Der Kaiserstuhl ist um eine Köstlichkeit reicher: Aus einer italienischen Olivenpresse ist das erste Kaiserstühler Olivenöl geflossen. Gary Weiand aus Freiburg hat die Bäume aus Spanien vor vier Jahren in Ihringen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) in die Reblandschaft gesetzt.
Olivenbäume aus Spanien
Jetzt steht Weiand an seinen Olivenbäumen in den Reben mit Blick auf Ihringen und hat verdammt gute Laune. "Ich bin begeistert", sagt er, während er die Oliven von den Ästen streift und in den Eimer plumpsen lässt, der vor seinem Bauch baumelt. Vier Jahre hat er auf diesen Moment gewartet. Damals hatte er die 78 Bäume aus Spanien geholt. 80 bis 100 Jahre alt waren sie da schon, einer sogar 300 Jahre. "In dem Baum war ein Gecko, der ist offenbar mitgereist." Die Olivenbäume hatten es in den ersten Jahren nicht leicht am Kaiserstuhl. "Ich hatte vor zwei Jahren am Freitag nachts minus drei Grad und am Sonntag darauf plus 23 Grad, und zwei Tage später haben die Olivenbäume angefangen, ihre Blätter abzuschmeißen."
Auch in diesem Jahr ist nicht alles glatt gelaufen. "Die Ernte ist eher mäßig", sagt Weiand. Im September und Oktober war das Wetter zu schlecht. Den Oliven fehlen Sonnenstunden. "Die haben vielleicht ein Drittel der Größe, in der sie eigentlich sein sollten." Offensichtlich ist Weiands gute Laune aber noch widerstandsfähiger als die Olivenbäume. Von der mäßigen Ernte lässt er sich die Freude an seinem Olivenhain jedenfalls nicht vermiesen. Früher war der 59-Jährige mal Chirurg. Den Job hat er aber an den Nagel gehängt. Stattdessen arbeitet er jetzt so, wie es ihm gefällt, im Weinberg. "Ich kann hier eintauchen. Wenn ich hier bin, dann gehe ich in starke Verbindung zu allem, was ich hier habe."
Know-how und Hardware aus Italien
Seit ein paar Tagen hat er auch eine nagelneue Olivenpresse aus Italien. Die steht in dem Weinkeller, den er sich mit Roberto Raspini in Ihringen teilt. Der Sizilianer hat ein bisschen Erfahrung mit den Geräten. Sehr hilfreich für den Freiburger, der beim ersten Mal noch öfter in die Betriebsanleitung gucken muss. Denn Olivenöl zu pressen ist deutlich komplexer, als eine Orange auszupressen.
Am Ende klappt aber alles, das erste Kaiserstühler Olivenöl läuft aus der Presse. Und es schmeckt verdammt lecker. Frisch, irgendwie grün und vollmundig. "Ganz passables Olivenöl, find' ich", sagt Gary Weiand und freut sich sichtlich über seine Untertreibung.
Aus den 300 Kilogramm Oliven werden rund 40 Liter Öl. Die will er an Freunde und Verwandte geben und vielleicht an den einen oder anderen Gastronomen. Zum Anfüttern, denn vielleicht fällt die Ernte im nächsten Jahr dann so üppig aus, wie Weiand sich das erträumt hat.