Junge Menschen in Freiburg wollen im Sommer draußen Party machen. Doch das sorgt immer wieder für Diskussionen. Grund: der Lärm. Die Anwohnerinnen und Anwohner fühlen sich durch die sogenannten Raves gestört. Also hat die Stadt im Mai Musikboxen und Musikinstrumente nachts in Parks verboten. Doch das führte im Juni zu einer nächtlichen "Tanzdemo" auf dem Lederleplatz, die aufgelöst werden musste. Die Stadt machte sich auf die Suche nach einem Ort, wo junge Menschen feiern können, ohne dass sich jemand belästigt fühlt. Und bereits im Jahr 2022 den Dietenbachpark gefunden. Doch auch hier trudeln nun Beschwerden ein.
Party bis 22 Uhr im Dietenbachpark
Veranstalter der Raves sind verschiedene Vereine, die Mitglieder im Dachverband IG Subkultur sind. Als Pilotprojekt im vergangenen Jahr gestartet, gab es im Sommer 2022 bereits fünf solcher Veranstaltungen. Damals habe es keine Beschwerden gegeben, sagt Kristina Mühlbach, die Subkulturbeauftragte der Stadt Freiburg.
Mittlerweile werden zehn Partys im Jahr von den Ehrenamtlichen angeboten. Bis zu 1.000 Menschen kommen dafür pro Tag in den Dietenbachpark. Um 22 Uhr ist die Sause dann vorbei - Nachtruhe. Harten Alkohol gibt es auch keinen. So lautet der Deal mit der Stadt.
Lange haben der Verein IG Subkultur und die Stadt Freiburg nach einer geeigneten Fläche gesucht. Die Stadt hat sich letztlich für den Dietenbachpark entschieden - aus Umweltschutzgründen und weil der Park für Freiburger Verhältnisse relativ weit von Wohngebieten entfernt liegt.
Anwohner ziehen rechtliche Schritte in Betracht
Die Partys im Freien sind ein Dauerthema für die Anwohnerinnen und Anwohner. Peter Haas wohnt im Westen von Freiburg in der Nähe des Dietenbachparks und ist einfach nur noch genervt, so wie viele andere auch. Jeden Samstag von 13 Uhr bis 22 Uhr höre er neun Stunden lang durchgehend die Bässe von den Raves im Park. "Es formiert sich schon Protest", sagt er. Vereine und Anwohner würden sich bereits vernetzen. "Und schlussendlich wird man dann auch den Rechtsweg einschlagen müssen, wenn die Stadt nicht einlenkt", sagt Haas.
Auch Konflikt mit angrenzendem Fußballverein
Mit dem angrenzenden Freiburger Fußball-Club FFC gab es ebenfalls bereits Konflikte. Der Schiedsrichter hätte ein Spiel abpfeifen müssen, weil es im Park zu laut gewesen sei. Doch der Fußballverein habe sich mit den Verantwortlichen der Raves einigen können, bestätigt die Interessensgemeinschaft (IG) Subkultur. Während der Spielzeit sollen die Partys künftig unterbrochen werden.
Problem: illegale Raves in Dietenbach
Pünktlich um 22 Uhr sei wirklich Schluss mit der legalen Party, bestätigt Peter Haas. Doch die Feiernden würden weiterziehen und "machen dann 500 Meter weiter in Richtung Dietenbach bis nachts um drei Uhr weiter", sagt er. Außerdem würde der Lärm der legalen Party zu dem Lärm der illegalen, die drumherum stattfinden, dazu kommen. "Das ist ja nicht stattdessen", so Haas.
Auch Johannes Lutz vom Verein IG Subkultur hat mit dem Lärm illegaler Raves ein Problem, wenn dafür die Veranstaltenden der legalen Raves auf der Fläche im Dietenbachpark verantwortlich gemacht werden. Denn es habe in der Vergangenheit Beschwerden und Vorwürfe über Lärm gegeben, die nichts mit ihnen zu tun gehabt hätten, sagt er. Im Gegenteil würden sie sich große Mühe geben, den Lärm zu verringern: "Wir haben in unseren Guidelines eine Ausrichtung der Musikanlage vorgesehen, sodass die eigentlich direkt in eine Schneise hallt", sagt Lutz. Außerdem habe es Lärmmessungen gegeben, die gezeigt hätten, dass der Lärm an den Fenstern der Wohnungen immer unter den Grenzwerten liegen.
Platz hergeben ist keine Option
Den Dietenbachpark als Partyfläche wieder hergeben ist für Johannes Lutz keine Option: "Es geht uns darum, eine Fläche zu entwickeln, die eine Zukunft hat und die ein stetiger Teil der Kultur für Freiburg wird." Es brauche jetzt einen Austausch mit allen Seiten, um eine Lösung zu finden.
Stadt will Park für Partys aufrüsten
Auch die Stadt hält am Dietenbachpark als Partyfläche fest. Über die Sommerferien ist Party-Pause. In dieser Zeit wollen sich die Verantwortlichen nun Gedanken machen. Die Rede sei bereits von einer neuen Ausrüstung, die vor Lärm schützt, und mehr zeitlichen Abständen zwischen den Partys. "Wir werden die Fläche professionell einpegeln lassen", sagt Kristina Mühlbach, die Kulturbeauftragte der Stadt. Ein Akustiker wird alles ausmessen - auch in der Nähe der Wohnhäuser und des Fußballvereins, damit es klare Richtwerte gibt. Und es soll eine Fortbildung für die Veranstalter geben, damit diese ihre Rechte und Pflichten kennen und auch ganz konkrete Maßnahmen lernen, beispielsweise wie sie Schallschutz betreiben können.