Abdoulie Camara aus Gambia hat in der Familienbäckerei Hilsenbeck (Schwarzwald-Baar-Kreis) seinen Traumjob gefunden: Der 25-Jährige ist Bäckerlehrling im zweiten Jahr. Doch ob er die Ausbildung abschließen kann, ist unklar. Er soll abgeschoben werden - nach Italien, wo er nach seiner Flucht aus Gambia als erstes registriert wurde. So will es das Dublin-Verfahren. Wann genau die Polizei kommt, um ihn abzuholen, weiß er nicht. Für Abdoulie Camara ist das belastend.
SWR-Reporterin Jasmin Bergmann hat den Bäckerlehrling Abdoulie Camara in der Bäckerei besucht:
Bäckerlehrling schwer zu ersetzen
Uwe Hilsenbeck gehört die Bäckerei in Villingen-Schwenningen und er ist frustriert. Abdoulie Camara sei ein "Sechser im Lotto" in Zeiten des Nachwuchsmangels. Zehn Jahre lang habe er davor vergeblich nach einem Azubi gesucht. Vor zwei Jahren hat er endlich einen gefunden und der solle ihm nun weggenommen werden.
Außerdem sei Abdoulie Camara mittlerweile ein Teil der Familie geworden. Und ein Familienmitglied zu ersetzen, sei noch schwerer.
Abschiebungen trotz Fachkräftemangel?
Klaus Meusel kritisiert die Abschiebungen von Menschen wie Abdoulie Camara scharf. Er ist ehrenamtlich beim Verein Jobclub in Villingen-Schwenningen aktiv und unterstützt Geflüchtete dabei, eine Arbeit zu finden.
Aktuell bemüht Meusel sich um Abdoulie Camaras Duldung. Das kürzlich beschlossene Chancen-Aufenthaltsrecht bringe dem jungen Mann allerdings nichts - denn Geflüchtete, die unter das Dublin-Verfahren fallen, würden im neuen Gesetz nicht berücksichtigt werden, sagt Meusel.
Klar ist: Die Ausländerbehörde kann Abdoulie Camara innerhalb der nächsten sechs Monaten abschieben, muss aber nicht. Auf Letzteres hoffen alle in der Bäckerei - gewiss können sie sich aber nicht sein.