William Shakespeare zeitgemäß inszeniert

Theater Freiburg: Was ihr wollt - als modernes Transgender-Märchen

Stand
Autor/in
Sandra Helmeke

Das Theater Freiburg erzählt Shakespeares frivole Verwechslungskomödie als Geschichte eines Menschen, der Frau und Mann sein will.

Frauen, die sich in Männer verwandeln - Männer, die Männer küssen - Frauen, die sich gleichermaßen von Männern wie von Frauen angezogen fühlen: Es ist nicht die Rede von Transmenschen oder der LGBTQ Bewegung. Es geht um William Shakespeares frivole Verwechslungskomödie "Was ihr wollt". Sie stellt Geschlechterrollen auf den Kopf und ist - obgleich schon 400 Jahre alt - genau deshalb topaktuell. Das Theater Freiburg bringt das Stück jetzt werkgetreu auf die Bühne und inszeniert es als modernes Transgender-Märchen. Am kommenden Samstag ist die Premiere.

Viola wird zu Cesario

Die schiffbrüchige Viola wird an die Küste Illyriens gespült. Ein Land, in dem sich alle der Liebe, dem Suff und der Musik hingeben. Viola beschließt, sich als Mann zu verkleiden und als Diener für den Herzog Orsino zu arbeiten. So beginnt ein Liebes-Reigen, bei dem sich Männer in Männer und Frauen in Frauen verlieben - jeweils in Verkleidungen natürlich. Regisseurin Lydia Bunk sieht in der Figur der Viola einen Menschen, der "in der Verkleidung als Diener des Herzogs ihre männliche Seite entdeckt". Viola spürt, dass sie beide Geschlechter in sich vereint. Denn sie fühlt sich nicht nur zum Herzog Orsino, sondern auch zur Gräfin Olivia hingezogen.

Viola will Mann UND Frau sein

Sakespeare hat vor 400 Jahren eine frivole Komödie geschrieben, die Geschlechterrollen auf den Kopf und so auch in Frage stellt. Das Freiburger Regie-Team musste fast nichts am Text ändern, um damit die sehr moderne Geschichte einer jungen Frau zu erzählen, die sich nicht zwischen beiden Geschlechtern entscheiden will. "Eine Verkleidung hat mir erlaubt, die Welt von innen zu sehen, die ich zuvor nur von außen beobachtet hatte", erklärt Viola/Cesario in ihrem/seinem Schluss-Monolog. Sie will ab jetzt beides sein: Frau und Mann.

Shakespeare konsequent zu Ende gedacht

Das steht so nicht bei Shakespeare - denkt Shakespeare aber konsequent zu Ende. Zum Schluss stehen drei Liebende vor dem Altar: Der Herzog Orsino, die Gräfin Olivia UND Viola. Liebe kennt eben keine Grenzen, so die Botschaft. Man kann in der Liebe Schiffbruch erleiden - oder man geht seinen eigenen Weg, selbstbewusst wie Viola in dieser Inszenierung der Komödie "Was ihr wollt" am Theater Freiburg.

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