Es ist Einschulungstag. Zusammen mit ihren zukünftigen Mitschülern steht die 6-jährige Louise vor einem kleinen, unscheinbaren Sprinter. Dieser wird ab heute für sie und die sieben anderen Artistenkinder aus fünf Nationen ihr rollendes Klassenzimmer sein. Drinnen: winzige Pulte, es ist eng. Schülerin Joyce stört das nicht. Sie unterhält sich lebhaft auf Englisch und Italienisch mit ihrer kolumbianischen Mitschülerin.
Das rollende Klassenzimmer ist eines von zwei mobilen, privat geführten Artistenschulen in ganz Deutschland, sagt Zirkusdirektor Sascha Melnjak. Schon früher hatte der Zirkus eine solche Schule. In den letzten Jahren aber wurde vor allem online unterrichtet. Mit dem neuen Schulmobil möchte er den Kindern nun eine echte Alternative zum Online-Unterricht bieten.
Zu einer Schule gehöre mehr statt sturen Unterrichts vor einem Bildschirm, so Melnjak. Soziales Zusammenleben, das Miteinander - das sei hier an der Schule gewährleistet. Die Kinder werden vom ehemaligen Freiburger Gymnasiallehrer Ulrich Siering in deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache unterrichtet.
Die acht Schülerinnen und Schüler sind Kinder von Artisten des Zirkus Charles Knie.
Bis November durchfahren die Schulkinder noch zehn deutsche Städte, bevor die Zirkussaison endet. Zum Abschluss der Einschulungsfeier bekommt Joyce noch ein Geschenk: ein Kuscheltier und eine Hausaufgabe von ihrem Lehrer. Für ihr Kuscheltier soll sie einen Namen finden.