Entlastung für Patienten und Pflegekräfte

Kreiskrankenhaus Lörrach: Ehrenamtliche helfen in Notaufnahme

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Autor/in
Katharina Seeburger
Eine Frau mit dunkelblonden Haaren lacht in die Kamera. Ihre Haare sind etwas länger als schulterlang. Katharina Seeburger trägt einen gestreiften Pullover in blau, rosa und grau.

Lange Wartezeiten, gestresstes Personal: Die Lage in den Krankenhäusern ist angespannt. In der Notaufnahme in Lörrach helfen nun Ehrenamtliche aus und kümmern sich um Patienten.

Knapp 20 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind inzwischen in der Notaufnahme des Lörracher Kreiskrankenhauses im Einsatz. Seit Dezember begleiten sie Patientinnen und Patienten zu Untersuchungen, vermitteln den Kontakt zu Angehörigen, kümmern sich um Essen und Trinken und informieren über Zeiten und Abläufe. Damit sollen sie auch die Pflegekräfte entlasten. Medizinische Aufgaben dürfen sie nicht übernehmen.

SWR-Reporterin Katharina Seeburger hat ehrenamtliche Helfer in der Lörracher Notaufnahme getroffen:

Viele Menschen sind in der Notaufnahme verunsichert

In die Lörracher Notaufnahme kommen am Tag auch mal bis zu 100 Menschen, die Hilfe brauchen. Lange Wartezeiten sind da vorprogrammiert, viele Patientinnen und Patienten bekommen Hunger oder brauchen dringend ein paar persönliche Dinge. Denn die meisten kommen ganz plötzlich und unerwartet in die Notaufnahme, zum Beispiel nach einem Unfall, erklärt die ehrenamtliche Helferin Michaela Seibold. Sie hilft seit vergangenem Dezember in der Notaufnahme.

"Die Patienten sind sehr verunsichert, sind sehr ängstlich, wissen nicht, was passiert", erklärt Michaela Seibold weiter. Diese Lage der Menschen müsse man sich als Helferin immer wieder klar machen.

Im Vordergrund steht eine Frau mit kinnlangen, schwarzen Haaren. Sie lächelt. Sie trägt ein weißes Tshirt. An dem hängt ein blauer Button, darauf steht "Ich bin für Sie da". Sie steht vor einer Holztüre mit Glasfenster in einem Gang der Notaufnahme.
Michaela Seibold hilft ehrenamtlich in der Lörracher Notaufnahme. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Patientinnen und Patienten.

Patienten in der Notaufnahme spüren Personalmangel

In diesen Situationen ist es die Aufgabe der 55-jährigen Helferin, die Patientinnen und Patienten zu fragen, wie es ihnen geht, ob sie Kissen oder Decken brauchen, Hunger haben oder mit Angehörigen sprechen möchten. So kommt sie auch mit einem Mann in Kontakt, der einen Fahrradunfall hatte. Drei Rippen hat er sich gebrochen. Seit einem Tag liegt er in einem Zimmer in der Notaufnahme. Michaela Seibold besorgt ihm ein Mittagessen. Persönliche Dinge hat ihm seine Frau bereits mitgebracht.

Der Mann freut sich, dass sich jemand um ihn kümmert, abseits der medizinischen Hilfe. "Die persönliche Ansprache kommt in dem Stress, in dem die Ärzte sind, einfach zu kurz", sagt er. Der Personalmangel sei spürbar. "Dann ist es gut, wenn da noch jemand außerhalb von diesem Normalbetrieb kommt, einen anspricht, wie es geht. Finde ich nett", erzählt er.

Personal- und Hausarztmangel belasten Notaufnahmen

Dass die Hilfe der Ehrenamtlichen in der Notaufnahme nötig ist, hat viele Gründe und betrifft nicht nur das Kreiskrankenhaus in Lörrach. Es fehlt an Personal, gleichzeitig kommen immer mehr Patienten in die Notaufnahmen, weil viele keinen Hausarzt mehr finden und weil die Gesellschaft älter wird, erklärt der Chefarzt für Notfallmedizin in den Kreiskliniken Lörrach, Samuel Hemmerling.

links steht ein Mann, er trägt ein blaues Tshirt und hat dunkle, kurze Haare. Er lächelt. Rechts von ihm steht eine Frau in einem grauen Pullover, sie lächelt auch. Hinter den beiden steht ein weiß-rotes Rettungsfahrzeug des DRK.
Samuel Hemmerling (l.), Chefarzt für Notfallmedizin in den Kreiskliniken Lörrach und Lilian Fischer (r.), Schulleiterin Berufsfachschule Pflege. Lilian Fischer koordniniert das Projekt zur Hilfe in der Notaufnahme.

Ehrenamtliche entlasten Pflegekräfte und Ärzteteams

Weil so viel zu tun ist, konzentrieren sich die Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte auf die medizinisch wichtigen Aufgaben. Nachfragen, ob die Patientinnen und Patienten etwas brauchen oder Angehörige informieren wollen, könnten dann nicht mehr gestellt werden. "Die sind aber für die Patienten ganz entscheidend. Das sind Beschwerden, die wir hören", sagt Chefarzt Samuel Hemmerling.

"Wenn eine ehrenamtliche Person hier vermittelt zwischen Pflegekraft und Patienten, dann entlastet das die Pflege schon dadurch, dass sie nicht das Gefühl hat, sie muss überall gleichzeitig sein."

Ehrenamtliche in der Notaufnahme: Positive Resonanz

Das Feedback zu dem Projekt sei positiv - von Patientinnen und Patienten und den Pflegekräften. Deshalb soll das Projekt auch dauerhaft in der Notaufnahme etabliert werden. Am 15. Juni sollen neue Ehrenamtliche für die Aufgabe geschult und angelernt werden.

Die Schichten der Ehrenamtlichen dauern vier Stunden, vor allem am frühen Abend werden sie gebraucht. Wie viele Schichten sie übernehmen, können sie sich aussuchen. Michaela Seibold bleibe auch mal länger als vier Stunden, wenn ein Patient sie noch braucht, sagt sie.

"Es geht viel um Zuwendung, um Zuhören, um Zeit schenken."

Als Michaela Seibold von dem Projekt über eine Bekannte erfahren hatte, war ihr sofort klar, dass sie in der Notaufnahme helfen möchte. "Es gibt nicht nur die virtuelle Welt und die Medien, sondern man sollte auch Hand anlegen und Nächstenliebe zeigen und sich Menschen zu wenden", erläutert die 55-Jährige. Das sei wichtig in der heutigen Zeit.

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