19 Schopfheimer Klinikärzte hatten mit Kündigung gedroht, weil ihre Arbeitsplätze von Schopfheim nach Rheinfelden verlegt werden sollen. Drei von ihnen haben jetzt ernst gemacht und ihre Kündigung eingereicht.
Darunter ist Rafael Schmitt, Oberarzt am Kreiskrankenhaus Schopfheim. Für ihn hatte der Tag mit einem Notarzteinsatz begonnen, wie er es dem SWR schildert. Am Abend legte er nach über 20 Jahren in der Klinik dem Chef der Lörracher Kreiskliniken seine Kündigung auf den Tisch.
Kündigung vor dem Gespräch schon in der Tasche
Der Klinikchef, der Arbeitsplätze von Schopfheim an die Klinik in Rheinfelden verlegen und so den Weg zur künftigen Zentralklinik in Lörrach schon mal vorbereiten will, habe von diesem Plan nicht abrücken wollen. So empfand es Rafael Schmitt, der seine Kündigung zwar vorher schon geschrieben hatte, sie bei einem Entgegenkommen aber auch zurückgehalten hätte:
Trotz mehrerer Gespräche in den vergangenen Wochen konnten die Zweifel der Schopfheimer Klinikärzte nicht ausgeräumt werden, so Schmitt.
Ärzte klagen über schlechte Kommunikation der Klinikleitung
Oberarzt Andreas Meine, der auch gekündigt hat, sieht keinen Sinn in dem Umzug nach Rheinfelden vor dem großen Umzug nach Lörrach, wo 2025 ohnehin alle vier jetzigen Klinikstandorte zusammengeführt werden. Er kritisiert aber auch die seiner Meinung nach schlechte Kommunikation der Klinikleitung, zumal die Ärzte nach seiner Ansicht zu spät über die Umstrukturierungspläne informiert worden sind:
Zu dem Gespräch mit den Ärzten am Dienstagabend wollte Klinikchef Sascha Sartor dem SWR nichts sagen. Genau vor einer Woche hatte er aber über zweistellige Millionendefizite der Kreiskliniken gesprochen und bis 2025 das Ziel ausgerufen, 7.000 Patienten hinzu- beziehungsweise zurückzugewinnen:
Sascha Sartor will dazu beitragen, „dass die Patienten uns wieder stärker vertrauen als in der Vergangenheit“, kämpft aber mit Personalproblemen.
Kreiskliniken sucht händeringend Personal
Auf der Internetseite der Lörracher Kreiskliniken sind mehr als 80 Stellen ausgeschrieben, darunter 20 Arztstellen.
Für Michael Maraun, den angesehenen Chefarzt der inneren Medizin im Krankenhaus Schopfheim, ist die Kündigung dreier seiner langjährigen Oberärzte ein schwerer Schlag. Er hatte zuletzt zwischen seinem Team und der Klinikleitung zu vermitteln versucht und sagte nach dem Gespräch: "Mir ist heute Abend zum Heulen zumute."
Defizite sollen zwischen 18 und 22 Millionen Euro betragen
Die Millionendefizite der Lörracher Kreiskliniken sollen durch ein Sanierungskonzept gesenkt werden. Der Lörracher Kreistag hat am Mittwochnachmittag ohne Gegenstimme die Rahmenbedingungen dafür beschlossen. Das Defizit der Lörracher Kreiskliniken soll zwischen 18 und 22 Millionen Euro betragen. Aus Einspargründen sollen mittelfristig Patienten kürzer in der Klinik bleiben und der hohe Anteil an Fremdpersonal gesenkt sowie Personal besser gewonnen und gehalten werden. Der Lörracher Kreistag hat sich zu seiner Verantwortung als kommunaler Träger der Kliniken bekannt und eine Finanzspritze von 10 Millionen Euro politisch abgesegnet. Denn auch in diesem Jahr wird mit einem Defizit in zweitstelliger Millionenhöhe gerechnet. Landrätin Marion Dammann betonte dennoch, die Zahlungsfähigkeit der Kreiskliniken sei jederzeit gegeben.