Ungewisse Zukunft für den Wintersport

Warme Winter im Hochschwarzwald: Betreiber in Sorge, erster Lift schließt

Stand
Autor/in
Jessica Hans

Ski- und Snowboardfahren im Schwarzwald - das ist nicht mehr selbstverständlich. Im Skigebiet am Feldberg ist das schon zu spüren und auch andernorts wachsen die Sorgen.

Grüne Wiese statt weiße Schneedecke - dieses Bild prägt in diesem Winter die Berghänge im Hochschwarzwald. Wieder ist es eine schwierige Saison, nicht nur am Feldberg, wo die Betreibergesellschaft der Skilifte wegen der warmen Winter der vergangenen Jahre finanziell in Bedrängnis gerät - das haben SWR-Recherchen ergeben.

Vorsicht geboten bei Investitionen

Im Skigebiet rund um Bernau (Landkreis Waldshut) blicke man sorgenvoll und kritisch in die Zukunft, sagte Bürgermeister Alexander Schönemann (parteilos) dem SWR. Der Schnee in den vergangenen Wintern sei nicht besonders üppig gewesen. Ihm sei bewusst, dass man in Zukunft mit anderen Angeboten werde punkten müssen und der Wintersport eine zunehmend kleinere Rolle spielen werde. Größere Investitionen seien erstmal nicht geplant, bis auf ein paar kleinere Instandsetzungsarbeiten, sagte Schönemann.

Skigebiet Bernau
Grüne Wiese statt Schnee am 29.02.2024 im Skigebiet Bernau.

Vor teuren Investitionen warnt auch Michael Johner, Betreiber des Skilifts Haldenköpfle am Schauinsland (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald). Das Skigebiet, das auf einer Höhe von maximal 1.149 Metern liegt, brauche 40 Betriebstage, um rentabel zu sein, sagte Johner. Vergangenes Jahr seien es lediglich 30 gewesen, diesen Winter waren es noch weniger.

Nur an 14 Tagen fuhren dem Betreiber zufolge die Lifte, davon zehn Tage im Dezember und vier im Januar - viel zu wenig. Und wenn doch mal Betrieb herrscht, begibt man sich buchstäblich auf dünnes Eis. Und das geht ins Geld: Wegen der dünnen Schneedecke bedarf es neuer, leichterer Schneeraupen, damit die Piste nicht kaputtgeht. Um diese Investition komme er nicht herum, sagte Johner.

Trotz dieser Herausforderungen gibt er sich zuversichtlich: Zwar werfe der Skibetrieb nicht mehr die hohen Renditen ab wie früher, aber er sei noch rentabel, versicherte der Skiliftbetreiber. Man brauche einen langen Atem, um die Durststrecken durchzustehen. Für solche Zeiten empfiehlt er die Bewirtschaftung von Hütten, um die Attraktivität des Skigebiets zu steigern.

In Oberkirnach ist Skifahren Schnee von gestern

Die Betreiberin eines kleinen Lifts im Schwarzwald-Baar-Kreis hat dagegen kapituliert: Der Kesselberglift in Oberkirnach stellt seinen Betrieb nach der aktuellen Saison endgültig ein. Es habe sich finanziell nicht mehr gelohnt, so Waltraut Haas, die Betreiberin des Kesselberglift. Die Anlage wird abgebaut und zerlegt. Die noch brauchbaren Ersatzteile verkaufe man weiter - der Rest gehe zum Schrott, erklärt Haas.

Baden-Württemberg hat den mildesten Winter erlebt, seit die Temperaturen gemessen werden. Vor allem der zu Ende gehende Monat Februar habe sich eher als März oder April präsentiert, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in dieser Woche mit. "Von Winter war selbst in den Hochlagen keine Spur", hieß es. Dieser habe eine Durchschnittstemperatur von 4,2 Grad Celsius erreicht, auch der Februar lag demnach mit 6,9 Grad Celsius deutlich über dem Mittelwert. Zum Vergleich: In der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 wurde über die Wintermonate Dezember, Januar und Februar in Baden-Württemberg eine Durchschnittstemperatur von 0 Grad gemessen, im Februar waren es in diesem Zeitraum 0,5 Grad.

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