Noch wurde im Gemeinderat nicht darüber abgestimmt, ob Freiburg sich bei der UEFA als Austragungsort für die Fußball-EM der Frauen 2029 bewerben wird. Am kommenden Dienstag soll es aber so weit sein. In einem offenen Brief an Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) hat die Grünen-Fraktion im Gemeinderat jetzt mehr Transparenz im Bewerbungsverfahren gefordert. Nach Ansicht der Grünen gebe es zur Zeit zu wenig belastbare Informationen, um eine solche Entscheidung fällen zu können.
Augsburg ist bereits ausgestiegen
Auch Augsburg wollte sich ursprünglich als Austragungsort bewerben, hat inzwischen aber wegen der unklaren Höhe der Kosten zurückgezogen. Die Freiburger Grünen betonen in ihrem Schreiben an Horn, dass auch in Augsburg den Gemeinderäten keine ausreichenden Infos zu den UEFA-Rahmenbedingungen einer Bewerbung vorgelegen haben. Außerdem sei eine solche Bewerbung mit nicht unerheblichen Kosten verbunden - von der Ausrichtung ganz zu schweigen.
Frauen-Fußball-EM 2029: Kosten in Millionenhöhe
Nach Einschätzung der Grünen-Stadträtin, Katharina Mohrmann, liegen die Kosten für Bewerbung und Austragung in Freiburg bei mehreren Millionen Euro. "Wie hoch die Kosten am Ende tatsächlich sind, lässt sich endgültig nicht abschätzen", sagt Mohrmann dem SWR auf Nachfrage. Nach ihrer Aussage sei die Stadt Augsburg genau wegen dieser finanziellen Unwägbarkeiten und fehlender Informationen seitens der UEFA noch vor einer Bewerbung ausgestiegen.
Fragenkatalog an Freiburger Stadtverwaltung
Insgesamt sechs Fragen hat die Grünen-Fraktion an Freiburgs Oberbürgermeister Horn gerichtet. Sie will unter anderem wissen, welche positiven Effekte eine Bewerbung für Freiburgs Tourismus erzielen könnte - auch hinsichtlich der Übernachtungszahlen. Kritisiert wurde in dem Schreiben, warum die Stadtverwaltung bislang weder den Tourismusbeirat noch den Sportausschuss in den Prozess einer möglichen Bewerbung einbezogen hat. Dazu hat die Stadtverwaltung bislang keine Stellung bezogen.
Stadtspitze versteht EM-Vorbehalte
Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn äußerte in einer schriftlichen Stellungnahme, die dem SWR vorliegt, Verständnis für geäußerte Bedenken. "Wir können die Bedenken mit Blick auf die Anforderungen der UEFA, die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die aktuell noch nicht ganz konkret bezifferbaren finanziellen Auswirkungen grundsätzlich gut nachvollziehen", so Horn. Dennoch würden für die Stadt in der Abwägung die Vorteile überwiegen, heißt es weiter.
Birgit Bauer-Schick, Managerin der Bundesliga-Frauen des Sport-Club Freiburg, habe vor dem Gemeinderat von einer einmaligen Chance für die Sportstadt Freiburg gesprochen. So eine Möglichkeit komme nur alle 50 Jahre, sagt sie. Auch Sportbürgermeister Stefan Breiter betont, dass die Stadt mit der Bewerbung für die Women EURO 2029 die Chance habe, Teil eines internationalen Großsportereignisses zu werden.
SPD-Fraktion lehnt Projekt ab
Die Fraktion der Grünen will sich am Montag bei ihrer Fraktionssitzung inhaltlich abstimmen, wie man sich bei der Sitzung des Freiburger Gemeinderates am kommenden Dienstag positionieren will. Ebenso die CDU-Fraktion, die dem Projekt insgesamt positiv gegenübersteht. Große Ablehnung gibt es hingegen bei der Fraktion der Sozialdemokraten. Hauptgrund sei das unkalkulierbare finanzielle Risiko, verbunden mit dem wenig nachhaltigen Effekt für die Freiburger Sportlandschaft. Das teilte der sportpolitische Sprecher der SPD, Stefan Schillinger, schriftlich mit. Die Verwaltung gehe zwar von Kosten in Höhe von rund 5 Millionen aus, die genaue Summe bleibe aber unklar. Das sei mit Blick auf die aktuelle Haushaltslage der Stadt Freiburg untragbar, heißt es weiter.