Klimawandel in Südbaden

Wenn es am Kaiserstuhl selbst Olivenbäumen zu trocken ist

Stand
Autor/in
Stefan Schlegel

In Ihringen gibt es den ersten Olivenhain am Kaiserstuhl. Ein Arzt aus Freiburg hat die Bäume vor drei Jahren aus Spanien geholt und musste sie durch den Trockensommer retten.

Mitten zwischen Weinreben steht er: Der erste Olivenhain am Kaiserstuhl. Zwei Lkw waren vor drei Jahren nötig, als die 70 Bäume aus dem südspanischen Andalusien nach Südbaden kamen. Gary Weiand, ehemaliger Arzt aus Freiburg, hat sie in die Mitte von seinem Weinberg bei Ihringen in eine Senke gepflanzt - in der Hoffnung, dass sie dort besser vor Wind und Kälte geschützt sind, erzählt er. Ob die Bäume mit dem Klima am Kaiserstuhl zurechtkommen, muss sich noch zeigen.

Olivenhain am Kaiserstuhl
Gary Weiand freut sich über die ersten Oliven

Temperaturschwankungen sind nichts für Olivenbäume

Olivenbäume bräuchten 2.500 Sonnenstunden im Jahr, Ihringen habe 2.600, sagt Weiand. Er habe sich für zwei Sorten entschieden, die Frost besonders gut vertragen: "Bei minus 12 Grad verlieren sie 50 Prozent ihrer Blätter, laut Studien, aber so kalt wird es hier bei uns ja eigentlich nicht mehr." Was den Bäumen allerdings zu schaffen mache, das seien die heftigen Temperaturschwankungen von bis zu 20 Grad innerhalb eines Tages und der kalte Wind. Eine weitere Schwierigkeit kam für den 58-Jährigen völlig überraschend: Die starke Trockenheit im Sommer und Herbst habe den Bäumen sehr zugesetzt. Das habe er angesichts der Herkunft aus Andalusien nicht erwartet. Mit 40.000 Liter Wasser aus den Zisternen habe er die Bäume retten können: "Zwischendurch dachte ich mal, ich habe einen großen Fehler gemacht", sagt er.

Keine Zeit für junge Bäume

Die meisten der 70 Bäume sind zwischen 80 und 100 Jahre alt, ein paar wenige sogar 200 Jahre alt mit zwei Meter Umfang. Weiand sagt, er habe sich gegen junge Bäume entschieden, weil er mit seinen 58 Jahren nicht noch Jahrzehnte warten wolle, bis es so richtig schön mediterran aussehe in seinem Weinberg.

Olivenbaum 200 jahre am Kaiserstuhl

Ich empfinde das schon wie Urlaub, wenn ich von meiner Hütte da runter gucke.

Es sei ein bisschen wie Urlaub, auf den Olivenhain zu schauen. "Schönheitsanmutung" nennt der frühere Schönheitschirurg das. Aber es gehe ihm nicht nur um die Optik. Er wolle die Oliven auch verarbeiten. Bis jetzt tragen nur ein paar Bäume viele Oliven. Die Wurzeln müssten sich noch tiefer mit dem Boden verbinden, erklärt Weiand.

Olivenöl von eigenen Kaiserstuhl-Oliven

In diesem Jahr wird er rund 25 Kilo Oliven ernten. Da lohnt sich das Pressen noch nicht. Frisch vom Baum gepflückt, schmecken die Oliven extrem bitter. Mithilfe von viel Salzlake sollen daraus Tafeloliven werden. Für die Ölproduktion braucht er noch eine passende Presse. Die gibt es inzwischen auch relativ kompakt. Damit sich das Ganze lohne, müsse er aber mindestens eine Tonne Oliven ernten. Daraus werden dann nach seiner Schätzung rund 150 Liter Öl.

Also leben kann ich davon nicht, trotz aller Liebe zu dem Baum.

Bis jetzt haben die Olivenbäume alle Herausforderungen überstanden. Den Bäumen steht jetzt der vierte Winter bevor. Wenn sie den auch noch überstehen, ist Gary Weiand sehr zuversichtlich, dass es auf Dauer klappt mit der Ansiedlung der Olivenbäume am Kaiserstuhl.

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Stefan Schlegel

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