Die Umstrukturierungspläne für das Schopfheimer Kreiskrankenhaus (Landkreis Lörrach) waren am Montagabend Thema im Schopfheimer Gemeinderat. Teile der Chirurgie und die komplette innere Medizin sollen von Schopfheim an die Klinik nach Rheinfelden verlegt werden. Das gilt auch für die Notaufnahme außerhalb der regulären Öffnungszeiten. Die CDU hatte gemeinsam mit allen anderen Gemeinderatsfraktionen am Montagabend zu einer Demonstration vor der Stadthalle aufgerufen.
Mehr als 350 Menschen kamen und protestierten gegen die Pläne. "Wirst du krank in der Nacht, bist du um den Arzt gebracht", stand beispielsweise auf einem der Plakate, mit denen die Menschen ihre Sorge vor der geplanten Umstrukturierung zum Ausdruck brachten. Viele verstehen auch nicht, warum der Umzug noch vor der Inbetriebnahme des Zentralklinikums in zwei Jahren vollzogen werden soll.
Schopfheimer wollen Grundversorgung nicht aufgeben
Schopfheims Bürgermeister Dirk Harscher, anfangs noch einverstanden mit der Verlegung der Stellen von Ärzten und Pflegepersonal nach Rheinfelden, hatte - wie auch die Fraktionschefs - einen ganzen Fragenkatalog vorgelegt. Auch hier der Tenor: Muss die Grund- und Notfallversorgung wenige Jahre vor der Fertigstellung des Zentralklinikums jetzt wirklich eingeschränkt werden?
SWR4-Moderatorin Suse Kessel hat mit Reporterin Laura Könsler über die Stimmung in der Gemeinderatssitzung gesprochen:
Landrätin und Geschäftsführer nahmen Stellung im Gemeinderat
Im Krankenhaus-Streit nimmt also der politische Druck weiter zu: Deshalb sollten in der Sitzung in der Schopfheimer Stadthalle am Abend Landrätin Marion Dammann und der Chef der Lörracher Kreiskliniken, Sascha Sartor, den Gemeinderäten Rede und Antwort stehen. Marion Dammann und die Geschäftsführung der Kreiskliniken machten klar: Die Umstrukturierung sei bereits beschlossene Sache, sie sei finanziell und personell notwendig.
Finanzielle Situation der Kreiskliniken ist schlecht
Denn die Kreiskliniken stünden mehr oder weniger mit dem Rücken zur Wand. Es drohe eine finanzielle Schieflage. Gründe dafür sind beispielsweise die gestiegenen Baukosten für das Zentralklinikum und die Mindereinnahmen während der Coronapandemie. In Lörrach sei die Zahl der Patienten in dieser Zeit stärker zurückgegangen als vergleichsweise in anderen Kliniken im Land, so der Klinik-Geschäftsführer. Durch die Zusammenlegung der inneren Medizin der beiden Standorte Schopfheim und Rheinfelden am Standort Rheinfelden rechnen die Klinikbetreiber mit Einsparungen in Millionenhöhe. Die Zusammenlegung würde sich somit selbst dann lohnen, wenn das Zentralklinikum wie geplant in zweieinhalb Jahren bezogen wird.
Mitarbeitende drohen mit Kündigung
Nach Bekanntwerden der Pläne vor einigen Wochen hatten 19 Schopfheimer Ärztinnen und Ärzte mit Kündigungen gedroht. Nun sollen aber zunächst weitere Gespräche mit der Klinik-Leitung Ende des Monats abgewartet werden. Doch "Kündigungen wird es geben", ist sich Andreas Meine, Notarzt in Schopfheim, sicher.
Brief an das Freiburger Regierungspräsidium
Meine hat mit drei weiteren Notärzten aus Schopfheim unterdessen einem Brief an das Freiburger Regierungspräsidium verfasst. Darin bitten die vier Ärzte darum, die künftig geplante Notfallversorgung zu überprüfen. "Als Notarzt im Landkreis Lörrach, der in den letzten Monaten an Einsatzorten wie Herrischried und Zell im Wiesental verzweifelt nach Betten im Landkreis und außerhalb gesucht hat, macht mir die Umstrukturierung Sorgen." So schreibt es der Arzt Andreas Meine stellvertretend für die vier Schopfheimer Notärzte in dem Brief nach Freiburg.
Notfallversorgung dann noch gesichert?
Seine größte Sorge ist, dass die Notaufnahme in Lörrach völlig überlastet sein wird, wenn in Schopfheim die bisherige wegfällt. Denn aus dem hinteren Wiesental sei der Weg zur Notaufnahme nach Rheinfelden eher noch länger als der Weg nach Lörrach. Auch Andreas Meine hat wegen der Umstrukturierung mit seiner Kündigung gedroht.