"Pilverle, Pille, Drepfli, Salbe wurks i naa oddr schmier mi ii; d’Chemie, wu drinn isch, hilft allethalbe, numme froog i, kaans au uhni sii?"
Wer bei diesen alemannischen Zeilen der Dicheterin Brigitta Neidig zu den "Krankhede" bereits das Handtuch wirft, sollte hier auf jeden Fall weiter lesen. Um das Alemannisch aufzupolieren und um gleichzeitig etwas über die "Gsundheit vo Körber, Geischd und Seel" zu erfahren. "Gsund un munder" heißt ein Podcast auf alemannisch, der sich um verschiedene Gesundheitsthemen dreht und wieder zu mehr Dialekt ermuntern will. Dahinter stecken zwei Frauen aus dem Kreis Lörrach: Heilpraktikerin Susanne Eichin aus Eimeldingen und Cornelia Blum vom Freien Radio Wiesental in Schopfheim.
"De alemannische Podcast für Körber, Geischd und Seel"
Jemals eine Folge auf hochdeutsch aufnehmen? Das kommt für Cornelia Blum überhaupt nicht in Frage. "Mir läbe hier im Alemannen-Land, Hochdeutsch-Podcasts gibts ganz viili und mir wen des au in alemannisch mache", sagt sie.
Wenn sie ihren Podcast "Gsund un munder" auf alemannisch aufnehmen, fühlen sich die beiden Frauen authentisch. "Wenn ich uf alemannisch schwätze kann, dann bin ich so richtig ich", schwärmt Susanne Eichin. Im Dialekt könne sie sich besser ausdrücken als im Hochdeutschen. Das ch erklingt dabei ganz tief in ihrem Rachen.
"Gsundheit" betrifft nicht nur den Körper
Die Themen im Podcast "Gsund un munder" gehen über die rein körperliche Gesundheit hinaus. Vor allem auch die seelische und geistige Gesundheit spielen für Susanne Eichin und Cornelia Blum eine wichtige Rolle - und das Zusammenspiel der drei Ebenen: "Gesundheit ist bei uns etwas Ganzheitliches: körperlich aber auch emotional und spirituell", sagt Susanne Eichin. So sprechen die beiden Frauen in ihrem Podcast über Themen wie Trauer und loslassen - oder "los loh", wie es auf alemannisch heißt - genauso wie über Faszien oder den Umgang mit Stress, der übrigens "noochlosse" soll.
Podcasterinnen bedauern das Verschwinden der Dialekte
"Alemannisch kunnt eifach z'kurz. Ma wird in dr Schül so trainiert, dass ma alles auf Hochdütsch sagt", meint Susanne Eichin. Oder für alle Nicht-Alemannen und die, die es noch werden wollen: Der alemannische Dialekt komme zu kurz. In der Schule werde man darauf trainiert, Hochdeutsch zu sprechen.
Cornelia Blum und Susanne Eichin bedauern, dass der alemannische Dialekt aber auch generell Dialekte immer weniger gesprochen werden. Sie wollen mit ihrem Podcast nicht nur zum Thema Gesundheit aufklären, sondern die Menschen auch ermuntern, wieder mehr Mundart zu sprechen - ob auf alemannisch oder in einem anderen Dialekt. "Redet euren Dialekt, wir verstehen uns dann schon", sagt Cornelia Blum. So habe der Podcast "Gsund un munder" auch Fans in den USA, Australien und Berlin. Darunter sind Bekannte, die mal eine Zeit in der Lörracher Gegend gelebt haben und ausgewandert sind.
Authentisch zu sein, das ist für Susanne Eichin das Besondere am Menschen, ob es der Dialekt oder die Hobbys seien: "Wenn alle ganz einheitlich wären, wie langweilig wäre das denn?"