herzen genommen hat. Seit kurzem wird dort Weißburgunder in 0,5 Liter Bierflaschen abgefüllt, mit einem Wein-Etikett versehen und einem Kronkorken verschlossen.
Kronkorken statt Weinkorken oder Schraubverschluss
Das klassische Zischen beim Öffnen eines Bieres gibt es auch beim Öffnen des Kronkorkens auf einem Weißburgunder: Was dadurch in Zukunft aber ausbleiben könnte, ist die erhöhte Produktion von Kohlendioxid. Denn anders als die üblichen 0,75 Liter Weinflaschen, die - einmal geleert - direkt in den Altglas-Container wandern, sind die Bierflaschen Teil eines deutschlandweit funktionierenden Pfandsystems und können mehr als 50 Mal befüllt werden.
Letztlich sei es doch einfach nur eine Glasflasche und sobald sie mit dem Wein-Etikett ausgestattet ist, wirke sie schon gar nicht mehr wie eine Bierflasche, so Kolja Bitzenhofer, Leiter Staatsweinguts Freiburg. Ziel sei es, den Weinbau nachhaltiger zu machen - und zwar in allen Bereichen.
Wein künftig in Bierflaschen zu verkaufen, schont die Umwelt. Pro Einweg-Weinflasche entsteht laut Staatsweingut etwa ein Kilogramm Kolendioxid. Ein Wert, den man in Zukunft gerne reduzieren möchte. Bei Mehrweg-Bierflaschen sei die Emission dagegen um rund 60 Prozent geringer.
Bundesweites Pfandsystem für Weinflaschen
Bereits im März dieses Jahres hatte der Badische Weinbauverband bekannt gegeben, dass man über ein Pfandsystem für Weinflaschen nachdenke. Den Anfang machen soll ein Modellprojekt, anhand dessen man in etwa zwei Jahren Vorschläge für ein bundesweites Weinflaschen-Pfandsystem erarbeiten will, so der Weinbauverband.
Doch das dauert Bitzenhofer zu lange. Deswegen habe das Staatsweingut Freiburg mit dem Testlauf einen ersten Vorstoß gewagt. Parallel dazu würden allerdings auch noch andere Verpackungssysteme getestet, wie beispielsweise Wein in Boxen. Welches es letztlich wird, entscheiden am Ende die Kundinnen und Kunden.
Pilotprojekt mit 2.000 Flaschen in Freiburg
Seit 4. November testet das Staatsweingut den Verkauf seines beliebtesten Weins in Bierflaschen bereits. 2.000 Flaschen wurden dafür in den Freiburger Handel gebracht. Knapp eine Woche später seien schon 500 davon verkauft.
Rückgabe an Pfandautomaten
Die Flaschen sind nun kleiner und es ist weniger Wein drin: Für die einen ein Vor- und die anderen ein Nachteil. Gleichzeitig kann man den Wein in Bierflaschen jetzt eben auch im Gebinde, also den klassischen Bierkasten-Größen kaufen. Zurückgegeben werden können die leeren Weißburgunder-Flaschen und Kisten dann einfach wieder an Pfandautomaten bei Edeka und Rewe. Danach landen sie irgendwann bei der Freiburger Brauerei Ganter, wo sie gespült und dann wieder ganz klassisch mit Bier befüllt werden.
Die Reaktionen seien nach der ersten Woche jedenfalls durchaus positiv, so Bitzenhofer. "Wenn der Wein in Bierflaschen gut angenommen wird, können wir uns vorstellen, das Sortiment darauf umzustellen". Damit der Erfolg messbar sei, habe man sich bei dem Pilotprojekt deswegen extra für den absatzstärksten Wein entschieden.