Der Biber verbreitet sich nach Angaben von Forstbezirken und Naturschutzverbänden rasant. Damit nehmen auch die Schäden der Tiere weiter zu. So nagen derzeit mehrere Biber im großen Bräunlinger Wald die Laubbäume weg, was bei Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Förstern in der Kleinstadt bei Donaueschingen für Unmut sorgt.
Reinhard Merz ist Förster in Bräunlingen und beobachtet das Treiben der Biber in seinem Revier mit Sorge. Denn die Nager haben es besonders auf die Laubbäume abgesehen, erläutert er. Dabei seien es genau diese Bäume, die den Schwarzwald für den Klimawandel wappnen sollen. Buche und Ahorn seien schon vor mehreren Jahrzehnten im Stadtwald angepflanzt worden, um einen Mischwald zu fördern.
Nur mithilfe der Laubbäume könne der von Trockenheit gestresste Schwarzwald mit seinen vielen Nadelbäumen der Klimakrise trotzen.
Förster beklagt fehlende Unterstützung bei Biber-Problematik
Revierförster Merz fühlt sich mit den Biber-Herausforderungen allein gelassen und bekommt zudem Vorwürfe von einigen Einheimischen. Die würden beim Anblick der zahlreichen umgestürzten Bäume und überschwemmten Wiesen erschrecken. Viele Möglichkeiten habe er nicht, sagt Merz. Er könne die Baumstämme mit einer Biberschutz-Paste einschmieren und das Tier abschrecken, doch "die Hoffnung auf Erfolg ist gering", so der Forst-Experte.
Eine andere Möglichkeit wäre, jeden einzelnen Baum mit Draht am Stamm einzuzäunen, was für ihn aber keine Option darstelle. "Wo fängt man da an und wo hört man auf?", fragt Merz. Das Waldgebiet und die Anzahl der zu schützenden Bäume sei einfach zu groß und die Arbeit viel zu aufwendig.
Fünf totgefahrene Biber in Bräunlingen in kurzer Zeit
Den Ursprung nahm das Biber-Problem schon vor einigen Jahren in Bräunlingen. Im Überschwemmungsgebiet zwischen Breg, dem Quellfluss der Donau, und Röthenbach findet das Nagetier ein wahres Biber-Paradies vor. Dass sich der Biber in diesem Bereich aufhalte, sei für den Revierförster kein Problem, doch der 30 Kilogramm-Koloss wandere zunehmend hoch in den Wald. "Das Wildtier macht halt was es will und nicht, was wir uns wünschen", so Merz. Dafür überquere das Tier oft auch die Straße. Die Folge: fünf totgefahrene Biber in nur wenigen Monaten. "Es zeigt das Ausmaß der Verbreitung", meint der Revierförster, der mit seinen Sorgen nicht alleine dasteht. Auch der Waldbesitzer Wilfried Hepting kämpft mit den Schäden, die der Biber anrichtet. Er habe versucht, die Stämme mit Drahthosen zu schützen, sagt er, aber das interessiere den Biber nicht. "Er nagt dann einfach die Wurzel an."
Biber gefährdet auch Trinkwasserversorgung in Bräunlingen
Im Bräunlinger Stadtwald musste Revierförster Merz im vergangenen Halbjahr gleich dreimal einen Biber-Damm entfernen lassen. Durch die Überschwemmungen seien Verunreinigungen und Kleintiere über die sogenannte Froschklappe in wichtige Quellen des Waldes gelangt und hätten die Trinkwasserversorgung der Kleinstadt gefährdet. Nur mit Ausnahmegenehmigung des Regierungspräsidiums sei eine solche Biberdamm-Entfernung möglich gewesen. Dafür müsse zum Beispiel "ein ernster wirtschaftlicher Schaden" vorliegen.
Förster und Anwohner fordern gezielten Abschuss des Bibers
Für Revierförster Merz und die Anwohnerinnen und Anwohner ist die aktuelle Situation mit den Bibern in Bräunlingen ein großes Ärgernis. Sie sind sich einig: Nur eine gezielte Bejagung von Bibern in Problemzonen könne Abhilfe schaffen. Doch von der Politik komme derzeit kein Anzeichen, das nach Bundesnaturschutz streng geschützte Tier für einen Abschuss freizugeben.
Der Biber breitet sich auch in Südbaden weiter aus. SWR-Reporter David Zastrow berichtet über die aktuelle Situation:
Neue Sichtungen in Südbaden - Biber verbreitet sich rasant
Die Verbreitung des Tieres im Schwarzwald geht unaufhaltsam weiter. Im Zastlertal (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) ist nun erstmals ein Biber beobachtet worden. Dies sei besonders, so Philipp Weiner vom Forstbezirk Hochschwarzwald. Man sei bisher davon ausgegangen, dass der Nager in den schnellfließenden Bächen am Westabfall des Schwarzwaldes keine Dämme bauen könne.
Dies gelang dem Nager auch weiter im Norden an der oberen Elz, wo eine Biberfamilie ebenfalls die Fließgewässer des Westschwarzwalds neu besiedelt. "Gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr, Ordnungswidrigkeiten im Bereich Gewässer und Wald, Sachbeschädigungen, die Liste ist lang und trotzdem lohnt es nicht, sich darüber aufzuregen", schreibt der Forstbezirk Hochschwarzwald. Denn aktuell ist der Biber in Baden-Württemberg streng geschützt. Die Förster in der Region müssen die Situation also akzeptieren.
Viele Naturschützer sehen darin kein Problem, schließlich schaffe das Tier auch Feuchtbiotope und Moore. Nach Angaben des BUND binden die Moore weltweit doppelt so viel CO2 wie alle Wälder zusammengenommen.