Über Serpentinen und Forstwege - anders kommt man seit Anfang der Woche nicht mehr nach St. Ulrich im Schwarzwald (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Denn die Verbindungsstraße zwischen Bollschweil und St. Ulrich ist unter der Woche voll gesperrt. Und das für drei Monate. Der Grund sind umfassende Sanierungsarbeiten auf der rund drei Kilometer langen Strecke.
Wer mit dem Auto vom Freiburger Westen oder Südwesten nach St. Ulrich möchte, muss nun deutlich länger fahren. Unternehmer und Einwohner sind besorgt: In dem ohnehin schon abgelegenen Ortsteil von Bollschweil sind sie auf ihr Auto und somit auf die Straße angewiesen.
Bedeutsame Umwege über Horben
Die Sperrung bedeutet für die Menschen in und um St. Ulrich große Umwege über die Nachbargemeinde Horben (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Umwege, die unter anderem über deutlich schmalere Serpentinenstraßen und Forstwege führen und die normalerweise nicht für den Autoverkehr frei sind. Je nach Ziel können das 30 bis 40 Kilometer Umweg sein, die Anwohner, Lieferanten und Touristen in Kauf nehmen müssen.
Während der Bauarbeiten ist St. Ulrich über eine ausgeschilderte Umleitungsstrecke erreichbar. Sie führt von Freiburg-Günterstal über Horben nach St. Ulrich. Anfang der Woche sei die Beschilderung noch irreführend gewesen, berichten Anwohner. "Man sieht viele Urlauber, die hier stranden und aufgrund der schlechten Beschilderung keine Chance haben nach Freiburg zu kommen oder den Weg nach St. Ulrich zu finden", sagt Jens Rosenmeyer, der dort lebt.
Reporterin Louise Schöneshöfer berichtete auf SWR4 von den Auswirkungen der Straßensperrung:
Zimmerei-Betrieb vor großen Schwierigkeiten
Dieser Umweg bedeutet für die Zimmerei Heine große Schwierigkeiten, sagt Junior Daniel Heine und fügt hinzu: "Es erfordert einiges an Planung. Aber egal, wie gut man plant: Es hat im Moment schon viel mit Zeitverlusten zu tun." Mehrmals am Tag fahren sie von St. Ulrich - dem Sitz der Zimmerei - nach Ehrenkirchen, wo sich das Lager befindet. Mit der Sperrung muss das Handwerksunternehmen einen Umweg über Schallstadt fahren. So verdoppelt sich die Fahrzeit von 15 auf rund 30 Minuten. Außerdem befindet sich die Mehrheit der Baustellen und Kunden ebenfalls im Raum Ehrenkirchen, Staufen und Schallstadt. Man versuche natürlich, die Wege so sparsam zu gestalten und zu kombinieren. Aber das gehe leider nicht immer, so Heine.
Gastronom: "Das wird schlimmer als Corona"
Das Gasthaus zum Rössle in St. Ulrich war noch in den Betriebsferien, als die Straße am Montag gesperrt wurde. Besucherzahlen zu prognostizieren sei schwierig, sagt Betreiber Dominik Sumser: "Ich hab mal den Spruch losgelassen: Das wird schlimmer als Corona, weil das so unberechenbar ist."
In der Hauptsaison serviert die Familie Sumser an einem Wochentag 40 bis 60 Abendessen, wenn es hochkommt 80. Am Abend der Wiedereröffnung erwartet das Restaurant insgesamt vier Gäste, die reserviert hatten - zwei davon seien Hotelgäste. "Das ist schon bitter", sagt Sumser. "Wenn sich das so weiterentwickelt, muss ich Kurzarbeit anmelden."
Wer Übernachtungen im Gasthaus gebucht hat, wird von Familie Sumser über die Umleitungen informiert. "Ein nicht ortskundiger Gast wird hier, fürchte ich, scheitern - oder herumirren und sich herumfragen müssen", sagt Dominik Sumser.
Am Wochenende ist die Kreisstraße befahrbar
Dominik Sumser ist dennoch optimistisch und setzt auf das Wochenende. Denn zwischen Freitag 17 Uhr und Montag 6 Uhr, ist die Kreisstraße für den Verkehr frei, weil die Bauarbeiten ruhen. Nicht betroffen von der Straßensperrung sind Rettungswagen und der Schulbus, welcher dreimal am Tag fährt.
Ort begrüßt aber auch die Investition in die Straße
Das es die Sanierung gibt, wird im Ort aber auch positiv gesehen: "Die Straße hat große Schäden", sagt Zimmerer Daniel Heine. Man könne sich glücklich schätzen, dass der Landkreis Geld investiere und St. Ulrich dann eine top ausgebaute Straße habe. Ursprünglich hatten mehrere Bürgerinnen und Bürger gefordert, während der Bauarbeiten eine Ampel zu installieren statt einer Vollsperrung. Dazu ist es aber nicht gekommen.
Anwohner Jens Rosenmeyer hat allerdings die Sorge, dass sich die Sanierung der Straße bis in den Winter zieht. Dann könne die Umleitung gefährlich werden: "Hier kann es schon mal ordentlich schneien", so Rosenmeyer. Stand jetzt sollen die Bauarbeiten Ende November fertig sein.