Jahresbericht der Beratungsstelle "emma"

Emmendingen: Mehr junge Menschen suchen Hilfe wegen harter Drogen

Stand
Autor/in
Antonia Vangelista

Die Zahl jugendlicher Abhängiger, die sich an die Emmendinger Jugend- und Drogenberatung wenden, hat deutlich zugenommen. Eine Entwicklung macht den Beratern besonders Sorgen.

13 junge Menschen aus dem Landkreis Emmendingen zwischen 14 und 19 Jahren haben sich vergangenes Jahr an die Beratungsstelle gewandt, weil sie von harten Drogen wie Opiaten und Kokain abhängig waren. Im Jahr zuvor waren es nur vier gewesen. Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sorgen sich auch zunehmend wegen der Art und Weise, wie junge Leute Drogen konsumieren.

Jugendliche mit exzessivem Drogenkonsum

2023 hat die Emmendinger Jugend- und Drogenberatung insgesamt 570 Betroffene beraten, davon 244 Menschen mit mehr als einem Gespräch. Das sind etwas weniger als im Vorjahr, aber eine Gruppe brauchte besonders oft Hilfe: junge Menschen, die verschiedene, harte Drogen konsumieren und von ihnen abhängig sind. Der Jahresbericht 2023 der Jugend- und Drogenberatung "emma" steht dementsprechend unter dem Motto "jung und drauf".

Immer öfter wird ein wilder Drogen-Mix konsumiert

Exemplarisch schildert der Jahresbericht den verfremdeten Fall der 17-jährigen Sabine: Sie wurde vom Jugendgericht zur Beratungsstelle geschickt, als sie gerade eine Ausbildung angefangen hatte. Seit dem zwölften Lebensjahr konsumiert sie eine wilde Mischung von legalen und illegalen Drogen wie Alkohol, Cannabis, Benzodiazepine und Opioiden.

In Verbindung damit muss sie sich mehreren Gerichtsverfahren stellen. Auch in ihrem Freundeskreis wird viel konsumiert. Seit über zwei Jahren steht sie mit "emma" in Kontakt.

Nach den anfänglichen, gerichtlich angeordneten Gesprächen nimmt die 17-Jährige auch selbst Angebote an: So konnte "emma" sie über Risiken ihres Konsums aufklären und sie an Stellen zur Entgiftung und Suchthilfe weitervermitteln. Auch ihre Mutter wird als Angehörige beraten.

Problem: Drogen sind leicht verfügbar

"Wir haben einfach festgestellt, dass im Jahr 2023 vermehrt junge Menschen zu uns gekommen sind, die wild mehrere Substanzen konsumieren, auch sehr potente Substanzen", sagt Marco Chiriatti, der Leiter der Beratungsstelle. Das mache ihm aktuell "ganz große Sorgen".

Für ihn gibt es mehrere Gründe, warum Jugendliche und junge Erwachsene zu Drogen greifen. Oft seien diese relativ einfach verfügbar, etwa über das Internet oder in Form von Medikamenten. Vermehrt missbrauchen Menschen auch Medikamente mit psychoaktiven Substanzen als Droge. Aus der sozialen Isolation während Corona, Zukunftsängsten und dem Vergleichsdruck, der durch soziale Medien entstehe, flüchteten sich gerade junge Menschen vermehrt in Drogenkonsum. Parallel hätten sie häufiger auch psychische Probleme.

Auch an Cannabis kämen Menschen durch die Teillegalisierung seit dem 1. April künftig leichter heran.

Unsere größte Angst ist, dass sehr junge Menschen potentes Cannabis konsumieren.

Während Marco Chiriatti die Gesetzesänderung grundsätzlich begrüßt, plädiert er für strengere Regeln für junge Menschen unter 25 Jahren. Denn bei dieser Altersgruppe könne Cannabis dem sich noch entwickelnden Gehirn möglicherweise schaden.

Zu wenig Geld für Drogenberatung beklagt

Die Beratungsstelle betont, dass ihre Arbeit Eskalationen wie Haftstrafen, gesundheitliche Schäden bis hin zu Tod verhindert. Damit verbunden würden für die Gesellschaft auch Kosten vermieden, etwa für Notarzteinsätze, Arbeitslosengeld und Haft. Gleichzeitig erhalte die Beratungsstelle zu wenige Zuschüsse von Land und Landkreis. Es sei unklar, ob in Zukunft weiterhin alle Beratungsangebote aufrechterhalten könnten.

Neben der Beratung von Betroffenen und Angehörigen arbeitet "emma" auch präventiv mit Jugendlichen. 546 Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis haben die Berater 2023 über die Risiken von Drogenkonsum informiert. Es gibt außerdem ein Wohnprojekt für Suchtkranke nach einer stationären Therapie.

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