Wo bisher Dolmetscherinnen und Dolmetscher bei Arzt-Patienten-Gesprächen helfen mussten, kommt im Ortenau Klinikum Kehl jetzt ein KI-basiertes Übersetzungsgerät zum Einsatz. In mehr als 100 Sprachen kann man hineinsprechen und das Gesprochene wird ins Deutsche übersetzt oder umgekehrt. Außerdem können ausländische Arztbriefe und Rezepte abfotografiert werden und dann in deutschen Text übersetzt werden.
Dolmetscher nicht immer verfügbar
Laut Rolf Ermerling, Chefarzt der Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin, kann das umfangreiche Untersuchungen und damit wertvolle Zeit sparen. Besonders bei Notfällen oder wenn Schwerkranke in die Klinik kommen, sei es wichtig schnell zu wissen, was dem Menschen fehlt.
Scham gegenüber fremden Übersetzern
Im Kehler Krankenhaus gebe es zwar eine Liste von Beschäftigten, die Fremdsprachen beherrschen, aber nicht immer sei der passende "Dolmetscher" oder die passende "Dolmetscherin" im Haus, wenn grade Bedarf sei. Außerdem, so beschreibt Ermerling, gebe es gegenüber fremden Übersetzern seitens der Patientinnen und Patienten öfter eine gewisse Scham und auch Skepsis, wenn es um Gespräche über die eigene Gesundheit gehe.
Joelle Suss, Leiterin der Intensivstation ergänzt: "Der Patient fühlt sich verstanden. Er weiß, dass man sein Problem im Griff hat und dass man mit allen möglichen Ressourcen versucht, seine Gesundheit wieder herzustellen."
Probleme bei exotischen Sprachen
Die ersten Erfahrungen mit dem Gerät sind laut Chefarzt Ermerling positiv. Für die wichtigsten Fremdsprachen funktioniere es gut, solange man kurze klare Sätze formuliere. Bei exotischen Sprachen kommt die KI aber auch schon mal an ihre Grenzen. In Tests mit der thailändischen Sprache kam statt einer sinnvollen Übersetzung öfter mal Nonsens heraus.
Angeschafft hat das Übersetzungsgerät der Förderverein des Krankenhauses, weil die Zahl der Patientinnen und Patienten, die kein Deutsch sprechen immer weiter gestiegen ist.