Der Frühling ist da! Zugegebenermaßen lässt sich das noch nicht so ganz am Wetter erkennen, es ist wechselhaft und noch recht kalt. Aber die Blüten lassen sich davon nicht abhalten. Vor allem die Kirschblüte im Eggenertal im Markgräflerland ploppt jetzt auf und blüht ein paar Tage in voller Pracht, bevor sie dann sommerlich grün wird. Und das zieht jedes Jahr aufs Neue viele Spaziergänger an, die das kurze Aufblühen erleben wollen.
"Blütentelefon" informiert über Stand der Blüte
Das Eggenertal (Kreis Lörrach) ist für sein weißes Kirschblütenmeer bekannt. Um die Blütenpracht nicht zu verpassen, hat die Gemeide sogar ein sogenanntes "Blütentelefon" eingerichtet. Wer wissen will, wann die Kirschbäume in voller Blüte stehen, kann einfach anrufen. Das "Blütentelefon" ist mehr als nur eine Telefonnummer mit automatischer Ansage. Es ist auch eine Webseite, die einen Rückblick auf die Blütezeiten der vergangenen Jahre bietet. Und dabei zeigt sich: Die Vollblüte ist dieses Jahr knapp zwei Wochen früher als sonst.
Milder Winter: Kirschbäume blühen zwei Wochen früher
Während die Vollblüte in den vergangenen Jahren im Schnitt immer eher Mitte oder Ende April war, ist sie dieses Jahr schon zu Beginn der ersten Apriltage. Und das, obwohl das Wetter noch recht wechselhaft und kalt war und das Kirschblütenmeer derzeit nicht vor blauem Himmel und Sonnenschein, sondern eher vor nassgrauem Nebel erblüht. Das liegt laut Landwirt Jonas Hecker daran, dass der Winter dieses Jahr so mild war, und es schon seit Februar keinen Frost mehr gegeben hat. Das hat die Kirschblütenknospen jetzt schon herausgelockt.
Jonas Hecker kümmert sich als Landwirt, Winzer und Obstbrenner um die Bäume im Kirschblütental. Damit die Bäume jedes Jahr in voller Pracht aufblühen können, braucht es Pflege und Schutz: Besonders die hohe Feuchtigkeit bietet einen idealen Nährboden für Schädlinge und Pilze, die den Bäumen und ihren Früchten schaden können. Eine besonders gefährliche Pilzkrankheit ist die Botrytis, auch bekannt als Grauschimmelfäule. Diese Krankheit äußert sich in einem grauen Schimmelbelag, der sich über die Pflanzen ausbreitet und ganze Ernten zerstören kann. Um die Kirschblüten zu schützen, müssen Landwirte wie Jonas Hecker frühzeitig handeln und Pflanzenschutzmittel einsetzen.
Auch Bäume können sich überarbeiten
Jonas Hecker ist auch dafür verantwortlich, die Kirschblüte zu schützen. Denn Bäume können sich überanstrengen und zu viele Früchte tragen. Wenn die Bäume in einem Jahr zu viele Früchte tragen, werden sie im nächsten Jahr aufgrund des Stresses nur wenige oder gar keine Blüten und Früchte tragen. Um den Stress der Bäume zu vermeiden, werden sie zur richtigen Zeit beschnitten und gestutzt.
Aber bis dahin kann auch Landwirt Jonas Hecker das flüchtige Aufblühen einfach nur genießen. Die ersten Hummeln und Bienen kommen heraus und übernehmen das Bestäuben der Bäume. "Jetzt gerade kann man der Natur einfach bei der Arbeit zu schauen", wie er sagt. Bis dann in ungefähr sechs Wochen die Erntezeit beginnt und er mithilfe der Natur aus den Kirschblüten Tafelkirschen und Schwarzwälder Kirschwasser zaubert.
Blütenpracht verspricht Frühlingsgefühle
Das kurze Aufblühen genießen auch viele Spaziergängerinnen und Spaziergänger im Markgräflerland. Tausende pilgern Jahr für Jahr ins Kirschblütental, um in den besonderen Tagen das Aufblühen und Erwachen der Natur zu beobachten. So auch Petra Heitzmann, die zweieinhalb Stunden aus dem Elztal angereist ist, um die Frühlingsmomente im Eggenertal einzufangen. Das mache ihr Herz auf und die Sinne frei, wie sie sagt.
Das schlechte Wetter tut der Blütenpracht im Kirschblütental keinen Abbruch. Beim Anblick der vielen Knospen und fleißigen Hummeln (die im Gegensatz zu den Bienen auch bei schlechtem Wetter fleißig sind) kommen die Frühlingsgefühle ganz von alleine auf. Gut zu wissen: Im Markgräflerland blüht jetzt gerade nicht nur die Kirsche, sondern auch noch die Mirabellen, Wildpflaumenbäume und die Ziebärtle. So beginnt der Frühling dieses Jahr früher, aber sicherlich nicht weniger schön.