Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg kennen sich aus Sicht der Industrie nicht genug mit der Digitalisierung aus, wenn sie in den Beruf starten. "Die Wirtschaft sieht bei der informationstechnischen Grundbildung der Schulabgängerinnen und Schulabgänger nach wie vor Defizite", sagte ein Sprecher des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) der Deutschen Presse-Agentur. Dieser Bildungsbereich müsse ausgebaut werden.
Schülerbeirat fordert mehr Fortbildungen für Lehrkräfte
Der Landesschülerbeirat fordert vor allem besser ausgebildete Lehrkräfte. Diese seien dafür derzeit nicht ausreichend ausgebildet, erklärte eine Sprecherin. Der aktuelle Stand etwa zu ChatGPT sei zwar in Ordnung. "Tatsächlich sind für die Verhältnisse des Kultusministeriums sehr schnell Angebote zur Fortbildung geschaffen worden." Nichtsdestotrotz müsse die Zahl der Fortbildungen steigen.
Oft hätten Schüler und Schülerinnen mehr Fähigkeiten im Umgang mit neuen Technologien. "Es gibt immer wieder Lehrkräfte, die durch ihr Wissen herausstechen und durchaus über überdurchschnittliches Wissen verfügen", erläuterte die Sprecherin. Sie forderte, alle Lehrkräfte zu schulen, auch wenn die Fächer nichts mit der Digitalisierung zu tun haben - wie etwa bei Deutsch oder Geschichte. Auch der BWIHK drängt darauf, Lehrkräfte dabei nicht alleine zu lassen.
Anfang April äußerte sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zur Finanzierung der Digitalisierung an den Schulen. Erst einmal müssten die Kommunen zahlen, das Land könne aber unterstützen, so Kretschmann:
IT-Fortbildungen: Baden-Württemberg unter Bundesschnitt
Bei einer Umfrage für den Verband Bildung und Erziehung (VBE) gaben 38 Prozent der teilnehmenden Schulleiterinnen und Schulleiter in Baden-Württemberg an, dass (fast) alle Lehrkräfte ihrer Schule schon an mindestens einer Fortbildung zum Einsatz digitaler Endgeräte im Unterricht teilgenommen hätten. Bundesweit lag die Quote den Angaben nach bei rund 46 Prozent. 34 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, dass nur ein Viertel oder weniger ihrer Lehrkräfte eine solche Fortbildung besucht habe (bundesweit: 27 Prozent).
Landesdatenschutzbeauftragter hatte Bedenken Berufsschulen in BW fordern Einsatz von Microsoft 365
Im späteren Berufsleben ist es Standard, in der Schule nicht: Der Berufschullehrerverband hat sich in der Debatte um Microsoft 365 positioniert - gestärkt durch eine Analyse.
Unternehmen: IT-Grundbildung für Jugendliche nötig
Die Schulen benötigten die Infrastruktur und angemessene technische Unterstützung sowie eine entsprechende Ausrichtung der Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte, heißt es vom BWIHK. Betriebe setzten den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) zwar bei Bewerberinnen und Bewerbern im Alter von 16 bis 18 Jahren üblicherweise nicht voraus. Notwendig seien trotzdem eine verbindliche IT-Grundbildung und Neugier gegenüber neuen Technologien. Zudem sollten sie lernen, die Wirkung moderner Technologien einzuschätzen. Jugendliche sollten abschätzen können, was zum Beispiel eine KI zu leisten vermag und was nicht.
IT: BW gibt neun Millionen Euro für Weiterbildungen aus
Das Kultusministerium in Stuttgart verweist darauf, dass das Land bis 2024 zusätzlich neun Millionen Euro in Fortbildungen im Bereich der Medienbildung und Digitalisierung investiere. Das Angebot richte sich sowohl an Einsteigerinnen und Einsteiger als auch an Fortgeschrittene im Lehrberuf. Speziell zum Thema KI würden im Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung verschiedene Fortbildungen mit weiterführenden Informationen angeboten.
Die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler würden im Fach Informatik aufgebaut. Dort - sowie in AGs und verwandten Fächern gehe es auch um Programmiersprachen. Der Grundkurs Informatik in Klasse 7 sei ein Pflichtangebot. An beruflichen Gymnasien sei Informatik seit dem Schuljahr 2021/2022 Pflichtfach in der gesamten Oberstufe. Darin gehe es um Grundlagen der Programmierung, Algorithmen und Datenstrukturen.
Programmierkenntnisse ausbauen
Aus Sicht der Wirtschaft wäre es sinnvoll, wenn interessierte Schüler und Schülerinnen alle die Möglichkeit hätten, eine Programmiersprache zu erlernen. Der Schülerbeirat sprach sich gegen eine verpflichtende Programmiersprache aus. Die Technologielandschaft verändere sich schnell, hieß es: "Einige der heute relevanten Programmiersprachen könnten in Zukunft möglicherweise nicht mehr relevant sein beziehungsweise werden zum jetzigen Stand Programmiersprachen gelehrt, die in der Technologiewelt kaum noch Anwendung finden."