In der Silvesternacht bauten rund 80 Personen im Freiburger Stadtteil Stühlinger eine Straßenbarrikade auf und beschossen die Einsatzkräfte der Polizei mit Böllern. Eine Polizistin zog sich dabei Verletzungen zu. Nach den Angriffen hat die Polizei die Ermittlungen aufgenommen. Dabei wird auch Handymaterial gesichtet.
Fotos und Videos sollen bei Ermittlungen helfen
Die Polizei wertet derzeit Videos aus, die die Straßenblockade zeigen, sagte ein Polizeisprecher dem SWR. Dabei werden auch Handyvideos von Augenzeugen sowie verschiedene Meldungen der Einsatzkräfte zusammengeführt. Ein Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch wurde eingeleitet. Gesucht werden Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben.
Warum die Straßenbarrikade errichtet wurde, sei noch unklar. In der Gegend sei schon vor Mitternacht viel gezündelt worden. Als weitere Einsatzkräfte dazu geholt wurden, konnte die Polizei laut den Angaben die Menschenmenge zurückdrängen und die Lage beruhigen. Dabei wurden die Personalien mehrerer Beteiligter festgestellt.
Polizistin erlitt Knalltrauma in der Silvesternacht
Bei der Straßenblockade hatten rund 80 Personen einen PKW-Anhänger quer auf die Straße gestellt und Einsatzkräfte bei ihrem Eintreffen mit Feuerwerkskörpern attackiert. Dabei wurde eine Polizistin verletzt, sie erlitt ein Knalltrauma.
Weniger Verletzungen und Alkoholvergiftungen als erwartet
Sonst verlief die Silvesternacht verhältnismäßig ruhig. Die Uniklinik Freiburg berichtet, dass es weniger Alkoholvergiftungen und Verletzungen durch Feuerwerkskörper gab, als erwartet. Durch die Behandlung mehrerer schwerst kranker Patienten sei es über die Feiertage aber sowieso immer eine arbeitsintensive Zeit, wie Anneke Baryla von der Uniklinik Freiburg sagt.
Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im Kreisverband Freiburg meldete, dass die Silvestereinsätze nicht wilder waren, als sonstige Wochenenden. Es hätte außerdem keine Angriffe auf Einsatzkräfte des DRK gegeben. Daniel Schmitz, ärztlicher Verantwortlicher für den Rettungsdienst Freiburg zeigte sich deshalb erleichtert über den Verlauf der Nacht.
Polizisten in Rheinfelden mit Böllern angegriffen
Am frühen Neujahrsmorgen sind auch Polizisten in Rheinfelden (Kreis Lörrach) auf offener Straße mit Feuerwerksraketen beschossen worden. Wie die Polizei am Dienstag bekannt gab, hatte eine Polizeistreife zuvor einen Mann kontrolliert, der mit einer Schreckschusswaffe mehrfach in die Luft geschossen hatte. Während der Kontrolle des Mannes wurden die beiden Streifenpolizisten aus der Menschenmenge heraus mit Feuerwerksraketen beschossen. Sie blieben unverletzt. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch eingeleitet.
Vereinzelte Brände bei Lörrach und Offenburg
Die Silvesternacht in Offenburg war nicht ganz so ruhig: Die Polizei hatte insgesamt über 300 Einsätze. Laut Polizei hatte es über 60 Brände gegeben, darunter auch größere Brände durch Feuerwerkskörper in Rastatt, Kehl, in Hausach, Zell am Harmersbach und in Bühl: Dort brannten nicht nur Mülltonnen, sondern auch ein größeres Ökonomiegebäude. Bis zum frühen Morgen waren über 100 Einsatzkräfte mit den Löscharbeiten beschäftigt. Der Sachschaden wird laut Polizei derzeit auf 1,5 Millionen Euro geschätzt. Verletzt wurde bei den Bränden niemand.
Auch in Hausen im Wiesental (Landkreis Lörrach) war ein Einfamilienhaus nach Mitternacht in Brand geraten. Das Haus ist nun unbewohnbar, der Sachschaden wird auf einen mittleren sechsstelligen Betrag geschätzt. Ein Übergreifen auf die Nachbarhäuser konnte verhindert werden, vier weitere benachbarte Häuser mussten jedoch aus Sicherheitsgründen evakuiert werden. Laut Polizei sei die Brandursache noch unbekannt.
Ein Drittel weniger brennende Autos in Straßburg
Im Elsass scheint es verhältnismäßig ruhig geblieben zu sein. Nach Ausschreitungen im vergangenen Jahr meldete die Stadt Straßburg einen "Rückgang der verbrannten Fahrzeuge um ein Drittel" im Vergleich zu 2022. Die Präfektur hatte vorab umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Insgesamt waren in der Silvesternacht mehr als 2700 Polizisten, Soldaten und Feuerwehrleute im Département im Einsatz, wie die französische Nachrichtenagentur DNA mitteilte.
Gewalt gegen Einsatzkräften steigt weiterhin
Auch wenn es insgesamt überwiegend ruhig geblieben ist, steige die Zahl der Angriffe auf Einsatzkräfte in der Region. Sie bleiben in Südbaden auf hohem Niveau: 544 Mal wurden Beamte im Jahr 2022 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Freiburg angegriffen. Dabei wurden 225 Polizisten verletzt, wie Polizeisprecherin Laura Riske aus Freiburg dem SWR mitteilte.
Am häufigsten wurden Polizisten demnach im Stadtkreis Freiburg angegriffen. Hier wurden 238 Taten gezählt. Dahinter folgt der Landkreis Lörrach mit 130 Taten. In den Kreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen und Waldshut wurden deutlich weniger Beamte attackiert. Die Zahlen für das aktuelle Jahr sind noch nicht veröffentlicht, die Polizei rechnet aber auch 2023 mit einer erneuten Zunahme.