Gründe für Medikamentensucht

Benzos – Warum immer mehr Jugendliche im Westen der Pfalz die gefährlichen Tabletten konsumieren

Stand
Autor/in
Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion

Sogenannte Downer-Drogen, darunter auch Benzodiazepine, sind gerade unter Jugendlichen in der Westpfalz angesagt. Ein Suchtberater nennt Gründe dafür.

Es sind unscheinbare weiße Tabletten, die derzeit auch in der Westpfalz vermehrt unter Jugendlichen die Runde machen. Wer nicht weiß, dass es sich um Benzodiazepine handelt, könnte glauben, es seien normale Kopfschmerztabletten.

Benzodiazepine machen schnell süchtig

Benzodiazepine werden bei Angstzuständen und Psychosen verschrieben. Denn sie wirken dämpfend auf das zentrale Nervensystem. Werden sie ohne Indikation verschrieben, können sie allerdings schnell gefährlich werden. Denn sie machen in kurzer Zeit bei stetiger Einnahme abhängig.

Das Thema sei in Kaiserslautern nichts Neues, sagt Gerd Laub von der Suchtberatung "release" in Kaiserslautern. Es seien vor allem Süchtige, die normalerweise Opiate konsumieren, die Benzodiazepine einnehmen, um Entzugserscheinungen zu lindern. "Nur was wir jetzt haben ist, dass auch jüngere Leute damit anfangen oder einsteigen", sagt Laub.

Riskante Konsummuster: Ein Blister am Abend

Dabei würden viele seiner Klienten Mischkonsum betreiben. Das heißt mit den Benzodiazepinen würde Alkohol konsumiert. Durch die Verbindung könne das Herz-Kreislauf-System kollabieren. "Wir führen hier keine Statistik, aber ich habe Klienten, die beginnen damit im Alter von 15 Jahren und fahren wirklich riskante Konsummuster. Da kann es vorkommen, dass an einem Abend ein Blister mit mehreren Tabletten eingenommen wird. So jung, so viel, das ist gefährlich", sagt Laub.

Polizei in der Westpfalz hat Probleme Missbrauch zu verfolgen

Benzodiazepine sind verschreibungspflichtige Medikamente, die unter das Arzneimittelgesetz fallen. Das bedeutet, allein das "mit sich führen" dieser Medikamente sei zunächst keine Straftat, erklärt Steffen Blasius, Leiter der Kriminalinspektion Westpfalz.

Die Kolleginnen und Kollegen des Fachkommissariats Rauschgiftdelikte bestätigen, dass der Fund von sogenannten Downern bei Durchsuchungen und Kontrollen immer häufiger werden. Dabei ist deren Verfolgung schwieriger als bei anderen Drogen: "Wir haben durch die nicht einfache Rechtslage besondere Herausforderungen beim Erkennen der Medikamente. Die Kollegen auf der Straße werden weniger Probleme damit haben, Cannabis-Produkte zu erkennen. Bei einer Person, die eine weiße Tablette einstecken hat, ist das schwieriger", sagt er.

Kaiserslauterer Polizei sieht Probleme bei Kontrollen

Hier müssten die Beamtinnen und Beamten erst schauen, um was für ein Medikament es sich handelt, ohne Anhaltspunkte zu haben. Selbst wenn dann geklärt sei, ob die Tabletten verschreibungspflichtig sind, könnte es immer noch sein, dass die Person die Medikamente legal besitzt.

Rapper besingen Benzos-Konsum

Was genau die Jugendlichen dazu verleitet, diese Downer zu nehmen, ist für Sozialpädagoge Gerd Laub immer noch unklar. Er vermutet allerdings, dass der zunehmende Hype mit dem Lifestyle der Vorbilder zu tun hat. Viele Rapper würden den missbräuchlichen Gebrauch des Medikaments verherrlichen.

Ein Beispiel dafür ist der Song Traptalk des Hildesheimer Trap-Rappers negatiiv OG. Der 25-Jährige rappt darin "Und poppe eine Xan (Xan) - Ich red nicht einfach ohne Plan von Drogen". Xan ist dabei die Abkürzung des Medikaments "Xanax" – ein Benzodiazepin, das in den USA verkauft wird.

"Wir merken immer, wenn so ein Medikament in den Songs so einen Hype erfährt, dann berichten auch unsere Klienten davon."

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