Physikunterricht der 10a am Friedrich-Gymnasium in Freiburg. Die Schülerinnen und Schüler sitzen an Tablets und tippen. Sie sollen die KI-App ChatGPT dazu bringen, ihnen die Newtonschen Gesetze zu erklären - und zwar aus der Sicht von Isaac Newton höchstpersönlich. Das funktioniert auch - allerdings mit Einschränkungen.
Physiklehrer Patrick Bronner baut schon seit einem halben Jahr ChatGPT in seinen Unterricht ein. Jetzt hat die Schule beschlossen: Ab kommendem Jahr sollen alle Lehrerinnen und Lehrer mit der künstlichen Intelligenz arbeiten.
Neue Software ermöglicht Datenschutz
Das Gymnasium hat eine Software angeschafft, die den datenschutzkonformen Umgang mit ChatGPT möglich macht. Die Fragen werden an einen Server geschickt und von dort an die KI. Damit bleibt geheim, wer was fragt. Die Anschaffung hat mehr als 2.000 Euro gekostet.
Die Möglichkeiten, künstliche Intelligenz im Unterricht einzusetzen, sind vielfältig. Wichtig sei dabei aber auch, auf Risiken und Probleme hinzuweisen, betont Bronner. Sehr viele Passagen in den ChatGPT-Antworten seien schlicht falsch. "Deswegen nutzen wir ChatGPT so, dass die Schülerinnen und Schüler Fehler aufdecken mit ihrem Fachwissen."
Viele Schüler nutzen ChatGPT nicht nur in der Schule
Bei den Schülerinnen und Schülern kommt der Unterricht mit der KI gut an. Die meisten von ihnen nutzen ChatGPT ohnehin privat. Sie generieren Bilder für Präsentationen oder lassen sich Stichworte für Texte geben. Zehntklässler Tim hofft, dass ihm ChatGPT künftig Raum lässt, anspruchsvollere Dinge zu lernen, "weil die Drecksarbeit von der KI übernommen wird", sagt er.
Freiburger Lehrer: KI kein Lehrer-Ersatz
ChatGPT sei keine Lösung für den Lehrermangel, stellt Physiklehrer Bronner klar. "Weil das Wichtigste im Unterricht der Lehrer und die Lehrerin vorne im Klassenzimmer sind, die die Schüler motivieren, die empathisch reagieren, die ein gutes Lehrer-Schüler-Gespräch führen."
Kultusministerium fordert KI im Unterricht
Die Einführung der künstlichen Intelligenz war im Lehrerzimmer nicht unumstritten. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer haben noch nicht damit gearbeitet. Nach den Sommerferien soll sich das aber ändern.
Das Kultusministerium hatte schon im Februar Schulen aufgefordert, künstliche Intelligenz im Unterricht zu behandeln. Die entsprechende Ausstattung müssen die Schulen aber bislang selbst beschaffen.