Vor einigen Tagen startete eine Online-Petition zum Erhalt des Friedrichsbau-Kinos in Freiburg. Inzwischen (Stand 13.01.22, 18:50 Uhr) haben schon 22.750 Menschen unterschrieben. Minütlich kommen weitere Unterstützerinnen und Unterstützer dazu.
In Freiburg ist die Schließung des preisgekrönten Programmkinos DAS Gesprächsthema schlechthin. Überall bilden sich Initiativen, den Friedrichsbau zu retten. "Wir haben uns sofort getroffen und gesagt, da müssen wir etwas machen", berichtet Hanna Lehmann von der Freiburger Bürgerstiftung.
Gutscheinkampagne der Freiburger Bürgerstiftung
Die Freiburger Bürgerstiftung hat jetzt eine große Werbekampagne gestartet. Die Menschen werden aufgefordert, wieder mehr ins Kino zu gehen, andere mitzunehmen und Gutscheine zu verschenken. Die Resonanz ist groß.
An der Kampagne beteiligen sich auch Marvin und Pipa aus Freiburg
OB Horn erklärt Kinorettung zur Chefsache
Auch auf politischer Ebene tut sich was. Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) hat die Kinorettung zur Chefsache erklärt. Mittlerweile gab es ein erstes Treffen zwischen Kinobetreibern, Stiftungsverwaltung und Rathauschef. Nach Horns Worten besteht Hoffnung auf einen Erhalt des Kinos. Man versuche, in den kommenden Wochen eine Lösung zu erarbeiten. Vor Weihnachten hatte es keine Einigung gegeben, wie sich der Kinobetrieb und nötige Investitionen mit der geplanten Gebäudesanierung vereinen lassen.
Kinobetreiber überwältigt von Zuspruch
Gabi Krings berichtet im SWR-Hörfunk über die Unterstützung für das Kino:
Kinoschließung war eigentlich letzte Option
Zur Schließung hatte es laut Ammann eigentlich keine Alternative gegeben. In der Pandemiezeit seien die Zuschauerzahlen des Friedrichsbau-Kinos drastisch eingebrochen. Zu den Einnahmeausfällen sei die Energiekrise gekommen. Allein die Stromrechnung sei nun höher als die Kaltmiete. Amman müsste außerdem in neue Projektoren und eine neue Belüftungsanlage investieren – Kosten von rund einer Million Euro stehen im Raum.
Um das zu schultern, hätte Amman eine Mietperspektive von mindestens zehn Jahren gebraucht. Doch das Friedrichsbaugebäude muss dringend saniert werden. Die Eigentümerin, die Franz-Xaver- und Emma-Seiler-Stiftung, wollte den Mietvertrag deshalb nur bis maximal 2030 verlängern. Wegen all dieser Probleme hatte der Kinobetreiber deshalb die Notbremse gezogen und angekündigt, das Traditionskino nach 111 Betriebsjahren Ende März zu schließen.
Kinobetreiber schöpft neue Hoffnung
Der riesige Zuspruch der Freiburgerinnen und Freiburger bringt Kinobetreiber Ludwig Ammann nun aber wieder ins Grübeln. Er hat sich weichklopfen lassen und ist inzwischen bereit, das Kapitel Friedrichsbau doch noch einmal aufzuschlagen.
Lösung für Weiterbetrieb wird schwierig
Doch eine Lösung zu finden wird alles andere als einfach. Mit der Verlängerung des Mietvertrags allein ist es nicht getan. Die nötige Sanierung des 1906-1910 erbauten Friedrichsbau-Gebäudes, die unter anderem eine neue Haustechnik sowie Barrierefreiheit vorsieht, könnte langwierig und vor allem unkalkulierbar teuer werden. Auch hängen an dem Gebäude wohl noch erhebliche Verbindlichkeiten für Stadt und Stiftung aus vergangenen Zeiten.
Grund zur Hoffnung gibt es dennoch. Selbst die Stiftungsverwaltung als Vermieterin wünscht sich auch künftig ein Kino im Friedrichsbau. Wie sonst sollte man die Räumlichkeiten mit den schiefen Decken und Böden auch anders nutzen.