KIimaneutralität bis 2050: Dieses Ziel hat sich die EU gesetzt und um es zu erreichen, muss sich einiges ändern - vor allem auch im Flugverkehr. Denn der trägt mit seinen klimaschädlichen Abgasen wesentlich dazu bei, dass die Erderwärmung rasant ansteigt. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (IACO) und einige Airlines haben angekündigt, dass sie ihre CO2-Emission bis ins Jahr 2050 auf null reduzieren wollen. Ob und wie das möglich ist, haben Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) und des Paul-Scherrer-Instituts in Villigen (Kanton Aargau) ausgerechnet.
Bisherige Maßnahmen reichen nicht aus
Das Fazit der Studie: Ohne eine deutliche Reduzierung des Flugverkehrs, wird das Ziel nicht zu erreichen sein. Alle bislang verfolgten Maßnahmen wie neue Antriebe, klimaschonende Treibstoffe und das Herausfiltern von CO2 aus der Luft würden nicht ausreichen, um die Emissionen, die durch den Flugverkehr verursacht werden, auszugleichen. Dieses Ergebnis wurde in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift "Natur Communcations" veröffentlicht.
Wichtige Effekte werden nicht berücksichigt
Die Forscher haben bei ihren Berechnungen auch den Bau von Flugzeugen und den Betrieb der Flughäfen berücksichtigt. Doch hier lassen sich aus Sicht der Wissenschaftler nur vergleichsweise geringe Einspareffekte erzielen. Die größten Klimaeffekte gäbe es beim Fliegen selbst und bei der Herstellung der Treibstoffe. Doch auch eine Umstellung auf klimaschonende Treibstoffe allein führe nicht zum Ziel, so Romain Sacchi vom PSI. Der größte Teil des Treibhauseffektes beim Fliegen entstehe nicht durch CO2, sondern durch Rußpartikel und Stickoxide. Diese werden zum Teil erst nach Jahren abgebaut.
Das Kernproblem sei die Zunahme des Flugverkehrs. Die Forscher vergleichen die Effekte mit einer Badewanne, bei der oben durch den Wasserhahn immer mehr Wasser reinläuft als unten durch den Abfluss rauslaufen kann. Die Badewanne werde immer voller und schwappe irgendwann über, so ihr Fazit.
Weniger und teurer: klimaneutrales Fliegen möglich machen
Entscheidend ist für die Wissenschaftler das Flugaufkommen. Wenn alle möglichen Maßnahmen umgesetzt würden und man CO2 im Untergrund speichern könnte, müsste der Flugverkehr jedes Jahr "nur noch" um 0,4 bis 0,8 Prozent sinken. Dann wäre es laut den Berechnungen möglich, den Treibhauseffekt des Flugverkehrs bis 2050 in Richtung null zu senken. Das würde etwa 80 Prozent des Flugaufkommens von heute entsprechen.
Die Umsetzung aller Maßnahmen würde allerdings den Ticketpreis erheblich erhöhen. Sacchi bezeichnet die derzeitigen Kompensationsmöglichkeiten und CO2-Aufschläge als wirkungslos und Augenwischerei. Nach seinen Berechnungen müsste ein Ticket im Vergleich zu heute das Dreifache kosten, um die tatsächliche Klimawirkung auszugleichen.