Es ist Mittagszeit in der Metzgerei Lederer in Weil am Rhein (Kreis Lörrach). Anakha und Lalit aus Indien, Lehrlinge im zweiten Jahr, stehen hinter der Theke. "Wir hätten gerne einmal das Tagesmenü. Was für Fleisch ist das?", fragt ein Kunde. Das kann Lalit ihm genau sagen - nach zwei Jahren kennt er sich mit dem Angebot aus der Metzgerei bestens aus. Was für Lalit und Anakha heute Routine ist, mussten sie sich hart erarbeiten. "Es gibt so viele Fleisch- und Wurstsorten", sagt Anakha lachend.
Indische Azubis für Südbaden - Projekt läuft seit 2022
Anakha und Lalit kamen 2022 im Rahmen eines Pilotprojekts der Handwerkskammer Freiburg und der Fleischer-Innung Lörrach-Waldshut nach Deutschland. Sie waren zwei der 13 jungen Menschen, die damals ihre Ausbildung in einer Metzgerei im Landkreis Lörrach begannen. Im September letzten Jahres kamen im Zuge des Projekts 27 weitere Auszubildene nach Baden-Württemberg - auch von ihnen gingen zwei in den Betrieb von Joachim Lederer. Mit allen vier Azubis zeigt sich der Weiler Metzgermeister, der auch Landesinnungsmeister ist, hochzufrieden.
Lehrlinge in Weil gewinnen Goldmedaille
Dass Anakha und Lalit ihr Handwerk mittlerweile sehr gut beherrschen, davon haben sie nicht nur ihren Chef überzeugt. Beim Berufsschulwettbewerb der Fachmesse für das Fleischerhandwerk (Süffa) holten die beiden im vergangenen Jahr die Goldmedaille.
Lalit und Anakha wollen in Deutschland bleiben
"Ich habe nicht vor, wieder nach Indien zu gehen. Ich möchte hierbleiben, weil ich in Deutschland eine sichere Zukunft habe", sagt Lalit. Zu Beginn war gerade der alemannische Dialekt für die zwei Lehrlinge noch eine Hürde. Doch mittlerweile verwenden die beiden Azubis selbst einige badische Begriffe: "Grumbiere" zum Beispiel, das alemannische Wort für Kartoffeln.
Pilotprojekt geht in die nächste Runde
Zu den vier Lehrlingen sollen im September nochmal zwei weitere in Lederers Betrieb kommen. Nora Gäng, Leiterin der Fachkräftesicherung bei der Handwerkskammer Freiburg, rechnet in diesem Jahr mit rund 100 neuen Personen aus Indien. Dieses Mal werden einige der Neuankömmlinge auch Ausbildungen im Baugewerbe und im technischen Bereich anfangen. Die meisten von ihnen werden in Betrieben in Südbaden arbeiten, einige auch in den Städten Ulm, Stuttgart und Bremen.
Luxusproblem für Joachim Lederer
Für Joachim Lederer hat sich das Projekt jetzt schon gelohnt. Während andere Metzgereibetriebe mit Personalmangel und der zähen Suche nach neuen Azubis kämpfen, befindet er sich in einer ganz anderen Situation. "Ich habe ein kleines Luxusproblem", sagt er: Stand jetzt sieht es so aus, als wollten alle vier Auszubildenden gerne in seinem Betrieb bleiben.